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Kanada: Das Land baut zukünftig stärker auf Holz
Die Forstwirtschaft ist ein wichtiger Sektor im zweitgrößten Flächenstaat der Erde. Der Werkstoff Holz kann im Zuge der Klimapolitik an Bedeutung gewinnen. (Stand: 2. Mai 2022)
Von Daniel Lenkeit | Toronto
- Ungewisse Konjunktur trübt Ausblick
- Anstieg der Bauholzpreise fördert Investitionen
- Waldwirtschaft dominiert von vielen kleinen Unternehmen
- Trend zu nachhaltiger Wirtschaft schürt Nachfrage nach Biomasse und holzbasierten Produkten
- Ausbau der Waldwirtschaft sowohl auf Bundesebene als auch lokal gefördert
Kanada gehört zu den weltweit größten Produzenten und Exporteuren von Holz. Vor allem Weichholz (Softwood Lumber) und Schnittholz (Sawn Wood) sind wichtige Exportschlager. Obwohl das nordamerikanische Land sein Bauholz in über 150 Länder liefert, gehen 75 Prozent der Ausfuhr in die USA, wo Holz als wichtiges Vorprodukt in der Bauwirtschaft dient.
Zur Forstwirtschaft werden in Kanada die Sektoren Waldwirtschaft, Holzverarbeitung und Zellstoff- sowie Papierproduktion gerechnet. Im Jahr 2020 trug der Wirtschaftszweig 1,2 Prozent zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts bei. Das ist der höchste Anteil unter den G7-Staaten.
Von 2010 bis 2015 trug die Forstwirtschaft jährlich zwischen 17 Milliarden und 20 Milliarden US-Dollar (US$, nominal) zur Wirtschaftsleistung bei und verzeichnete dabei jährlich ein geringes reales Wachstum. Jedoch stagniert der Sektor seit 2016. Steigende Rohstoffpreise erhöhten zwar das nominale Wachstum, die Branche konnte jedoch real nicht mehr zulegen. In der Coronapandemie schrumpfte die Wirtschaftskraft des Sektors infolge der Rezession deutlich.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
---|---|---|---|---|
Produktion von Rundholz (in 1.000 Kubikmetern) | 65.629 | 57.691 | 55.716 | 56.824 |
Beschäftigung in der Forstwirtschaft 1) | 187.144 | 183.951 | 169.154 | k.A. |
Umsatz der Forstwirtschaft (in Milliarden US$) 1) 2) | 62,2 | 57,1 | 57,1 | k.A. |
Investitionen der Forstwirtschaft (in Milliarden US$) 1) 2) | 2,0 | 2,0 | 1,8 | k.A. |
Ungewisse Konjunktur trübt Ausblick
Der Ausblick für Kanadas Forstwirtschaft für die nächsten Jahre ist gemischt. Einerseits dürfte das erwartete Bevölkerungswachstum im Land sowie in den Hauptabnehmermärkten USA und China den Bedarf für Bauholz positiv beeinflussen. Außerdem ist die Erholung vieler Volkswirtschaften – inklusive der kanadischen – von der Coronapandemie noch nicht abgeschlossen. Das heißt, in der Bauwirtschaft besteht auch konjunkturbedingt Luft nach oben. Der maßgebliche Impuls für die Nachfrage nach kanadischem Bauholz kommt aber aus den USA, darunter vor allem aus dem Wohnungsbau.
Auf der anderen Seite bestehen durchaus Risiken für eine mittelfristig eher schwache Entwicklung der kanadischen Forstwirtschaft. Die Zeichen einer Rezession in den nächsten 12 bis 18 Monaten mehren sich, vor allem in den USA. Dabei sind Zinserhöhungen und sinkende Realeinkommen nur zwei wichtige Boten einer wahrscheinlichen Drosselung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Belastend für die kanadische Forstwirtschaft sind zudem langfristige Trends wie der Nachfragerückgang nach Zeitungs-, Druck- und Schreibpapier. Dieser wird sich fortsetzen. Aktuell hindern im Bauholzsektor zudem vor allem Störungen in den Lieferketten eine reibungslose Markträumung. Große Holzunternehmen wie Canfor Corporation kündigen an, Vier-Tage-Wochen einführen zu müssen, da sie ihre vollen Lager nicht räumen können. Dies liege vor allem an fehlenden Transportmöglichkeiten für die Produkte, so Canfor.
Anstieg der Bauholzpreise fördert Investitionen
Unterm Strich erwartet das Ministerium Natural Resources Canada (NRCan) langfristig eine steigende Nachfrage nach Vollholz. Der Bedarf an Zellstoff und Verpackungspapier hingegen dürfte konstant bleiben. Der Verband Canadian Forest Industries erkennt aktuell Chancen für eine Kapazitätsausweitung der kanadischen Sägemühlen. Als Grund dafür nennt der Verband die unerwartet stark gestiegenen Bauholzpreise seit Mitte 2020. Die aktuell höheren Margen in der Holzverarbeitung lassen Investitionen in Kapazitätserweiterungen attraktiver werden.
Für Ausrüster von Sägewerken und der Holzwerkstoffindustrie bieten sich in dieser Phase Geschäftschancen. Deutsche Technik ist in Kanada beliebt und große Maschinenhersteller wie Sennebogen verkaufen ihre Holzverarbeitungsmaschinen bereits erfolgreich an Forstunternehmen und Sägemühlen. Hohe Sicherheitsstandards der Maschinen zum Schutz der Arbeiter, modulare Konfiguration und inkludierte Trainingsstunden am Produkt sind in Kanada gern gesehen.
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Projektträger |
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Bau einer Produktionsstätte für OSB-Platten in Prince Albert, Saskatchewan | 198,9 | Projektstart 3. Quartal 2022, Fertigstellung 2023 | |
Ausbau eines Sägewerks in Carrot River, Saskatchewan | 79,5 | Fertigstellung Herbst 2023 | |
Ausbau eines Sägewerks in Fort William First Nation, Ontario | 13,6 | Geplante Inbetriebnahme im 3. Quartal 2022 | |
Erweiterung eines Werks zur Produktion von Sägewerksausrüstung in Mirabel, Quebec | 1,2 | Bauphase, Fertigstellung Sommer 2022 |
Waldwirtschaft dominiert von vielen kleinen Unternehmen
In der kanadischen Forstwirtschaft sind insgesamt circa 8.000 Unternehmen aktiv. Davon arbeiten über 4.000 im Bereich Waldarbeit (Forestry, Logging), über 3.000 in der Holzverarbeitung und etwa 550 in der Papierherstellung. British Columbia, Quebec und Ontario sind die wichtigsten Provinzen für die Forstwirtschaft.
Unter den Waldarbeitsfirmen beträgt der Anteil kleiner Firmen mit bis zu 99 Angestellten nahezu 100 Prozent. Es gibt nur zwei Unternehmen mit über 500 Beschäftigten. In der Holzverarbeitungsbranche verhält es sich ähnlich. Die Papierproduktion ist strukturell etwas breiter aufgestellt. Etwa 60 Prozent aller Firmen beschäftigen 5 bis 99 Mitarbeiter.
Firma | 2021 | Veränderung 2021/20 |
---|---|---|
10,5 | 139 | |
10,2 | 36 | |
6,1 | 49 | |
3,7 | 32 | |
3,3 | 50 | |
k.A. | k.A. | |
k.A. | k.A. |
Trend zu nachhaltiger Wirtschaft schürt Nachfrage nach Biomasse und holzbasierten Produkten
Das Produktrepertoire der kanadischen Forstwirtschaft umfasst alles von Bauholz über Paneele und Zellstoff bis hin zu Zeichenpapier. Unter anderem im Bausektor will die Regierung den Anteil des Werkstoffs Holz ausbauen. Zusätzlich kamen in den letzten Jahren im Zuge der Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft neue Produkte hinzu. So erwartet das Ministerium NRCan, dass der Bedarf an kompostierbaren Biokunststoffen aus holzbasierter Biomasse weiter steigt. Diese sollen Einwegverpackungen zunehmend ersetzen.
Ebenso wird der nachwachsende Rohstoff Holz immer häufiger für die Wärme- oder Stromerzeugung genutzt. Der Anteil von Biomasse an Kanadas Energieerzeugung verdoppelte sich seit den 1970er Jahren und liegt heute bei etwa 6 Prozent – Tendenz steigend.
Ausbau der Waldwirtschaft sowohl auf Bundesebene als auch lokal gefördert
In British Columbia fördert die Behörde Forestry Innovation Investment die lokale Forstwirtschaft mit verschiedenen Programmen. Beispielsweise unterstützt das "Wood First"-Programm die Nutzung von innovativen, klimaschonenden Holzbauweisen. Auch in der Wohnraumausstattung und im täglichen Gebrauch soll der Werkstoff stärker eingesetzt werden.
Kanadas Regierung hat zudem eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt. Eine gute Zusammenfassung und Links zu detaillierteren Informationen bietet die Website des NRCan.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Natural Resources Canada (NRCan) | Für Forstwirtschaft zuständiges Ministerium |
Canadian Forest Services (CFS) | Behörde für Wald und Forst |
Industrieverband Forstprodukte | |
Canadian Wood Council (CWC) | Industrieverband Holzindustrie |
Verband verschiedener Berufsgruppen, die in Forstwirtschaft tätig sind | |
Jährlicher Branchenkongress für Forstwirtschaft; jüngster Termin: 27.-29.04.22; Vancouver, British Columbia | |
Fachmagazin für Forst-, Holz- und verwandte Industrien | |
Fachzeitschrift für Zellstoff- und Papierindustrie | |
Übersicht über Produktionsstätten für Holzwerkstoffe (Mass Timber) in Kanada |