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Wirtschaftsausblick | Luxemburg

Luxemburgs Wirtschaft schaltet einen Gang hoch

Die luxemburgische Wirtschaft erwartet für 2025 und 2026 wieder ein robustes Wachstum. Unternehmen könnten verschobene Anlageinvestitionen jetzt angehen.

Von Michael Sauermost | Bonn

Top-Thema: Luxemburgs Bauindustrie hat die Talsohle noch nicht durchschritten

Der Bausektor zählt zu den Schlüsselbranchen der luxemburgischen Wirtschaft. Die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten war im Laufe der letzten Jahre rapide gestiegen. Dabei profitierte die Branche von einer wachsenden Nachfrage und steigenden Preisen. Nun steht sie vor neuen Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem ein verschärfter Wettbewerb, der Mangel an Fachkräften sowie gestiegene Kosten und Engpässe bei der Rohstoffversorgung. 

Das Jahr 2024 war geprägt von Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten. Im 1. Halbjahr 2024 gingen die Branchenumsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 7 Prozent zurück - ein deutlich schwächeres Ergebnis als in den Nachbarländern. Zum Vergleich: Die Eurozone insgesamt verbuchte im Vergleichszeitraum nur ein Minus von 0,8 Prozent. Nahezu 40 Prozent der Gesamtentlassungen in Luxemburg entfielen laut Statec, dem Nationalen Institut für Statistik, in dem Zeitraum auf das Baugewerbe. Wenngleich die Gesamtwirtschaft und auch der Immobilienmarkt einen Wachstumskurs eingeschlagen hätten, seien die unmittelbaren Auswirkungen auf die Bauaktivitäten 2024 weitgehend ausgeblieben, so Statec.

Die Bauunternehmen schauen dennoch optimistisch in die Zukunft. Mit zunehmendem Wettbewerb haben sich einige dafür entschieden, ihre Aktivitäten zu diversifizieren, um neue Wachstumstreiber zu identifizieren. So rücken nachhaltige Baumaterialien oder -verfahren zunehmend in den Fokus von Bauherren. Nach Prognosen der EU-Kommission sollen 2025 die Investitionen im luxemburgischen Bausektor um 2,8 Prozent zulegen. 

Wirtschaftsentwicklung: Wieder deutlicher auf Wachstumskurs

Die EU-Kommission geht zudem für 2025 von einem Anstieg um real 2,3 Prozent des Luxemburger Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, für 2026 von 2,2 Prozent. Eine robuste Inlandsnachfrage und steigende Nettoexporterlöse sollen den Aufschwung befördern.

Zusätzlich könnten niedrigere Zinsen das Investitionsklima verbessern. Die Erwartungen der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) sind für die beiden Jahre mit 2,4 Prozent Wachstum etwas höher als die der EU-Kommission, liegen jedoch noch unterhalb der Prognosen des luxemburgischen Statistikamts Statec, das jeweils 2,7 Prozent für möglich hält. 

Konsumentenvertrauen kehrt zurück

Die luxemburgische Zentralbank geht von einem sich allgemein aufhellenden Konsumklima aus. Demnach soll die Bereitschaft der Konsumenten zunehmen, größere Anschaffungen vorzunehmen. Vor allem die sinkende Inflation und eine weitere Runde der staatlichen Lohnindexierung, die zu einer Erhöhung der Tariflöhne führen wird, dürften die real zur Verfügung stehenden Haushaltseinkommen steigen lassen.

Die Inflation in Luxemburg wird 2025 laut EU-Kommission voraussichtlich 2,4 Prozent betragen. Für 2026 wird ein deutlicher Rückgang auf 1,8 Prozent prognostiziert. Zum einen, weil der Abbau schuldenfinanzierter Subventionen für Energieförderprogramme die im Umlauf befindliche Geldmenge und somit den Inflationsdruck verringert. Zum anderen werden sinkende Preise für Dienstleistungen und Lebensmittel erwartet. Die Arbeitslosenquote soll laut OECD 2025 auf bis rund 6 Prozent steigen, bevor sie in den Folgejahren voraussichtlich sinkt.

Nachfrage nach Maschinen dürfte wachsen

Die Investitionen sollen laut Prognose der EU-Kommission nach drei Jahren Rückgang 2025 mit einer Zunahme um 4,2 Prozent wieder anziehen. Optimismus herrscht insbesondere im Maschinenbau. Hier erwartet die Kommission, dass Kapitalanlagen im Jahr 2025 um 6,6 Prozent zulegen. Insbesondere die Umsetzung verzögerter Ausrüstungsinvestitionsprojekte könnte für einen zusätzlichen Schub sorgen. Verschiedene Vorhaben dürften im Rahmen von Zinssenkungen wieder anlaufen. Die öffentlichen Investitionen, zum Beispiel für Infrastrukturbau, die Digitalisierung der Verwaltung oder in den Verteidigungssektor, sollen 2025 um 4,9 Prozent und 2026 um 4,7 Prozent steigen.

Staatskasse bleibt belastet

Im Jahr 2025, so die EU-Kommission, wird sich das Haushaltsdefizit auf rund 0,7 Prozent des BIP belaufen und somit gegenüber 1,1 Prozent im Vorjahr verringern. Ein Maßnahmenpaket zur Stärkung von Wirtschaft und Kaufkraft der privaten Haushalte trägt seit Anfang 2025 dazu bei. Im Rahmen des Pakets hat die luxemburgische Regierung den Körperschaftsteuersatz ab 1. Januar 2025 um einen Prozentpunkt gesenkt. Er entspricht nun mit einer Bandbreite von 15 bis 17 Prozent dem EU-Durchschnitt.

Der weitgehende Verzicht auf bisherige Subventionszahlungen gegen hohe Energiepreise soll das Ausgabenwachstum zusätzlich eindämmen. Das Defizit soll Prognosen der EU-Kommission zufolge im Jahr 2026 auf 0,6 Prozent des BIP sinken, da das Einnahmenwachstum voraussichtlich das Ausgabenwachstum übertreffen wird.

Deutsche Perspektive: Weiterhin lukrativ für Grenzpendler

Deutschland pflegt enge wirtschaftliche Beziehungen zum Nachbarland Luxemburg. Dieses setzt auf die Diversifizierung der Wirtschaft. Somit entstehen kleine, aber lukrative Nischensektoren. Das "reichste Land der EU" lockt immer mehr deutsche Fachkräfte. Das BIP pro Kopf mit rund 120.000 Euro im Jahr 2023 ist mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland und belegt damit in der EU den Spitzenplatz. Jeder dritte Arbeitnehmer ist im Finanzsektor tätig.

Im Jahr 2024 war der bilaterale Handel mit Deutschland leicht rückläufig. Diese Entwicklung entspricht der allgemeinen Außenhandelsentwicklung Luxemburgs. Vorläufigen Angaben von Destatis, dem deutschen Statistischen Bundesamt, zufolge sanken die deutschen Exporte nach Luxemburg im Kalenderjahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent auf 6,64 Milliarden Euro. Umgekehrt war es ein Minus von 5,1 Prozent: Waren im Wert von rund 3,45 Milliarden Euro passierten im Vergleichszeitraum die Grenze von Luxemburg nach Deutschland.

Weitere Informationen zu Luxemburg erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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