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Special | Katar | Klimawandel lokal

Katar plant CO₂-Ausstoß bis 2030 um 25 Prozent zu senken

Die Klimaziele des Landes sind im Vergleich zu den Golfnachbarn zurückhaltend. Der boomende Gassektor bleibt Priorität.

Von Heena Nazir | Dubai

Katars Energieminister Saad Sherida al-Kaabi, der auch als Vorstandsvorsitzender des staatlichen Wasserstoffunternehmens Qatar Energy (QE) fungiert, kritisierte Anfang November 2021 die Versprechen anderer Staaten der Weltgemeinschaft zu Netto-Null-Emissionen für CO₂. Er bemängelte das Fehlen konkreter Pläne zum Erreichen dieses Ziels. Die Aussage des Ministers implizierte auch, dass das Ziel des Emirats - die Reduktion von Treibhausgasemissionen um 25 Prozent bis zum Jahr 2030 - zwar weniger ehrgeizig sei als das der Nachbarstaaten, dafür aber realistischer.

Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Glasgow hatten mehrere Golfstaaten neue Klimaziele verkündet. Saudi-Arabien und Bahrain stellten CO₂-Neutralität bis 2060 in Aussicht. Die Vereinigten Arabischen Emirate setzten sich mit dem Jahr 2050 eine noch engere Frist. Nach der neuen Umweltstrategie der Regierung von Katar sollen die Treibhausgasemissionen des Landes bis zum Ende des Jahrzehnts um ein Viertel reduziert werden. Ein fixes Netto-Null-Ziel lehnt das Emirat dagegen ab.

Paradigmenwechsel: Neues Ministerium für Umwelt und Klimawandel

Die Nationale Umwelt- und Klimaschutzstrategie Katars geht maßgeblich vom Emir aus, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani. Erst vor Kurzem richtete er ein Ministerium für Umwelt und Klimawandel ein. Möglicherweise stehen diese Entwicklungen im Zusammenhang mit der Teilnahme des Emirs an der UN-Klimakonferenz als einziger Führer eines Golfstaats. Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass diese Aktivitäten auch der Imagepflege dienen sollen. Die Änderungen in der Klimapolitik des Emirats stellen nicht weniger als einen Paradigmenwechsel dar.

Neben dem Wunsch, in der Staatengemeinschaft als verantwortungsbewusster Akteur wahrgenommen zu werden, dürfte aber auch die Sorge um die Verwundbarkeit des eigenen Landes - angesichts des Klimawandels - für den Politikwechsel ausschlaggebend gewesen sein. Obwohl Katar über finanzielle Ressourcen verfügt, um den Belastungen durch den Klimawandel entgegenzuwirken, gehört der Golfstaat doch zu den zehn Ländern, die von einem Anstieg des Meeresspiegels am meisten betroffen wären.

Spagat zwischen wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz

Die Golfregion hinkt globalen Bemühungen um Klimaschutz insgesamt hinterher. Die rohstoffreichen Länder am Golf setzen immer noch stark auf ihre fossilen Brennstoffe, um Wirtschaftswachstum und politische Stabilität zu sichern. Als Kompromiss und Zwischenlösung auf dem Weg zu mehr Umweltschutz favorisieren sie Lösungen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff, um weiter ihre CO₂-intensiven Industrien nutzen zu können. Gerade Katar verfügt über großes Potenzial für diese Technologien und hat einen Fokus auf sogenanntem "grünen Gas" als Übergangskraftstoff.

Im Oktober 2021 kündigte die Golfmonarchie an, bis 2030 jährlich 9 Millionen Tonnen CO₂ zu speichern. Dafür kündigte Qatar Energy ein CSS-Projekt (Carbon Capture Utilization Storage) im Wert von 200 Millionen US-Dollar (US$) an, das im Rahmen der Erweiterung des North-Field-Vorhabens umgesetzt werden soll (Erhöhung der Produktion von verflüssigtem Erdgas von derzeit etwa 80 Millionen Tonnen/Jahr auf 126 Millionen Tonnen/Jahr bis Ende 2027). Klimaschutzorganisationen kritisieren dieses Vorgehen, da es den Ausbau erneuerbarer Energien behindern und verzögern würde.

Erneuerbare Energien sollen ausgebaut werden

Im Vergleich zu anderen Golfstaaten hat Katar vergleichsweise geringen Input zum Ausbau erneuerbarer Energien gegeben. Immerhin ist ein Ziel der neuen Klimaschutzstrategie, den Anteil der Solarenergie von derzeit 0 auf 20 Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern.

Im Jahr 2020 erteilte die Golfmonarchie den Auftrag zum Bau des 800-Megawatt-Solarenergieprojekts Al Kharsaah, das nach seiner vollständigen Inbetriebnahme im ersten Quartal 2022 circa 10 Prozent des derzeitigen Spitzenstrombedarfs decken soll. Das Vorhaben hat ein Investitionsvolumen von 462,3 Millionen US$. Unterdessen plant Qatar Energy erneuerbare Energien mit einer Kapazität von 4 Gigawatt bis zum Ende des Jahrzehnts zu installieren, um sowohl den eigenen Betrieb zu dekarbonisieren als auch in das nationale Stromnetz einzuspeisen.

Katar richtet umweltfreundliche WM aus

Weitere Eckpunkte sind die Reduktion des Frischwasserverbrauchs und die Elektrifizierung des Verkehrs im Land. Bis zum Start der Fußballweltmeisterschaft im November 2022 plant der Golfstaat circa 25 Prozent seiner öffentlichen Verkehrsmittel mit Strom zu betreiben - ein Ziel, das Experten zufolge erreicht werden kann. Zudem ist Katar regionaler Marktführer im Bereich des nachhaltigen Bauens. Fünf Fußballstadien und 1.406 Gebäude haben die Zertifizierungen des Global Sustainability Assessment System erhalten.

Trotz Fortschritten bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, der Elektrifizierung des Verkehrs und des "grünen Bauens" hängt die Klimastrategie des Landes letztlich vom Erfolg des Landes bei der Reduzierung der Emissionen aus seiner Erdgasförderung ab.

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