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Kamerun: Afrikanische Entwicklungsbank priorisiert Verkehrssektor
Die Afrikanische Entwicklungsbank investiert in Kamerun über die Hälfte ihres Budgets in Transportprojekte. Ihr Länderportfolio könnte sie in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.
23.05.2024
Von Laura Sundermann | Bonn
Anteil des Transportsektors am AfDB-Portfolio in Kamerun
Eine Brücke zwischen Kamerun und Äquatorialguinea bauen oder die Infrastruktur im Norden des Landes entwickeln - das sind nur zwei Projekte aus dem Verkehrsportfolio der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) für Kamerun. Dieses umfasst etwa 1 Milliarde Euro.
Insgesamt investiert die AfDB aktuell 56,5 Prozent ihres Budgets in den Ausbau der Transportinfrastruktur im Land. Es folgen der Energiesektor mit aktuell gut 20 Prozent und die Landwirtschaft mit etwa 10 Prozent.
AfDB will sich künftig stärker in Kamerun engagieren
Die AfDB verstärkt aktuell ihr Engagement in Kamerun. Sie eröffnete dort im April 2024 ein Regionalbüro. Marie-Laure Akin-Olugbade, eine der Vizepräsidentinnen der Bank, wies bei der Eröffnung des Regionalbüros darauf hin, dass die AfDB ihr Länderportfolio für Kamerun innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppeln könnte.
Der Verkehrssektor zählt laut AfDB-Länderstrategiepapier 2023-2028 zu den zwei Schwerpunktbereichen, denen sich die Bank in Kamerun auch zukünftig stark widmen will:
- Schwerpunkt 1: Infrastruktur und Agrarindustrie (1,87 Milliarden Euro vorgesehene Mittel)
- Schwerpunkt 2: Kompetenzentwicklung und wirtschaftspolitische Steuerung (277 Millionen Euro vorgesehene Mittel)
Im Rahmen von Schwerpunkt 1 finanziert die Bank weiterhin Maßnahmen für eine bessere Energieversorgung.
Aktuelle AfDB-finanzierte Verkehrsprojekte in Kamerun
Wie im Länderstrategiepapier angekündigt, hat die AfDB kürzlich die Finanzierung für zwei Transportprojekte in Kamerun bewilligt. Die Vorhaben ergänzen andere bereits laufende oder kürzlich abgeschlossene Projekte.
Brückenbau zwischen Kamerun und Äquatorialguinea
Im November 2023 sagte die AfDB 73 Millionen Euro für ein Brückenbauprojekt zwischen Kamerun und Äquatorialguinea zu. Die Gesamtkosten des Vorhabens, an denen sich Kamerun mit eigenen Mitteln beteiligt, belaufen sich auf 148 Millionen Euro. Die Brücke wird über den Fluss Ntem führen und den Küstenort Campo in Kamerun mit Rio Campo in Äquatorialguinea verbinden. Die Brücke stärkt den Verkehrskorridor Jaunde-Bata-Libreville, der von Kamerun über Äquatorialguinea nach Gabun führt.
Projektmittel in Höhe von fast 102 Millionen Euro fließen dabei in den Bau der Brücke selbst und der Zugangsstraßen, in Unterstützung für Märkte, Schulen und Fischer in der Region sowie in die Einrichtung mehrerer Wasserstationen. Etwa 29 Millionen Euro dienen Unterstützungsmaßnahmen. So soll ein gemeinsamer Grenzposten in Rio Campo in Äquatorialguinea errichtet werden. Außerdem soll eine Studie Geschäfts- und Handelsmöglichkeiten auf dem Korridor Jaunde-Bata-Libreville ermitteln, um perspektivisch einen Industrie- und Hafenkomplex in der Region zu errichten.
Das kamerunische Ministère des Travaux Publics wird für das Projekt, das bis Ende 2028 läuft, Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen ausschreiben.
Verkehrs- und Privatsektorprojekt im Norden
Im Oktober 2023 sagte die AfDB 203 Millionen Euro für ein umfassendes Verkehrs- und Privatsektorprojekt im Norden des Landes zu. Das Projekt kostet insgesamt fast 237 Millionen Euro. Ziel ist es, die Territorialplanung und das Transportsystem zu stärken sowie den Privatsektor in der Region Far North zu fördern. Auch der Handel mit dem Tschad, der Zentralafrikanischen Republik und Nigeria soll gestärkt werden.
Es sollen Straßen instand gesetzt und neu gebaut werden, Schulen und Gesundheitszentren modernisiert und neu gebaut werden und Haushalte ans Stromnetz angeschlossen werden. Durch staatliche Reformen und Trainings für Bauern sollen die Einkommen in der Landwirtschaft steigen.
Auch für dieses Projekt ist das kamerunische Ministère des Travaux Publics verantwortlich. Bis zum Abschluss im März 2030 sind Ausschreibungen für vielfältige Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen zu erwarten.
Informationen über Projekte und Ausschreibungen
Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.
GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.
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Mehrere Projekte wurden abgeschlossen oder stehen kurz davor
Das Projekt in der Region Far North ergänzt ein weiteres Transportprojekt der AfDB. Die Bank unterstützt ebenfalls in Nordkamerun den Bau einer Brücke über den Logone-Fluss. Über die Brücke wird Yagoua in Kamerun mit Bongor im Tschad verbunden. Das Projekt soll Ende 2024 abgeschlossen sein.
Erfolgreich beendet wurde bereits der Bau eines Verkehrsknotens in Obala. Der Knotenpunkt bei Jaunde erleichtert die Verkehrsströme an der Kreuzung der großen Nationalstraßen RN 1 und RN 4. Der Verkehrsknoten ist Teil des Transport Sector Support Programmes, zu dem auch der Ausbau der Straße zwischen Jaunde und Bamenda gehört. Wenn diese Ende 2024 fertig ist, soll sich die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten von sechs auf vier Stunden verringern. Durch den Verkehrsknoten reduzierte sich die Fahrzeit schon um eine halbe Stunde. Zudem verringert der Knotenpunkt die Unfallgefahr.
Weitere abgeschlossene Verkehrsprojekte der Bank sind:
- Ketta-Djoum Road Development Project für eine bessere Verbindung zwischen Kamerun und der Republik Kongo
- Bamenda-Enugu Road Construction Project mit Brücke über den Cross River für eine bessere Verbindung zwischen Kamerun und Nigeria
In ihrem Datenportal listet die AfDB laufende und genehmigte Projekte in Kamerun auf und bietet einen Überblick über abgeschlossene Vorhaben.
AfDB-Engagement zielt auf Wirtschaftsentwicklung und regionale Integration
Eine gute Verkehrsinfrastruktur in Kamerun ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen erlauben gute Straßen den Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in die großen Ballungszentren des Landes und tragen so zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Zum anderen ist für die Nachbarländer Kameruns - die Binnenstaaten Tschad und Zentralafrikanische Republik - der Austausch mit dem Land besonders wichtig, damit sie über Kamerun und Äquatorialguinea einen Zugang zum Meer erhalten. Die AfDB betont, dass grenzüberschreitende Straßen und Brücken zwischen Kamerun und seinen Nachbarländern die regionale Integration erleichtern.
Regionale Integration ist einer der fünf Schwerpunkte der AfDB. Die Bank bearbeitet das Thema afrikaweit.
Neben der AfDB fördert auch die Weltbank Infrastrukturprojekte in Kamerun.
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