Special | Malaysia | Global Gateway
Die Baumeister des Hafens Lumut hoffen auf Gelder aus der EU
In Malaysia könnte ein dritter Großhafen mit Global-Gateway-Geldern gebaut werden. Kritiker sehen keinen Bedarf für das Projekt, zumal Fachkräftemangel herrscht.
19.11.2024
Von Werner Kemper | Kuala Lumpur
Der Hafen Lumut im westlichen Bundesstaat Perak in Malaysia könnte Empfänger einer nicht unerheblichen Investition aus der EU werden. Im Rahmen der EU-Konnektivitätsinitiative Global Gateway sind bereits erste Teile einer Machbarkeitsstudie für den geplanten Ausbau des Hafens vollzogen worden. Der abschließende Bericht, ob und in welchem Zeitraum der Ausbau beginnt, wird Anfang 2025 erwartet.
Studien entscheiden über Investitionen in Milliardenhöhe
Die Machbarkeitsstudie wird vom Internationalen Hafen Antwerpen-Brügge (Port of Antwerp-Bruges International; PoABI) und der Entwicklungsgesellschaft des malaysischen Bundesstaates Perak (Perak State Development Corporation; PKNPk) durchgeführt. Nachdem die Ergebnisse präsentiert werden, sollen drei weitere Studien ab Anfang 2025 in Auftrag gegeben werden, die sich ausschließlich mit Problematiken wie beispielsweise der Hafenerweiterung und der Landakquise beschäftigen. Bereits jetzt hat die EU knapp 2 Millionen Euro für die Ausarbeitung der diversen Machbarkeitsstudien zur Verfügung gestellt.
Sollten die Ergebnisse der Studien positiv ausfallen, wird mit einem Investitionsvolumen von rund 15 Milliarden Euro und der Schaffung von 55.000 Arbeitsplätzen innerhalb der nächsten 25 bis 30 Jahre gerechnet. Das Projekt könnte ein ökonomischer Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Bundesstaates werden, so die Hoffnung der Befürworter. Man hofft auf die Entstehung eines maritimen Hubs auf halbem Weg zwischen den Metropolregionen Kuala Lumpur und Penang.
Der geplante Hub soll in großem Maße in- und ausländische Investitionen anziehen und auch den beiden bestehenden großen Häfen Port Klang und Port of Tanjung Pelepas Konkurrenz machen. Gleichzeitig könne Lumut auch beide Häfen entlasten, so die Ergebnisse der ersten Teilstudien.
Rahmenbedingungen sind noch nicht ideal
Bis es zu einem Startschuss kommt, müssen idealerweise noch einige Bedingungen erfüllt werden. So wurde bei der Präsentation der Teilergebnisse im Mai 2024 ein geplantes Freihandelsabkommen zwischen Malaysia und der EU angemahnt. Die Verhandlungen über ein solches Abkommen liegen noch immer auf Eis.
Auch erhoffen sich die Macher der Studie eine Abkehr der malaysischen Regierung hinsichtlich der Subventionen von privaten Kfz und Treibstoffen. Dafür solle der Fokus mehr auf den Ausbau des Schienennetzes gelegt werden. Gleichzeitig müsse das Ziel, den Status eines Hocheinkommenslandes zu erreichen, beibehalten werden und Malaysias Rolle als globaler Produktions-Hub weiter ausgebaut werden.
Kritische Marktbeobachter und Kenner der Logistikbranche weisen darauf hin, dass einige Ziele der Ersteller der Machbarkeitsstudie unrealistisch sind oder dass es noch recht lange dauern wird, bis diese umgesetzt werden können. Auch würden es die Kritiker bevorzugen, die in Aussicht gestellten Investitionen auf die beiden bestehenden großen Häfen zu verteilen, um deren bereits bewiesene Potenziale weiter auszubauen. Auf Port Klang und Port of Tanjung Pelepas werde bereits um Fachkräfte gerungen, so die Aussagen. Für einen dritten Großhafen gäbe es erst recht keine weiteren Experten.
Nachhaltiger Hub für mehr Handel geplant
Das Projekt Lumut Maritime Industrial City (LUMIC) soll sich nicht nur auf den Hafen beschränken, sondern auch das Umland mit einbeziehen. Geplant ist ein ökologischer Logistik-, Industrie- und maritimer Hub. Dieser soll sich auf Wasserstofferzeugung, erneuerbare Energien und nachhaltige Industrien fokussieren. Somit wird Malaysias Rolle als globaler Umschlagplatz für Seefracht weiter ausgebaut.
Bereits jetzt verfügt Lumut über einen angrenzenden Industriepark mit einer Größe von knapp über 400 Hektar. Die Grundstücke dort können für jeweils 99 Jahre gepachtet werden (Leasehold).