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Branchen | Japan | Bergbau und Rohstoffe

Rohstoffhunger wiegt schwer

Japan will die Versorgung des Archipels mit Energie und Rohstoffen besser absichern. Weniger Abhängigkeit von Russland und China ist angestrebt.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan ist bei Energieträgern und Rohstoffen stark importabhängig. Das macht der russische Krieg in der Ukraine wieder deutlich. Daher hat Regierungschef Kishida beim Wirtschaftsministerium die Task Force on Strategic Commodities and Energy Supply Chains einrichten lassen. Sie konzentriert sich speziell auf die Frage der Versorgungssicherheit.

Russlands Rohstoffe sollen aufs Abstellgleis

Das erste Treffen dieser Arbeitsgruppe hat Ende März 2022 stattgefunden. Die Task Force aus Experten verschiedener Ministerien hat sieben Energieträger und Rohstoffe aufgelistet, für die vorrangig und schnell eine stabile Versorgung sichergestellt werden soll. Darunter sind Rohöl, Flüssiggas, Neongas, Palladium und Ferrolegierungen sowie Kohle zur Energiegewinnung als auch zur Stahlherstellung spezifiziert. Priorität ist es, das Land von Importen aus Russland unabhängiger zu machen.

Vor allem bei Palladium ist Japan auf Importe von Russland angewiesen. So liegt der russische Anteil an den japanischen Palladiumimporten bei 43 Prozent. An den japanischen Einfuhren von Rohöl und Flüssiggas machen russische Lieferungen gegenwärtig 3,6 Prozent beziehungsweise 8,8 Prozent aus. Bei Kohle betragen die Importanteile 13 Prozent und bei Kokskohle 8 Prozent.

Japan will Abhängigkeiten verringern

Darüber hinaus steht auf der Agenda, auch die Abhängigkeit von Lieferländern wie China zu verringern. Der ostasiatische Riese dominiert weltweit die Versorgung mit Tungsten, seltenen Erden und Antimon. 2019 importierte Japan 93 Prozent seiner Tungsteneinfuhren aus China. Bei seltenen Erden lag der chinesische Anteil an den japanischen Importen bei 62 Prozent und bei Antimontrioxid bei 84 Prozent. Das belegen Zahlen der staatseigenen Gesellschaft Japan Oil, Gas and Metals National Corp. (JOGMEC).

Welche Auswirkungen eine hohe Abhängigkeit haben kann, hat Japan bereits erfahren müssen. So hatte China wegen territorialer Inselansprüche im Ostchinesischen Meer im Jahr 2010 die Lieferung von seltenen Erden an Japan zeitweise gestoppt. Zudem haben japanische Hersteller 2014 im Zuge der Annexion der Krim durch Russland einen Vorgeschmack auf die aktuelle Lage bekommen. Damals hatte die Ukraine nicht mehr problemlos Neongas liefern können.

Lieferketten werden angepasst

Ein Schritt, die Abhängigkeit zu verringern, ist es, neue Lieferländer zu finden und/oder die eigenen Rechte an entsprechenden Lagerstätten oder Verarbeitungsanlagen aufzustocken. Zudem intensiviert Japan seine Recyclingaktivitäten bei Endprodukten. Das Land will die darin enthaltenen Materialien extrahieren und wiederverwerten. Diese Kreislaufwirtschaft gewinnt im Zuge des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit ohnehin an Bedeutung.

Nicht zuletzt forschen und entwickeln die japanischen Unternehmen daran, schwer zu beschaffende Rohstoffe und Materialien durch andere Werkstoffe zu ersetzen. Es geht zudem darum, mit innovativen Materialien Japans technologische Wettbewerbsposition zu stärken. Dabei unterstützen eine Reihe öffentlich finanzierter Forschungsinstitute.

Ressourcensicherung erfolgt mehrgleisig

Eine unabhängigere Ressourcenstrategie strebt Japan seit vielen Jahren an. Dazu hat das Land eine Strategie zur Sicherung von internationalen Ressourcen wie Öl und seltenen Metallen formuliert. Die Regierung hat in diesem Zug die Rolle des nationalen Rohstoffunternehmens JOGMEC gestärkt. JOGMEC engagiert sich selbst bei Explorationen und Beteiligungen und unterstützt zudem den Privatsektor bei seinen Aktivitäten.

Darüber hinaus sind Japans Handelshäuser, wie Mitsui, Mitsubishi oder Sumitomo, in der Ressourcensicherung aktiv. Sie besitzen und kaufen weltweit Beteiligungen an Minen, um die Versorgung japanischer Verarbeiter mit wichtigen Grundstoffen zu sichern. Gerade in Wachstumsbranchen wie der Elektromobilität und dem Aufbau von Offshore-Windparks steigt der Bedarf an seltenen Metallen und damit auch der internationale Wettbewerb.

Selbstversorgungsrate soll steigen

Die Selbstversorgungsrate für Basismetalle und seltene Metalle lag laut Wirtschaftsministerium im Fiskaljahr 2018 bei rund 50 Prozent. Sie soll bis zum Fiskaljahr 2030 auf 80 Prozent steigen. Japan erreichte bei Niobium, Mangan, Kupfer und Blei eine Selbstversorgungsrate von über 50 Prozent. Allerdings lag die Rate bei Titan, Antimon, Zinn, Molybdän und Tungsten nur im einstelligen Bereich. 

Japans Selbstversorgungsrate bei ausgewählten Rohstoffen (in Prozent im Jahr 2018) 1

Beteiligung2

Recycling etc.

Gesamt

Kupfer

38

15

53

Nickel

32

2

34

Mangan

58

0

58

Kobalt

42

0

42

Tungsten

0

11

11

Vanadium

0

16

16

Molybdän

5

1

6

Antimon

0

7

7

Magnesium

0

18

18

1) Fiskaljahr 2018 (1. April 2018 bis 31. März 2019); 2) Versorgung über Schürfrechte, Investitionsanteile in Minen oder an Explorationsprojekten Quelle: Minerals Subcommittee, General Energy and Resources Investigation Committee, METI 2021

Bei Rohöl und Erdgas zielt der Energieplan der Regierung darauf ab, den Anteil der eigenen Versorgung von circa 35 Prozent im Fiskaljahr 2019 auf 50 Prozent oder mehr bis zum Fiskaljahr 2030 auszuweiten. Dazu kaufen sich die japanischen Explorationsunternehmen und Handelshäuser in Beteiligungen in unterschiedlichen Ländern ein. Zudem will Japan die Gas- und Ölexploration im eigenen Hoheitsgebiet ausweiten.

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