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Umfangreiche Investitionen in die Bahninfrastruktur
Kroatien modernisiert sein Bahnstreckennetz. Bis 2030 will die Regierung 3,5 Milliarden Euro in verschiedene Projekte investieren.
12.08.2022
Von Waldemar Lichter | Zagreb
Für Verkehrsminister Oleg Butković stehen die Entwicklungsprioritäten im kroatischen Transportsektor für die nächste Zeit fest: "Dies wird das Jahrzehnt der Eisenbahnen." Nach Jahren der Konzentration auf Vorhaben im Fernstraßen- und Luftfahrtbereich sollen nun schwerpunktmäßig die Bahntrassen ausgebaut und die Fahrzeugparks modernisiert werden.
Angekündigt sind Investitionen bis zum Jahr 2030 in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Der größte Teil davon wird nach Angaben von Butković in Projekte entlang der Transportkorridore RH1 (Teil des paneuropäischen Transportkorridor 10 von Salzburg/Graz über Zagreb nach Belgrad) und RH2 (Teil des paneuropäischen Transportkorridors 5b von Rijeka über Zagreb nach Budapest) fließen. Ein wichtiges Anliegen der kroatischen Regierung ist es, dabei den Adriahafen Rijeka besser an die internationalen Verkehrsachsen anzubinden und so dessen Wettbewerbsfähigkeit auf zentraleuropäischen Märkten zu erhöhen. Vorhaben zum Ausbau der Bahntrasse Zagreb Hauptbahnhof – Rijeka sollen deshalb vorangetrieben werden.
Auftrag für Projekt zwischen Hrvatski Leskovac und Karlovac vergeben
An einem wichtigen Teil dieser Bahnlinie, dem Abschnitt zwischen Hrvatski Leskovac und Karlovac, können die Arbeiten beginnen. Ende Juli 2022 beauftragte der kroatische Schienennetzbetreiber HŽ Infrastruktura d.o.o. ein Konsortium bestehend aus den Baufirmen Strabag AG (Österreich), Strabag d.o.o. und Strabag Rail a.s. (Kroatien/Tschechien) sowie dem tschechischen Signaltechnik-, Automatisierungs- und Informationstechnologieanbieter AŽD Praha s.r.o.
Gegenstand des Projektes ist die Rekonstruktion der bestehenden Bahnlinie von 44 Kilometern Länge und der dazugehörigen Infrastruktur (Bahnhöfe, Brücken, Bahnübergänge, Signaltechnik und andere Anlagen) sowie der Bau eines zweiten Gleises. Die Investitionskosten belaufen sich auf 227 Millionen Euro. Rund 85 Prozent davon kommen aus Mitteln der Europäischen Union, konkret aus dem operativen Programm Wettbewerbsfähigkeit und Kohäsion. Die Gelder stammen noch aus der Förderperiode 2014 bis 2020.
Die Arbeiten müssen laut Vertrag noch im September 2022 beginnen und innerhalb von 30 Monaten abgeschlossen sein. Nach Beendigung des Vorhabens werden Züge zwischen Hrvatski Leskovac und Karlovac mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde verkehren können.
Weitere Projekte für 2022 geplant
Butković kündigte an, noch 2022 die erneuerten und teilweise elektrifizierten Strecken zwischen Zaprešić und Zabok, zwischen Savski Marof und Zagreb Westbahnhof sowie zwischen Vinkovci und Vukovar in Betrieb zu nehmen. Den Auftrag zur Erneuerung und Elektrifizierung der Bahnlinie Zaprešić-Zabok erhielt im Juni 2018 die Firma Swietelsky d.o.o. (70,7 Millionen Euro). Die Bauaufsicht bei dem Projekt führt die deutsche DB Engineering & Consulting GmbH (1,8 Millionen Euro).
Die Modernisierung der für den internationalen Güterverkehr wichtigen Strecke Savski Marof-Zagreb Westbahnhof (17,8 Kilometer, Korridor RH1) wird Swietelsky d.o.o. durchführen. Den Auftrag dafür hat HŽ Infrastruktura im Februar 2022 erteilt. Die Kosten werden mit 48,7 Millionen Euro angegeben. Der größte Teil davon wird aus einem Kredit der Weltbank finanziert. Die Fertigstellung ist innerhalb von 27 Monaten vorgesehen.
Bis Ende 2022 soll auch die Modernisierung der 18,7 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Vinkovci und Vukovar in Ostkroatien beendet sein. Den Auftrag dafür erhielt im Dezember 2019 das Konsortium der spanischen Unternehmen Comsa S.A. und Comsa Instalaciones Y Sistemas Industriales S.A. Der Auftragswert wird mit umgerechnet 50,1 Millionen Euro angegeben. Mit der Bauüberwachung wurden die bulgarischen Unternehmen Rubicon Engineering und SPC Engineering Ltd. beauftragt (Auftragswert: 1,4 Millionen Euro).
Ausschreibungen für Dugo Selo bis Novska kommen noch 2022
Noch 2022 will das Verkehrsministerium auch die Erneuerung und den Ausbau der Bahnstrecke Dugo Selo – Novska in Ostkroatien in Angriff nehmen und die dafür notwendigen Bauarbeiten auszuschreiben. Das Vorhaben gilt als eines der bedeutendsten Projekte im kroatischen Bahnsektor. Die Investitionen werden auf insgesamt rund 600 Millionen Euro geschätzt. Die bestehenden Anlagen sollen modernisiert und ein zweites Gleis auf 82 Kilometern Länge gebaut werden. Auch auf dieser Trasse sollen Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde möglich werden.