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Zollbericht MERCOSUR Freihandelsabkommen (Warenursprung, Präferenzen)

Handelsabkommen zwischen der EU und dem MERCOSUR

Die EU und der MERCOSUR streben ein Handelsabkommen an, das Bestandteil eines umfassenderen Assoziierungsabkommens ist. 

Von Andrea González Alvarez | Bonn

Nach fast 20-jähriger Verhandlungsdauer erzielten der MERCOSUR (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) und die Europäische Union am 28. Juni 2019 eine politische Einigung auf den Handelsteil eines Assoziierungsabkommens, das daneben auch Bestimmungen zu politischem Dialog und Zusammenarbeit beinhaltet. Diskussionen zu wenigen spezifischen Themen dauern an.

Eine der größten Freihandelszonen weltweit wäre möglich 

Die EU ist der bislang größte Handelspartner, mit dem der MERCOSUR ein solches Abkommen beschließt. Das Abkommen stellt einen wichtigen Eckpfeiler für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Handelsblöcken dar. Mit dem Abkommen kann eine der  weltweit größte Freihandelszonen mit knapp 800 Millionen Einwohnern entstehen. Im Jahr 2023 betrug das Handelsvolumen zwischen der beiden Wirtschaftsblöcken 118,3 Milliarden US-Dollar: Die Einfuhren von EU-Waren in den MERCOSUR beliefen sich auf 60,2 Milliarden US-Dollar und die MERCOSUR-Staaten exportierten Waren im Wert von 58,1 Milliarden US-Dollar in die EU.

Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay sind wichtige Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft. Ein Handelsabkommen wäre für die exportorientierte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung, denn sie würden präferenziellen Zugang zu einem Markt von mehr als 250 Millionen Konsumenten erhalten. 

Umfassender Zollabbau mit Übergangsfristen

Mit dem Handelsabkommen würde der MERCOSUR voraussichtlich rund 90 Prozent der Importe von Industrieprodukten aus der EU liberalisieren. Insbesondere der Abbau der bisher hohen Zölle auf Kraftfahrzeuge (überwiegend 35 Prozent), Kfz-Teile (14 - 18 Prozent), Maschinen (14 - 20 Prozent), chemische Produkte (bis zu 14 Prozent) Arzneimittel (bis zu 18 Prozent) sowie Bekleidung und Schuhe (bis zu 35 Prozent) dürfte EU-Exporte dieser Produkte in den MERCOSUR-Raum künftig ankurbeln. Für sensible Sektoren hat sich der MERCOSUR Übergangsfristen von bis zu 15 Jahren vorbehalten.

Im Gegenzug könnten rund 80 Prozent der Exporte von Industrieprodukten des MERCOSUR in die EU bereits mit Inkrafttreten des Handelsabkommens zollfrei gehandelt werden.

Überdies könnte der EU-Nahrungsmittelsektor von einem Abbau hoher Zölle des MERCOSUR auf Produkte wie Schokolade (20 Prozent), Wein (20 - 27 Prozent) und Spirituosen (20 Prozent) profitieren. Des Weiteren würde sich der MERCOSUR verpflichten, die geographischen Herkunftsbezeichnungen von 357 europäischen Nahrungsmitteln wie zum Beispiel Tiroler Speck, Münchener Bier oder Prosciutto di Parma zu schützen. Die hohen EU-Sicherheitsstandards im Nahrungsmittelbereich würden unverändert bleiben. Einfuhren aus dem MERCOSUR müssten somit auch künftig diesen Standards entsprechen.

Das gesamte Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem MERCOSUR umfasst darüber hinaus auch Bestimmungen zu politischem Dialog und Zusammenarbeit. Dazu zählen unter anderem die Verbesserung der Kooperation zu den Themen Einwanderung, Digitalisierung, Bildung und Forschung, Menschenrechte, Umweltschutz und Bekämpfung von Terrorismus, Geldwäsche und Cyberkriminalität.

Technische Hemmnisse werden beseitigt

Das Handelsabkommen sieht zudem eine verstärkte Zusammenarbeit zur Beseitigung technischer Handelshemmnisse, wie zum Beispiel doppelter Zertifizierungen, vor. Im Bereich des öffentlichen Auftragswesens würden EU-Unternehmen in nicht unerheblichem Umfang gleichwertigen Zugang wie lokale Unternehmen zu den öffentlichen Ausschreibungen in den MERCOSUR-Staaten erhalten.

MERCOSUR im Detail

Der MERCOSUR ist das bedeutendste Wirtschaftsbündnis in Lateinamerika. Die Mitgliedsländer sind Brasilien (das ökonomische Schwergewicht), Argentinien, Paraguay, Uruguay und Bolivien. Dabei ist Bolivien das jüngste Vollmitglied; Anfang Juli 2024 trat das Land dem Block offiziell bei. An dem angestrebten Abkommen ist Bolivien nicht beteiligt. Der MERCOSUR ist wie eine Zollunion mit einem gemeinsamen Außenzolltarif konzipiert. Allerdings kann jeder Mitgliedstaat Ausnahmen definieren. Die MERCOSUR-Länder schützen ihre heimische Industrie mit teils prohibitiv hohen Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen. 

Unternehmen aus der EU, die Produkte in den MERCOSUR liefern möchten, müssen sich bislang auf hohe Einfuhrzölle einstellen. Rund 85 Prozent der EU-Ausfuhren in den MERCOSUR sind mit Zöllen belastet.

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