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Branchen | Katar | Wasserstoff

Großes Potenzial für die Produktion von blauem Wasserstoff

Der Golfstaat verfolgt Pläne zum Bau der weltweit größten Anlage zur Herstellung von blauem Ammoniak und stärkt seine internationalen Allianzen in der Wasserstoffindustrie.

Von Heena Nazir | Dubai

Katar ist einer der größten Erdgasproduzenten der Welt, und plant in Zukunft eine regionale Führungsrolle in der Wasserstoffindustrie einzunehmen. Dabei konzentriert sich das Land insbesondere auf die Produktion von blauem Wasserstoff. Dieser wird aus Erdgas gewonnen.

CCS-Technologien als Hoffnungsträger

Parallel dazu setzt der Golfstaat auf die Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologie - ein Prozess, der die Abscheidung, den Transport und die sichere Lagerung von Kohlendioxid (CO₂) beinhaltet.

Dabei erweisen sich die geologischen Formationen Katars als wertvolles Kapital. Sie haben über Jahrmillionen Erdgas sicher beherbergt und könnten nun als potenzielle Speicher für CO₂ genutzt werden. Große, bereits erschlossene Erdgasfelder würden dabei eine zentrale Rolle spielen. Sie haben ihre Eignung zur sicheren und langfristigen Gasspeicherung bereits unter Beweis gestellt und könnten daher für die CCS-Technologie nutzbar gemacht werden, heißt es in einem Bericht der Fachzeitschrift Science Direct.

Darüber hinaus könnten die bestehenden Infrastrukturen, die zur Förderung des Erdgases eingesetzt wurden, auch für die Einspeisung von CO₂ genutzt werden. Das würde zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Dieser strategische Einsatz vorhandener Ressourcen verschafft dem Land einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Nationen.

Nationale Projekte und ambitionierte Ziele angekündigt

Im Oktober 2021 kündigte die Golfmonarchie an, bis 2030 jährlich 9 Millionen Tonnen CO₂ zu speichern. Dafür kündigte der staatliche Energiekonzern QatarEnergy ein CCS-Projekt im Wert von 200 Millionen US-Dollar (US$) an, das im Rahmen der Erweiterung des North-Field-Vorhabens umgesetzt werden soll. Dabei soll die Produktion von verflüssigtem Erdgas von derzeit jährlich etwa 80 Millionen Tonnen bis Ende 2027 auf 126 Millionen Tonnen erhöht werden.

Weiterhin setzt das Land auf Solarenergie, wie der Bau der Solaranlage Al Kharsaah zeigt. Das Kraftwerk erstreckt sich über 10 Quadratkilometer und umfasst mehr als 1.800.000 Solarmodule. Al Kharsaah wurde im Oktober 2021 von Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, dem Emir des Landes, eingeweiht und ist seit Oktober 2022 in Betrieb. Mit einer Gesamtkapazität von 800 Megawatt ist es eines der größten Solarkraftwerke in der Region und soll 10 Prozent des Spitzenstrombedarfs des Landes decken. Darüber hinaus plant Qatar Energy erneuerbare Energien mit einer Kapazität von 4 Gigawatt bis zum Ende des Jahrzehnts zu installieren, um sowohl den eigenen Betrieb zu dekarbonisieren als auch in das nationale Stromnetz einzuspeisen.

Bau der weltweit größten Anlage für blaues Ammoniak

Die Qatar Fertiliser Company (QAFCO), eine Tochtergesellschaft von QatarEnergy, verfolgt das ehrgeizige Ziel, die weltweit größte Anlage für blaues Ammoniak mit einer Kapazität von 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr zu errichten. Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde ein detaillierter Bauplan erstellt. Dieser umfasst die Errichtung einer Wasseraufbereitungsanlage, Dampferzeugung, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie Anlagen zur Ammoniakproduktion und -verarbeitung. Die Kosten für das Projekt belaufen sich nach offiziellen Angaben auf umgerechnet 1,06 Milliarden US$.

Die Inbetriebnahme ist für das 1. Quartal 2026 vorgesehen. Nach ihrer Fertigstellung wird die Anlage nicht nur die Ammoniakproduktion des Landes deutlich erhöhen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen leisten. Den Auftrag für Engineering, Beschaffung und Bau erhielt ein Konsortium aus dem deutschen Unternehmen Thyssenkrupp und der griechischen Consolidated Contractors Company. Der Vertrag wurde am 31. August 2022 unterzeichnet.

Darüber hinaus plant QatarEnergy den Bau einer direkten Pipeline für den Transport des Ammoniaks zu den Verbrauchszentren im In- und Ausland. Damit sollen neue Märkte erschlossen und bestehende Handelsbeziehungen gestärkt werden, sagte Al-Thani in Interviews mit verschiedenen katarischen Medien.

Internationale Zusammenarbeit wird forciert

Katar investiert auch im Ausland in Wasserstofftechnologien. So traf QatarEnergy eine Vereinbarung mit dem Ölkonzern Shell, gemeinsam in blaue und grüne Wasserstoffprojekte in Großbritannien zu investieren. Ähnliche Bestrebungen zeigen sich in der Zusammenarbeit mit der koreanischen Hydrogen Convergence Alliance (H2Korea). In Ägypten ist der Bau einer grünen Ammoniakanlage mit katarischer Beteiligung geplant, wie diverse lokale Zeitungen berichteten.

Die blaue Wasserstoffwirtschaft bietet Katar eine große Chance, seine Rolle als führende Energieexportnation weiter auszubauen. Mit einer soliden Erdgasinfrastruktur und starken internationalen Partnerschaften ist der Golfstaat dafür sehr gut aufgestellt.

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