Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Kuba | Erneuerbare Energien

Nur 5 Prozent des Stroms in Kuba kommen aus erneuerbaren Energien

Trotz der schwierigen Wirtschaftslage baut Kuba die erneuerbaren Energien aus. Ziel ist es, die Importe fossiler Brennstoffe zu reduzieren.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Kubas Minister für Energie und Bergbau, Vicente de la O Levy, kündigte im März 2024 überraschend 92 neue Fotovoltaikparks mit einer Gesamtkapazität von 2.000 Megawatt an. Die Hälfte der Parks solle bis Mitte 2025 installiert werden, Vorarbeiten hätten bereits begonnen, so der Energieminister. Die restlichen Parks sollen bis 2028 folgen. Jeder der angekündigten Solarparks wird eine Kapazität von 21 Megawatt haben. Laut O Levy bezahlt Kuba die Parks "aus eigenen Mitteln, nicht mit Krediten". Welches Unternehmen oder Land involviert ist, gab die Regierung nicht bekannt. Experten vermuten jedoch China dahinter.

Derzeit haben Erneuerbare im Karibikstaat einen Anteil von rund 5 Prozent am Strommix. Ziel ist bis 2030 der Ausbau auf 29 Prozent. Werden die erwähnten 92 Solarparks tatsächlich gebaut, dürfte dieses Ziel erreicht werden. Im Jahr 2050 will Kuba seinen Strom komplett aus erneuerbaren Quellen generieren.

Erneuerbare Energien sollen Treibstoffimporte reduzieren

Aktuell erfolgt Kubas Stromerzeugung noch zu 95 Prozent in konventionellen Wärmekraftwerken, die überwiegend mit Diesel betrieben werden. Aufgrund von Lieferengpässen ist der tägliche Bedarf des nationalen Stromnetzes Sistema Eléctrico Nacional (SEN) von 2.000 Tonnen Diesel nicht immer gedeckt. Hinzu kommen häufige Wartungsarbeiten an den in die Jahre gekommenen Dieselkraftwerken. Die Motivation der Regierung für den Ausbau erneuerbarer Energien ist daher weniger der Klimaschutz als vielmehr die Reduzierung der Treibstoffimporte.

"Unser Energiebedarf wird aufgrund der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nicht gedeckt", sagte auch Ramsés Montes Calzadilla auf einer Veranstaltung des Deutschen Büros zur Förderung von Handel und Investitionen in Kuba Ende 2023. Montes Calzadilla ist im Ministerium für Energie und Bergbau (Minem) für die energiepolitische Strategie verantwortlich. Von den fossilen Energieträgern, insbesondere Dieselöl, werde rund die Hälfte importiert, erklärte er. Um diese Ausgaben zu senken, soll künftig mehr Strom aus Erneuerbaren kommen.

Biomasse bislang wichtiger als Wind- und Solarenergie

Unter den erneuerbaren Energieträgern spielt Biomasse bislang die wichtigste Rolle. Letzten verfügbaren Zahlen zufolge wurden 2021 rund 432 Gigawattstunden hauptsächlich aus Zuckerrohrabfällen erzeugt, das entsprach einem Anteil von 2,4 Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Zuletzt wurde Anfang 2023 das Biomassekraftwerk Ciro Redondo in der Provinz Ciego de Ávila in Betrieb genommen. Es hat eine Kapazität von 62 Megawatt und wird außer mit Zuckerrohrbagasse auch mit Marabú-Strauch betrieben.

Solarenergie hatte 2021 einen Anteil von 1,3 Prozent an der landesweiten Stromerzeugung (237 Gigawattstunden). Nach Angaben des Ministeriums für Energie und Bergbau sind auf der Insel 72 Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 226 Megawatt installiert. Die vorhandenen Parks sind in der Regel relativ klein ausgelegt mit Kapazitäten zwischen 2 und 5 Megawatt.

Windenergie wird in Kuba bislang kaum genutzt. Laut Minem sind zwei Parks mit insgesamt 12 Megawatt installiert. Neben dem Windpark Gibara in der Provinz Holguín (10 Megawatt) läuft auf der Isla de la Juventud der Windpark Canarreos (2 Megawatt). Allerdings soll demnächst ein größerer Windpark in der Provinz Las Tunas in Betrieb genommen werden (La Herradura 1 und 2, 101 Megawatt). Die Windturbinen dort stammen von den chinesischen Herstellern Goldwind und Dongfang. Außerdem ist in der Provinz Holguín der Windpark Río Seco (50 Megawatt) geplant.

Tipps für Fotovoltaikprojekte in Kuba:

  • Da die Finanzierung in Kuba oft kritisch sein kann, sind Unternehmen, die Devisen erwirtschaften, die besten Kunden. Dazu gehören Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Rum- und Zigarrenproduktion, Pharmazie und Bergbau.
  • Der schlechte Zustand vieler Gebäude und Stromnetze muss berücksichtigt werden.
  • Baugeräte wie Gabelstapler oder Kräne, die für eine Installation benötigt werden, sind nicht immer leicht verfügbar.
  • Aufgrund der klimatischen Bedingungen (Meeresluft, Wirbelstürme) ist widerstandsfähiges Material empfehlenswert.
  • Eine Ost-West-Ausrichtung der Solarpanele schützt in Kuba besser gegen den Wind.

Deutsche Firma installiert Solarpanels bei Pharmaunternehmen

Neben den erneuerbaren Energien, die vom staatlichen Stromversorger Unión Eléctrica in das zentrale Stromnetz SEN eingespeist werden, gibt es die Eigenversorgung von Unternehmen, Behörden und Haushalten über Solaranlagen auf den Dächern.

Das fränkische Unternehmen Aschoff Solar hat bereits fünf Solarprojekte mit der staatlichen Unternehmensgruppe BioCubaFarma umgesetzt. "Die ersten Projekte wurden mit Spendengeldern einer Stiftung aus Deutschland finanziert, danach haben wir Abnahmeverträge mit BioCubaFarma abgeschlossen", berichtet Jan Weinel, Kuba-Repräsentant von Aschoff Solar.

Unter anderem installierte die Firma 2022 ein Solarsystem auf dem Dach des Impfstoffherstellers CIM (Centro de Inmunología Molecular), der zu BioCubaFarma gehört. Im Jahr 2023 kam ein Ausbau hinzu. "Ein Vorteil ist, dass das Impfstoffzentrum nur tagsüber Strom verbraucht", erläutert Weinel im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Zudem produziere die Solaranlage dank der hohen Sonneneinstrahlung rund 50 Prozent mehr Strom als eine vergleichbare Anlage in Deutschland.

Auch lokale Privatfirmen sind neuerdings im Bereich erneuerbare Energien aktiv: Das kubanische Energieunternehmen Renova wurde 2021 gegründet, kurz nachdem die Regierung gesetzlich die Gründung privater Firmen mit bis zu 100 Mitarbeitern ermöglicht hatte. "Inzwischen haben wir 50 Angestellte und über 300 Kunden", so Oscar Domenech, der bei Renova für das operative Geschäft zuständig ist. Unter anderem beim staatlichen Tabakhersteller TABACUBA und bei der Zuckerfirma Azumat hat Renova bereits Solarpanels auf Fabrikdächern installiert, ebenso wie auf mehr als 50 Privathäusern. Dabei verwendet Renova zumeist Technik der chinesischen Hersteller Growatt und Suntree. "Wir wollen uns nach ISO 9001 zertifizieren lassen, um unser Geschäft auf die gesamte Karibik auszuweiten", äußert sich Oscar Domenech zu den Zukunftsplänen der Firma.

Gesetzliche Rahmenbedingungen zur Nutzung erneuerbarer Energien

Verschiedene Gesetze regeln die Nutzung erneuerbarer Energien in Kuba. Grundlage für den Ausbau der Erneuerbaren bietet das Dekret 345 von 2019. Das Dekret 71/2023 befreit die Anlagen und Bauteile von Einfuhrzöllen, für acht Jahre von der Gewinnsteuer und regelt die Einspeisung ins zentrale Netz SEN. Die relevanten Normen und Gesetze listet das Energieministerium auf.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.