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Wirtschaftsumfeld | Kroatien | Investitionsklima

Stabiles Investitionsklima mit leichten Abstrichen

Kroatien bietet ein sicheres Investitionsumfeld. EU-Gelder sorgen für eine steigende Investitionsnachfrage. Die staatliche Verwaltung muss reformiert werden.

Von Kirsten Grieß | Zagreb

Kroatien punktet mit einem politisch und gesellschaftlich stabilen Umfeld. Für Investoren sind die hohe Lebensqualität und die niedrige Kriminalitätsrate wichtige Standortkriterien. Der Beitritt zum Euro- und Schengenraum machte Kroatien noch attraktiver – als Tourismusziel und als Logistikdrehkreuz. 

Der Wettbewerbsvorteil Lohnkosten schwindet

Kroatien ist längst kein Billiglohnland mehr, die durchschnittlichen Lohnkosten rangierten 2023 mit 14,40 Euro brutto in der Stunde im europäischen Mittelfeld. Inflation und Arbeitskräftemangel heizten zuletzt die Lohnentwicklung stark an. Das Land leidet unter massiver Abwanderung: Seit 1990 ist die kroatische Bevölkerung um etwa ein Fünftel geschrumpft. Als Folge fehlen Arbeitskräfte in so gut wie allen Wirtschaftszweigen und Qualifizierungsebenen. Für Investoren ist das inzwischen ein wichtiger Risikofaktor.   

Auf institutioneller Seite sind ineffiziente Verwaltungsprozesse, langwierige Genehmigungs- und Gerichtsverfahren weitere Schwächen. Die Korruption wird nicht ausreichend bekämpft. Mit Blick auf die Infrastruktur fehlt es in bestimmten Industriezonen an gesicherter Energieversorgung. Stromnetze müssen dringend erweitert werden. Auch bei der Umstellung auf erneuerbare Energien sind Investitionen in die Netzinfrastruktur erforderlich. Kroatiens enormes Potenzial an erneuerbaren Energien wird noch nicht ausreichend genutzt.  

Hohe öffentliche Investitionen durch EU-Mittel

Kroatien wurde im aktuellen EU-Haushalt großzügig mit europäischen Fördergeldern ausgestattet, für größere Infrastrukturprojekte stehen daher ausreichend Mittel zur Verfügung. Bis 2027 kann Kroatien mit knapp 26 Milliarden Euro aus Brüssel rechnen, davon allein 10 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds. Ein erheblicher Teil der Gelder ist für öffentliche Bauvorhaben, energetische Sanierungsprojekte und Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien vorgesehen.

Ausländer investieren eher in mittelgroße Projekte

Nach der Unabhängigkeit Kroatiens lag der Anteil ausländischer Direktinvestitionen (FDI) bei nahezu null. Das hat sich deutlich geändert: Ende 2023 bezifferte die kroatische Nationalbank den Gesamtbestand ausländischen Kapitals auf 45,2 Milliarden Euro. Die Niederlande führten Ende 2023 die Liste der wichtigsten ausländischen Investoren an. Deutschland lag mit einem Investitionsbestand von 4,9 Milliarden Euro auf Platz 3.

Die meisten Investitionen sind bis dato in den Finanz- und Versicherungssektor geflossen. Allein 23,6 Prozent des gesamten ausländischen Kapitalbestands waren 2023 dort investiert. An zweiter Stelle rangieren Investitionen in das verarbeitende Gewerbe mit einem Bestandsanteil von 17,1 Prozent, gefolgt von der Immobilienwirtschaft und dem Handel. Zunehmend positioniert sich auch der Tourismussektor als attraktives Ziel für ausländische Direktinvestitionen. Grundsätzlich gilt dabei: Der vergleichsweise kleine kroatische Markt eignet sich eher für Investitionen in mittlerer Größenordnung. 

Kroatien ist ein kleines Land mit begrenzten Ressourcen – vor allem hinsichtlich verfügbarem Humankapital in gewissen Branchen. Bei Großinvestitionen kann das problematisch werden.“

Tomislav Šlat, Generalsekretär, Foreign Investors Council Croatia

Größte deutsche Investoren in Kroatien *)

Unternehmen/ Mutterkonzern

Branche

Umsatz 2022, in Millionen Euro

Lidl Hrvatska (Schwarz Gruppe)Einzelhandel

1.046,6

Hrvatski telekom (Deutsche Telekom)Telekommunikation

829,6

Kaufland Hrvatska (Schwarz Gruppe)Einzelhandel

635,5

Bugatti Rimac (Porsche)Kfz

187,2

Končar- energetski transformatori (Siemens Energy)Elektroindustrie

159,1

Harburg-Freudenberger Belišće (HF Group)Maschinenbau

60,0

* Auswahl nach Branchen; Stand Mai 2024Quelle: Wirtschaftsmagazin Lider 2024; Finanzagentur FINA 2024

Investitionsförderung: Zahlreiche nationale und europäische Förderinstrumente

Kroatien unterhält keine eigenständige Agentur für Investitionsförderung, die Investorenanwerbung ist beim Ministerium für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung angesiedelt. Das kroatische Investitionsförderungsgesetz (Amtsblatt Narodne novine 63/2022) sieht ein breites Förderinstrumentarium vor. In Anlehnung an EU-Vorgaben müssen geförderte Investitionsvorhaben nachhaltig sein und zur digitalen und grünen Transformation der kroatischen Wirtschaft beitragen. 

Trifft das zu, können Investoren einen verringerten Körperschaftsteuersatz geltend machen. Darüber hinaus sind Zuschüsse für Kosten neugeschaffener Arbeitsplätze oder Ausbildungskosten möglich. Weitere Zuschüsse stehen für kapitalintensive Vorhaben ab 5 Millionen Euro oder für Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte zur Verfügung. Eine detaillierte Übersicht bietet das kroatische Wirtschaftsministerium. Es können auch Investitionsbeihilfen aus Mitteln der Strukturfonds und des Wiederaufbaufonds der EU beantragt werden. Auf regionaler Ebene bieten Gespanschaften, Städte und Gemeinden Unternehmensbeihilfen an.

Investitionsvolumen und Region bestimmen Förderhöhe

Förderfähig sind alle in Kroatien registrierten Unternehmen, die Investitionssumme muss einen bestimmten Mindestumfang aufweisen. Bei Mikrounternehmen sind das 50.000 Euro, bei kleinen und mittleren Unternehmen und Großunternehmen beträgt der Mindestwert 150.000 Euro. Für spezielle Wirtschaftszweige gibt es Sonderregelungen. Projekte mit einem Investitionswert von knapp 10 Millionen Euro können als strategische Vorhaben gesondert gefördert werden. Die Förderquoten sind regional unterschiedlich und richten sich nach der Verordnung über regionale Beihilfen. Im pannonischen Landesteil und Nordkroatien ist die Förderung am höchsten.  

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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