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Japan setzt auf Offshore-Windkraft
Japan will erneuerbare Energien stärker nutzen. Das eröffnet deutschen Anbietern Chancen im Markt. Insbesondere in der Offshore-Windkraft ist ausländisches Know-how gefragt.
08.02.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Im Dezember 2023 gewann RWE den Zuschlag für sein erstes Offshore-Windvorhaben in Japan. Konkret erhielt ein Konsortium aus RWE Offshore Wind Japan Murakami-Tainai gemeinsam mit Mitsui und Osaka Gas ein Projekt an der Westküste Japans vor den Städten Murakami und Tainai in der Präfektur Niigata. Die geplante Kapazität des Windparks liegt bei 684 Megawatt (MW). Im Juni 2029 sollen insgesamt 38 Windturbinen von General Electric mit einer Leistung von jeweils 18 MW in Betrieb sein.
Weitere Vorhaben starten
Gleichzeitig ging ein Offshore-Projekt über 420 MW vor der Küste von Saikai in der Präfektur Nagasaki an ein Konsortium aus Sumitomo Corporation und Tepco Renewable Power. Die Fertigstellung ist für August 2029 geplant. Ein Konsortium von JERA, J-Power, Itochu Corporation und Tohoku Electric Power erhielt den Zuschlag für ein 315 MW großes Offshore-Windvorhaben an der Küste vor den Städten Oga, Katagami und Akita in der Präfektur Akita. Die Fertigstellung des Windparks ist für Juni 2028 vorgesehen. Beide Konsortien planen, 15-MW-Turbinen von Vestas einzusetzen.
Im Januar 2024 schrieb Japan zwei weitere Offshore-Windkraft-Projekte in den Präfekturen Aomori und Yamagata aus. Die Frist für die Abgabe von Geboten ist der 19. Juli 2024. Weitere Informationen zu diesen beiden Vorhaben gibt es in japanischer Sprache auf der Internetseite des Ministry of Economy, Trade and Industry.
Neben RWE ist mit wpd ein weiterer Projektentwickler aus Deutschland in Japan aktiv. Die Vorhaben sind jedoch alle Onshore. Die ehemalige wpd Offshore aus Bremen wurde 2022 von Global Infrastructure Partners (GIP) übernommen und firmiert seitdem unter dem Namen Skyborn. Die amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock wiederum will GIP im Laufe des Jahres 2024 übernehmen. Skyborn bemüht sich um Offshore-Windprojekte in Japan. In der Photovoltaik setzen etwa Baywa und das deutsch-japanische Joint Venture Juwi Shizen Energy Projekte in Japan um.
Siemens Offshore-Windprojekt geht ans Netz
Am 1. Januar 2024 ging ein Offshore-Windprojekt des größten japanischen Stromerzeugers JERA mit Turbinen von Siemens Gamesa ans Netz. Die 14 Turbinen mit jeweils 8 MW haben zusammen eine Kapazität von 112 MW. Davon können bis zu 100 MW ins Netz geliefert werden. Das Vorhaben in Ishikari Bay New Port auf Hokkaido war das erste Offshore-Windprojekt, bei dem in Japan Turbinen von Siemens Gamesa verbaut wurden. Alle anderen Projekte davor waren Onshore. Japan hat keine eigenen Hersteller von Windturbinen mehr. Daher braucht es in der Windenergie ausländische Technik und Know-how.
Energiepolitik setzt auf Offshore-Windkraft
Nach Angaben der Japan Windpower Association baute Japan im Kalenderjahr 2023 brutto 572 MW an Leistung in der Windenergie zu. Netto, also nach Abzug stillgelegter Windkraftanlagen, waren es 487 MW. Ende 2023 erreichte der Bestand an installierter Kapazität in der Windenergie 5,2 Gigawatt (GW).
Um den Ausbau voranzutreiben, setzt Japan auch auf Offshore-Windkraft. Offizielles Ziel sind gestartete Offshore-Projekte mit einer Kapazität von 10 GW im Fiskaljahr 2030 und 30 GW bis 45 GW im Fiskaljahr 2040. Das bedeutet angestrebte neue Vorhaben von mehr als 1 GW pro Jahr bis 2030 und von 2 GW bis 3 GW pro Jahr von 2031 bis 2040.
Japan verfügt zwar über große Wasserflächen, allerdings nur über wenige flache Gewässer. Meist fallen die Küstengewässer sehr schnell tief ab. Daher sind für einen massiven Ausbau früher oder später schwimmende Anlagen notwendig. Japan will für den Ausbau nicht nur seine direkten Küstengewässer, sondern in der Zukunft auch Meeresgebiete in seiner exklusiven Wirtschaftszone nutzen. Bis 2030 soll nach den Plänen der japanischen Regierung der Zubau neuer Kapazitäten nur in der Solarenergie noch höher sein als in der Windkraft.
Neben den Plänen für erneuerbare Energien arbeitet die japanische Regierung auch daran, mehrere alte Atomkraftwerke wieder ans Netz zu bringen. Allerdings ist es in der Kernenergie angesichts von Verzögerungen und Widerstand auf lokaler Ebene unwahrscheinlich, dass das in dem von der Regierung angestrebten Ausmaß passieren wird. In der Bioenergie wurde das für 2030 gesteckte Ausbauziel dagegen bereits 2023 übertroffen.
Energiequelle | 2021 (Ist) | 2022 (Ist) | 2030 (Ziel) |
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Erneuerbare Energien | 22,3 | 24,5 | 36 bis 38 |
Solar | 9,4 | 10,6 | 14 bis 16 |
Wind | 0,9 | 0,9 | 5 |
Wasserkraft | 7,5 | 7,7 | 11 |
Bioenergie | 4,3 | 5,1 | 5 |
Geothermie | 0,3 | 0,3 | 1 |
Kernenergie | 6,5 | 5,3 | 20 bis 22 |
Erdgas | 30,9 | 30,0 | 20 |
Kohle | 29,2 | 29,7 | 19 |
Erdöl etc. | 11,1 | 10,6 | 2 |
Japan und Deutschland arbeiten im Rahmen einer Energiepartnerschaft zusammen. Das Sekretariat befindet sich bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan.