Die galoppierende Inflation bremst 2022 die Nachfrage nach Holz sowie Forsttechnik. Zudem halten deutsche Hersteller nur überschaubare Marktanteile. (Stand 21. März 2022)
Die USA verfügen über 334 Millionen Hektar Waldfläche. Traditionell wird Holz in vielen Branchen als Rohstoff und Ausgangsmaterial verwendet, insbesondere in der Bauwirtschaft.
Anders als in Europa bestehen amerikanische Eigenheime und Wohnhäuser mit bis zu vier Etagen aus einem Holzskelett sowie Dachkonstruktionen und Zwischenböden aus geschnittenem Bauholz. Für Wände und Türen, aber auch für Möbel kommen in der Regel Hartfaserplatten zum Einsatz.
Forstwirtschaft in den USA auf einen Blick | 2019 | 2020 | 2021 |
---|
Produktion von Rundholz (in 1.000 Kubikmetern) | 77.160 | 75.910 | 86.600 |
Beschäftigtenzahl | k.A. | k.A. | 119.900 |
Investitionen (in Millionen US$) | 1.200 | 1.200 | 1.300 |
Umsatz der Forstwirtschaft (in Millionen US$) | 14.407 | 14.726 | 17.271 |
Quelle: IBISWorld, U.S. Forest Service, American Forest and Paper Association
Da jedes Jahr zwischen 1,3 Millionen und 1,5 Millionen Baustarts für Eigenheime gezählt werden, wird Holz als strategisch wichtiger Rohstoff klassifiziert: Sobald Angebotsverknappungen bei Holz drohen, tritt die Politik mit Beihilfen, Steuererleichterungen und Verordnungen in Erscheinung, um langanhaltenden Verwerfungen und Preisanhebungen entgegenzusteuern.
Gegen die hohe Inflation von 7,9 Prozent (Stand März 2022) kündigte die Zentralbank Fed zwar Maßnahmen an. Doch werden sie unweigerlich in steigenden Kreditzinsen münden. Entsprechend negativ entwickelt sich im laufenden Jahr die Nachfrage nach Forstmaschinen. Davon geht unter anderem die Interessengemeinschaft American Loggers Council aus.
Im Zuge der Pandemie kam es 2020 und 2021 zu besonders vielen Starts im Eigenheimbau. Eine vollständige Kapazitätsauslastung in den Sägewerken und Angebotsverknappungen waren die Folge. Gleichzeitig löste die überbordende Nachfrage nach Bauholz massive Investitionen in Sägekapazitäten und in die Forstwirtschaft aus.
Holzproduktion gesteigert
Sägewerke steigerten daher 2020 massiv ihren Ausstoß. Die Forstindustrie zog mit Verzögerung nach und lieferte 2021 die Rekordmenge von 86,6 Millionen Kubikmetern Holz. Das waren laut Unternehmensberatung Forisk Consulting um 34 Prozent mehr als noch fünf Jahre zuvor.
Von der Holzernte gingen 74 Prozent an Sägewerke, 14 Prozent an Hersteller von Möbeln sowie Hartfaserplatten und der Rest an Papier- und Zellstofffabriken. Die Nachfrage nach Holz, und im Zusammenhang damit auch nach Forstmaschinen, dürfte wegen der hohen Inflation im Jahr 2022 wieder zurückgehen.
Nachfragesteigerungen nach Holz und Maschinen sollten zumindest auf mittlere und lange Sicht wieder möglich sein. Denn allein die Infrastrukturhilfen der US-Regierung summieren sich bis 2026 auf einen Gesamtbetrag von 1,2 Billionen US-Dollar (US$) - ein guter Teil davon fließt in die Bauwirtschaft und in Umweltprojekte.
Noch im 1. Quartal 2022 erwies sich Holz als knapp, ebenfalls Maschinen und Anlagen für die Forst-, Säge- und holzverarbeitende Industrie. Die ohnehin langen Lieferzeiten für diese Art von Maschinen und Anlagen von bis zu einem Jahr hatten sich 2021 sogar verdoppelt.
Die größten Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft in den USA (Produktion an Schnitt- und Bauholz)*Firma | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
Weyhaeuser | 10,2 | 0,6 |
West Fraser | 8,6 | 11,6 |
Sierra Pacific Industries | 7,9 | 2,4 |
Interfor | 7,0 | 10,5 |
Georgia-Pacific Co | 6,4 | 32,5 |
Canfor | 5,0 | 3,9 |
Hampton Affiliates | 4,3 | 0 |
Idaho Forest Group | 3,0 | -7,3 |
PotlatchDeltic | 2,5 | 0 |
RSG Forest Products | 2,1 | 0 |
Gesamt | 57,0 | 6,2 |
*) in Millionen Kubikmetern; Veränderung in ProzentQuelle: Forisk North American Forest Industry Capacity Database
Im Jahr 2021 wurden 49.395 Forstbetriebe gezählt. Die meisten von ihnen befanden sich in räumlicher Nähe zu ihren Abnehmerindustrien, drücken doch die Transportkosten empfindlich auf die Gewinnmargen.
Die Forstindustrie ist kapitalintensiv: Zu jedem Dollar an Personalkosten kommen 0,40 Dollar an Kapitalinvestitionen hinzu. Investiert wird unter anderem in Spezialfahrzeuge und Holzerntemaschinen, darunter Hackmaschinen, Stubbenfräsen, Holzschlepper, Holzspalter, Entkalker, Schleifmaschinen und Sägen. Bei den Investitionen wird darauf Wert gelegt, dass mit der neuen Technik Waldflächen nachhaltig bewirtschaftet werden können, bei gleichzeitig niedrigen Betriebskosten.
Neue Züchtungen stehen im Fokus
Die Forstwirtschaft hat Interesse an Bäumen mit verbesserten Eigenschaften. Diese werden mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken gezüchtet. Zur Verbesserung der Arbeitsabläufe in der Forst- und Holzindustrie gelangen darüber hinaus Biotechnologie und Gentechnik zum Einsatz.
Im Ergebnis werden maßgeschneiderte Bäume gezüchtet, die schneller wachsen und resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten sind. Die Bundesforstbehörde U.S. Forest Service bezuschusst diesbezügliche Entwicklungsprogramme, die Universitäten und Unternehmen durchführen.
Ausgewählte Großprojekte in den USA (Investitionen in Millionen US-Dollar)
Im Vergleich zur Baumzucht hat sich die Ausrüstung für die Holzernte in den letzten Jahren technologisch langsamer entwickelt. Das Hauptaugenmerk der Forschung und Entwicklung lag hier auf der Erhöhung der Arbeitssicherheit, etwa durch Maschinensteuerungen aus der Distanz.
Ebenso erhöht sich bei der Holzernte die Präzision von Messungen dank digitaler Lösungen. So können moderne voll mechanisierte Bearbeitungsköpfe Bäume ferngesteuert vermessen, einschlagen und auf die optimale Stammlänge kürzen. Im Ergebnis verkürzt sich der Einsatz manuell betriebener Kettensägen.
Außerdem fällen Heißsägen, die an einem Ausleger einer Fällmaschine montiert sind, Bäume, ohne das Holz oder die umliegenden Bäume zu beschädigen. Der Holzabfall reduziert sich hierdurch um ein Vielfaches.
Deutsche Marktanteile gering
Die deutschen Anteile an den US-Importen von Ausrüstungen der Forstwirtschaft sind 2021 relativ gering ausgefallen:
- Bei Spaten, Äxten, Baumscheren lagen sie bei 1,4 Prozent,
- bei Handsägen bei 0,2 Prozent,
- bei Feilen, Raspeln und ähnliche Handwerkzeugen bei 4,3 Prozent,
- bei Maschinen für die Land- und Forstwirtschaft zum Urbarmachen, Bearbeiten oder Bestellen des Bodens oder zur Pflege der Pflanzen bei 7,2 Prozent,
- bei anderen Maschinen, Apparate und Geräte für die Land- und Forstwirtschaft bei 4,3 Prozent sowie
- bei Zugmaschinen bei 26,2 Prozent.
Bei den deutschen Zugmaschinen lässt sich wegen ihrer vielfältigen Anwendungsgebiete jedoch nicht feststellen, wie viele von ihnen tatsächlich an amerikanische Forstbetriebe ausgeliefert wurden. Auf Anfrage von Germany Trade & Invest bei den größten zehn Forstunternehmen hin lautete die Antwort fast unisono, dass keine Forsttechnik aus Deutschland im Bestand wäre. Für Angebote sei man aber offen, wenn sie einen vollwertigen After-Sales-Service enthalten. Möglichkeiten zu geschäftlichen Kontakten bieten vor allem Fachmessen.
Von Ullrich Umann
|
Washington, D.C.