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Wirtschaftsausblick | Katar

Katar erwartet 2025 eine gute Konjunktur

Prognosen zufolge soll die Wirtschaft des Emirats im Jahr 2025 um 2 bis 2,7 Prozent wachsen. Milliardenschwere Investitionen in der Bauwirtschaft geben Auftrieb.

Von Heena Nazir | Dubai

Top Thema: Katar führt Mehrwertsteuer ein

Katar plant, im Jahr 2025 eine Mehrwertsteuer (Value Added Tax, VAT) von 5 Prozent einzuführen. Damit setzt das Emirat die Vereinbarungen des Golfkooperationsrats um. Kurzfristig dürfte die Steueranpassung die Preise erhöhen und das Konsumwachstum leicht dämpfen. Für den Privatverbrauch wird 2025 dennoch ein moderates Wachstum von etwa 3 Prozent erwartet. Für Unternehmen, insbesondere kleinere Betriebe, bedeutet die VAT eine notwendige Umstellung der Buchhaltungssysteme, die zusätzlichen Aufwand und Kosten mit sich bringt.

Die Einführung der VAT soll mittel- bis langfristig Transparenz und Effizienz fördern, indem Unternehmen ihre Geschäftstätigkeiten präziser dokumentieren müssen. Die Mehrwertsteuer ist darüber hinaus ein wichtiger Schritt, die Staatseinnahmen zu diversifizieren. 

Wirtschaftsentwicklung: Gute Aussichten

Für das Jahr 2025 schätzt die Weltbank das reale BIP-Wachstum Katars auf 2,7 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet dagegen mit einem Plus von rund 2 Prozent. Um das Wirtschaftswachstum langfristig und nachhaltig zu abzusichern, muss das Emirat eine Balance zwischen dem Ausbau des Gassektors und der Diversifizierung der Wirtschaft finden.

Laut IWF wuchs die Nichtölwirtschaft von Januar bis Oktober 2024 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1,6 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein Plus von 2,1 Prozent erwartet, vor allem aufgrund der verstärkten Bautätigkeit. In den ersten zehn Monaten 2024 nahm das Projektvolumen um 28 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. 

Auch der Tourismus boomt: Von Januar bis Ende Oktober 2024 verzeichnete Katar insgesamt 4 Millionen Besucher. Das entspricht einem Anstieg von 26 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Katar verfolgt zudem ambitionierte Ziele als Gastgeber für internationalen Sportevents und hat sich für die Olympischen Spiele 2036 beworben.

Trotz Fortschritten bei der Diversifizierung bleibt die Wirtschaft Katars vom Gas abhängig. Mehr als 70 Prozent der Staatseinnahmen und 85 Prozent der Exporteinnahmen stammen aus dem Gasgeschäft. Die Produktion von Liquefied Natural Gas (LNG) wird 2024 auf etwa 80 Millionen Tonnen geschätzt. Für 2025 wird ein Anstieg auf 84 Millionen und bis 2030 auf 142 Millionen Tonnen erwartet. Diese Expansion soll über langfristige und neue Lieferverträge stabile Einnahmen sichern. Geopolitische Risiken und die hohe Abhängigkeit von China als Hauptabnehmer könnten die Kalkulation jedoch kurzfristig durcheinanderbringen.

Maschinenbau und Bauwirtschaft haben Hochkonjunktur

Katar eröffnet deutschen Unternehmen vielfältige Kooperationsmöglichkeiten. Besonders der Maschinenbau spielt eine zentrale Rolle beim Ausbau der verarbeitenden Industrie. Zudem bieten katarische Großprojekte wie Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2036 zusätzliche Chancen, insbesondere im Bauwesen. 

Das Interesse deutscher Unternehmen am Standort Katar nimmt zu. Auf dem Web Summit Qatar 2024 bekundeten Firmen wie SAP, Siemens Healthineers und Deutsche Telekom ihre Bereitschaft, in den Bereichen künstliche Intelligenz, Gesundheitstechnologie und Cybersecurity ihr Engagement zu verstärken. Institutionen, die deutschen Firmen Unterstützung anbieten, erhöhen ihre Präsenz vor Ort: Neben der Auslandshandelskammer (AHK) eröffnete die Mittelstandsvereinigung BVMW 2023 ein Büro in Doha, das speziell klein- und mittelständischen Unternehmen den Markteintritt erleichtern und die Kooperation mit katarischen Partnern fördern soll.

Die hohe Abhängigkeit vom Energiesektor sowie Katars politische Unterstützung für die Hamas bergen dagegen Risiken für das Geschäftsklima. Die USA und westliche Staaten bauen verstärkt Druck auf Katar aus, sich von der Hamas zu distanzieren. Deutsche Unternehmen sollten die Entwicklung aufmerksam verfolgen, um bei Bedarf schnell reagieren zu können.

Außenhandel: Sinkende Gaspreise lassen Exporte zurückgehen

Katars Außenhandel zeigt 2023 einen Rückgang der Exporte um 25,4 Prozent auf 98 Milliarden US$, vor allem wegen sinkender Energiepreise nach dem Hoch von 2022. Auch im 1. Halbjahr 2024 blieben die Exporte mit 47,4 Milliarden US$ hinter dem Vorjahreswert zurück.

Die Importe hingegen stiegen im 1. Halbjahr 2024 um 16,3 Prozent auf 16,4 Milliarden US$. Ein wichtiger Grund für das Wachstum waren neue Infrastrukturprojekte. Dank staatlicher Investitionen dürfte die Importnachfrage weiter steigen.

Deutsche Perspektive: Konkurrenz steigt 

Laut der Statistikbehörde Eurostat gingen im Jahr 2023 die katarischen Importe aus Deutschland um 6,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Die katarischen Ausfuhren nach Deutschland stiegen dagegen um 18,8 Prozent auf 562 Millionen Euro. Rund 90 Prozent des Warenexports von Katar nach Deutschland waren den Branchen Öl, Gas und Petrochemie zuzuordnen. Umgekehrt liefert Deutschland vor allem Maschinen, Autos sowie pharmazeutische und chemische Produkte nach Katar.  

Maschinen nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. Im Jahr 2023 betrugen die Ausfuhren 318 Millionen Euro und entsprachen einem Marktanteil von knapp 25 Prozent der katarischen Maschinenimporte.

China konnte durch eine Exportoffensive seinen Marktanteil an den katarischen Maschinenimporten von 9,3 Prozent im Jahr 2014 auf bis zu 20 Prozent deutlich ausbauen. Die USA verzeichnen als Anbieter von Maschinen ebenfalls eine starke Präsenz mit  einem Marktanteil von 12 Prozent.

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