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Wirtschaftsausblick I Kamerun

Deutliches Wachstumsplus mit Risiken

Kameruns Wirtschaft wird voraussichtlich jährlich um mehr als 4 Prozent zulegen. Externe Risiken und innenpolitische Verwerfungen könnten das Wachstum einschränken.

Von Fausi Najjar | Berlin

Wirtschaftsentwicklung: Eisenerz und Erdgas stützen das Wachstum 

Der Wirtschaftsdienst Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet für 2024 und 2025 mit einem Realwachstum von jeweils 4,6 Prozent, so ein Bericht vom Mai 2024. Danach liegt es bis 2028 zwischen 4 und 5 Prozent. Eine Prognose der Weltbank geht für die kommenden zwei Jahre von einem Wachstum zwischen 4 und 5 Prozent aus.

Die positiven Wachstumsaussichten gelten nur im Falle einer wenig konfliktreichen Nachfolge des amtierenden Präsidenten Paul Biya. Steigende Weltmarktpreise vor allem bei Nahrungsmitteln und Treibstoffen bilden im Falle einer Eskalation internationaler Konflikte ebenso ein Prognoserisiko.

Angesichts eines rohstofflastigen und von Kapitalgüterimporten abhängigen Wirtschaftsmodells weist das Wachstum nur geringe Beschäftigungseffekte auf. Es ist kaum mit einer Minderung der hohen Armutsquote zu rechnen. Angesichts der vielfältigen, wirtschaftlichen Potenziale - etwa in Landwirtschaft und Logistik - bleibt Kamerun hinter den Möglichkeiten.

Getragen wird das Wachstum insbesondere durch den Export von Flüssiggas und Eisenerz, von Infrastrukturinvestitionen sowie durch eine verbesserte Stromversorgung: 

  • In dem Bipindi-Grand Zambi Projekt ist der Abbau von 160 Millionen Tonnen Eisenerz in den nächsten 40 Jahren vorgesehen. Erste Ausfuhren sind für Ende 2024 zu erwarten. Die Kleinstadt Fifina erhält ein Werk für die Aufkonzentration von Eisenerz. 
  • In dem Projekt Mbalam-Nabeba wird mittels einer im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke (510 Kilometer) abgebautes Eisenerz aus Nabeba in der Republik Kongo zum kamerunischen Tiefseehafen Kribi verfrachtet.
  • Das Konsortium aus GNL Golar, Perenco und Hydrocarbons Corporation erhöht die Flüssiggasproduktion.
  • Mit Fertigstellung des Wasserkraftwerks Nachtigal (420 Megawatt) und weiteren Maßnahmen hat sich die Stromversorgung verbessert.
  • Bei eingeschränkten Realisierungschancen sind für die kommenden Jahre Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur von mehr als 7 Milliarden US-Dollar vorgesehen. 

International gestiegene Zinsen erschweren jedoch die Kreditaufnahme für Investitionen. Die wichtige Erdölförderung des Offshore-Feldes im Rio del Rey-Beckens ist schon seit Jahren rückläufig. Einen weiteren Unsicherheitsfaktor bilden die gewaltsamen Konflikte in den rohstoffreichen anglofonen Landesteilen. Wachstumsrisiko sind mögliche Konflikte bei einem Regierungswechsel.

Top-Thema: Unsichere Aussichten bei Regierungswechsel

Paul Biya, der Präsident Kameruns, ist 91 Jahre alt und seit über 40 Jahren an der Macht. Die nächsten Wahlen sind für 2025 geplant. Gesundheitliche Gründe könnten seine nochmalige Nominierung ausschließen. Wegen des restriktiven politischen Systems und der Uneinigkeit der oppositionellen Parteien gehen Experten von einem Wahlsieg der regierenden Partei RDPC aus. 

Berichten zufolge wird in dem autoritär geführten Land der älteste Sohn Biyas, Franck Biya, auf die Übernahme der Präsidentschaft vorbereitet. Er verfügt allerdings bislang über keine breite Unterstützung innerhalb des politischen Apparates. 

Die anstehenden Wahlen könnten das Klima der Instabilität in den kommenden Jahren verstärken. Der Grund: Rivalitäten politischer Seilschaften. Im Falle einer Eskalation schließen Beobachter ein Eingreifen des Militärs nicht aus. Die Herrschaft Biyas stößt zunehmend auf Unzufriedenheit in der Bevölkerung. 

Kamerun bleibt zwischen West und Ost positioniert

Voraussichtlich werden die westlichen Industrieländer wichtige Partner bleiben. Frankreich hat sich für Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und ein Darlehen der französischen Entwicklungshilfe (230 Millionen Euro) stark gemacht. China ist vor allem beim Abbau von Eisenerz engagiert. Kamerun hat im April 2022 einen Vertrag für eine militärische Zusammenarbeit mit Russland verlängert. 

Die Sicherheitslage in den anglofonen Regionen im Südwesten und Nordwesten bleibt angesichts separatistischer Aufstände prekär. Im äußersten Norden sind grenzüberschreitende Angriffe islamistischer Gruppen zu verzeichnen. Es ist nicht mit einem Kontrollverlust des Staates zu rechnen. 

Deutsche Perspektive: Fehlende Präsenz

Deutsche Unternehmen sind in Kamerun deutlich unterrepräsentiert. Dies ist ein Grund, warum sie gegebene Geschäftschancen kaum wahrnehmen. 

Französische Unternehmen sind stark präsent und profitieren von der historischen Beziehung Frankreichs mit Kamerun. China ist vor allem beim Abbau von Eisenerz engagiert und baut den wichtigen Tiefseehafen Kribi aus.

Die schwerfällige Bürokratie stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Ein lokaler Partner ist deswegen ein Muss. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International lag Kamerun 2023 auf Platz 140 von 180 geführten Ländern.

Chancen bei der verarbeitenden Industrie und Infrastrukturprojekten 

Aufgrund einer verbesserten Stromversorgung ist vermehrt mit Investitionen im verarbeitenden Gewerbe - insbesondere bei der Nahrungsmittelverarbeitung - zu rechnen. Dementsprechend gibt es Marktchancen für deutsche Maschinenbauer.

Der umfangreiche Projektmarkt bietet Geschäftschancen für deutsche Zulieferer und Ingenieursdienstleister; auch wenn eine planmäßige Projektumsetzung nicht gewährleistet ist. Hervorzuheben sind die Bereiche Energie - einschließlich Wasserkraft - sowie der Schienen- und Straßenbau. Es gibt Bedarf an Umwelt- und Recyclingtechnik. 

Das Interesse an einer Zusammenarbeit mit europäischen Partnern bei der nachhaltigen Nutzung der Waldbestände ist groß. Holz zählt nach Öl und Gas und vor Kakao zu den wichtigsten Exportgütern. 

Im Schnitt sind die deutschen Ausfuhren nach Kamerun in den letzten drei Jahren um jährlich 21 Prozent gewachsen. Der Absatzmarkt bleibt klein. Bei den Importen aus Kamerun lag die Zuwachsrate bei 66 Prozent.

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