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Branchen | Mongolei | Bergbau und Rohstoffe

Batterierohstoffen gehört die Zukunft im mongolischen Bergbau

Bergbauriesen machen mit Milliardeninvestitionen in Kupfer- und Uranprojekte auf die Mongolei aufmerksam. Der Abbau von seltenen Erden und Lithium steckt noch in den Kinderschuhen.

Von Viktor Ebel, Jan Triebel | Ulan Bator, Bonn

Große Rohstoffvorkommen und der Bergbau sind das wirtschaftliche Rückgrat der Mongolei. Der Beitrag des Sektors zum Bruttoinlandsprodukt des Landes hat sich zwischen 2000 und 2024 auf rund 25 Prozent mehr als verdoppelt. Etwa 3.000 Lagerstätten von rund 50 Mineralien und Gesteinen sind derzeit in der Mongolei bekannt. Der Internationale Währungsfonds schätzt den Wert der Bodenschätze auf bis zu 3 Billionen US-Dollar (US$).

Besonders begehrenswert sind Batterierohstoffe wie Kupfer und Lithium, die für die Energiewende benötigt werden. Auch bei den in der High-Tech-Industrie unverzichtbaren seltenen Erden könnte die Mongolei nicht zuletzt für Deutschland und die EU der Schlüssel sein, um sich von China weniger abhängig zu machen. Der US Geological Survey geht davon aus, dass Steppen und Wüsten des Landes die zweitgrößten Vorkommen an seltenen Erden weltweit beherbergen.

Noch fördert die Mongolei vor allem Kohle 

Vorerst aber dominiert Kohle. Sie stand 2024 für fast 60 Prozent der verkauften Rohstoffe der Mongolei. Dem fossilen Brennstoff hat das Land den wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre zu verdanken. Die Kokskohle aus mongolischen Tagebauen ist insbesondere in der Metallurgie des Nachbarlandes China sehr gefragt.

Börse macht Rohstoffhandel transparenter

Als Reaktion auf Kohleschmuggel gründete die mongolische Regierung 2023 eine spezielle Börse für Rohstoffe. Sie soll den Handel mit diesen in der Mongolei transparenter und effizienter machen. Anfangs sind davon nur Staatsunternehmen betroffen, die hier einen Teil der für den Export bestimmten Kohle anbieten müssen. 

Private Gesellschaften sind bislang von der Pflicht befreit. Langfristig strebt die Regierung aber an, den Anteil der über die Plattform abgewickelten Rohstoffverkäufe deutlich zu erhöhen. Neben Kohle werden zunehmend auch Eisenerz, Flussspat und Kupfererz über die Rohstoffbörse gehandelt, wie das Mongolian Mining Journal schreibt.

Mittlerweile wurden die ersten mongolischen Kohlereviere über Bahngleise besser an China angebunden. Die Nachfrage aus dem Nachbarland dürfte so schnell nicht nachlassen, schätzen Experten. Mit der verbesserten Infrastruktur könnte die Produktion sogar noch ausgebaut werden. Die Kohlevorkommen auf mongolischer Seite sind noch nicht ausgelastet. Der staatliche Hauptproduzent Erdenes Tavan Tolgoi investiert große Summen in Anlagen zur Kohleaufbereitung, Förderbänder, ein konventionelles Wärmekraftwerk sowie weitere Bahngleise. Doch es kommen berechtigte Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des mongolischen Exportschlagers auf. Auch in diesem Teil der Welt hat sich herumgesprochen, dass die Energiewende naht.

Die Energiewende macht bald etwa die Hälfte unserer Rohstoffproduktion überflüssig. Gleichzeitig soll der Bergbau bis 2050 um das Vierfache wachsen. Wie soll die Industrie auf der Grundlage der Kohle entwickelt werden, wenn sie obsolet wird? Die Zukunft gehört den kritischen Mineralien, von denen wir wissen, dass sie in der Mongolei existieren, deren Umfang wir jedoch kaum kennen.

Dagva Myagmarsuren CEO von Qualified Management Consulting im Interview mit Global Business Report

Mehrere Kupferminen stehen in den Startlöchern

Und tatsächlich macht die Mongolei in letzter Zeit mehr mit anderen Bodenschätzen als Kohle auf der internationalen Bühne von sich reden, allen voran Kupfer. Der anglo-australische Bergbauriese Rio Tinto hat Milliarden US-Dollar in das Kupfer-Gold-Vorkommen Oyu Tolgoi investiert, wo er 2023 den lukrativen Untertagebau starten konnte. Bis 2028 soll der Ausstoß von Kupferkonzentrat auf 500.000 Tonnen pro Jahr steigen, womit Oyu Tolgoi zu einem der wichtigsten Produzenten weltweit aufsteigt. Hauptabnehmer ist auch hier China. Der zweite wichtige Kupferstandort der Mongolei ist Erdenet, wo die staatliche Erdenet Mining Corporation ein Kupfer-Molybdän-Vorkommen ausbeutet.

Der mongolische Kupferabbau ist also noch übersichtlich. Doch gleich mehrere Projekte deuten darauf hin, dass in den nächsten Jahren einige Minen hinzukommen könnten. Dazu zählt mit Tsagaan Suvraga ein Kupfer-Molybdän-Vorkommen, in dem die Mongolyn Alt Corporation 240 Millionen Tonnen Kupfererz vermutet. Xanadu Mining hat jüngst die Ergebnisse einer Vormachbarkeitsstudie für das Kharmagtai-Projekt vorgestellt, wo über einen Zeitraum von 29 Jahren Kupfer und Gold abgebaut werden könnten.

Branchenexperten zählen diese Erze mit zu den Hauptassets im mongolischen Bergbau. Kupfer und Gold erfreuen sich einer stabilen Nachfrage und überzeugen durch niedrige Explorationskosten. Das erfolgreiche Engagement namhafter Branchengrößen dürfte weitere Unternehmen ins Land locken. Neben Rio Tinto weitet auch der mehrheitlich vom französischen Staat kontrollierte Konzern Orano seine Aktivitäten in der Mongolei aus. In einem Joint Venture mit der staatlichen Gesellschaft Mon-Atom ist geplant, ab 2028 Uranerz in der Mine Zuuvch Ovoo abzubauen und zu 2.500 Tonnen Uran jährlich zu verarbeiten. Orano will in das Projekt 1,6 Milliarden US$ investieren.

Abbau von Lithium und seltenen Erden hat noch nicht begonnen

Bei Lithium und seltenen Erden wird der Mongolei ein enormes Potenzial zugeschrieben. Ein Abbau findet jedoch noch nicht statt. Auch zu den wenigen Explorationen gibt es wenig Neues zu berichten. Nur eine Handvoll Projekte befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Das hält viele Regierungen weltweit nicht davon ab, strategische Partnerschaften mit der Mongolei abzuschließen. Ein solches bilaterales Abkommen besteht neben den USA, Südkorea, Japan und Indien auch mit Deutschland.

Die mongolischen Behörden haben wesentlich mehr Explorationslizenzen für diese gefragten Rohstoffe vergeben. Doch vielen Konzessionären mangele es an Kapital, Technik und Erfahrung, um Erkundungsarbeiten durchzuführen, kritisiert Julian Lawrence in einem Interview mit Global Business Report. Lizenzen seien zu Spekulationsobjekten geworden, sagt der Betreiber einer Flussspat-Mine in der Mongolei. Er plädiert daher dafür, mehr Genehmigungen zu vergeben, um neue Projekte zu ermöglichen.

Mongolei fehlt es an Strategie für kritische Rohstoffe

5 Lizenzen

werden von deutschen Unternehmen oder deutsch-mongolischen Joint-Ventures gehalten.

Wer in der Mongolei kritische Mineralien abbauen will, könnte letzten Endes auf Granit beißen. Neben der Problematik mit den Lizenzen gibt es offene Fragen beim Transport. Der zwischen Russland und China eingeklemmte Binnenstaat ist bei Exporten auf die Kooperation seiner beiden Nachbarländer angewiesen. Dasselbe gilt für die Verarbeitung der Rohstoffe, entsprechende Anlagen stehen jenseits der Grenze in China. Das verwässert die Bemühungen westlicher Firmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren.

Zumindest in einem Punkt ist aber mit Besserung zu rechnen. Die mongolische Regierung kooperiert mit dem spanischen Unternehmen Xcalibur Smart Mapping, um mit luftgestützten geophysikalischen Untersuchungen einige Landesteile neu zu vermessen. Viele Daten stammen noch aus dem 20. Jahrhundert und entsprechen nicht mehr heutigen Industriestandards. Erst mit präzisen Zahlen über das Rohstoffpotenzial kann die Mongolei eine konkrete Strategie über den Abbau von kritischen Rohstoffen verabschieden.

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