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Wirtschaftsausblick | Mongolei

Neue mongolische Regierung kündigt mehrere Großprojekte an

In der Mongolei haben Rohstoffexporte eine Wachstumsdynamik entfacht. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, sollen die Verkehrs- und Energieinfrastruktur verstärkt ausgebaut werden.

Von Viktor Ebel | Ulan Bator

Top-Thema: Gute Chancen für Umsetzung strategischer Großprojekte

Seit Sommer 2024 wird die Mongolei von einer Koalition regiert, die über 90 Prozent der Parlamentsmandate umfasst. Entsprechend groß ist der Anspruch, das Land in der neuen Legislaturperiode vor allem wirtschaftlich voranzubringen. Dafür hat das Ministerium für Wirtschaft und Entwicklung 14 "Megaprojekte" angekündigt, für die es auch auf internationalem Parkett die Werbetrommel rührt. Ausländische Investitionen und Darlehen werden dringend benötigt und sind zum Teil auch schon vereinbart.

Einige Vorhaben betreffen die Förderung und Verarbeitung von Rohstoffen. Mit dem Export von Kupfer und Kohle nach China hat die Mongolei jüngst den Sprung in die Riege der Länder mit oberem-mittlerem Einkommen geschafft, so die Weltbank. Statt die Rohstoffe aber nur zu verkaufen, sollen sie in Zukunft verstärkt im Land verarbeitet werden. Zudem ist ein Investitionsabkommen mit Frankreich in Arbeit, um gemeinsam Uran abzubauen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Energiesektor, der auch in der Mongolei langfristig weniger kohlelastig werden soll. Drei der 14 Großprojekte zielen auf zusätzliche Kapazitäten zur Erzeugung grünen Stroms ab.

Hinzu kommt der Ausbau der Verkehrsnetze, der im Zeichen der regionalen Konnektivität steht. Neue Eisenbahntrassen und Abfertigungsstationen an den Grenzübergängen mit China sollen für eine noch bessere Anbindung an den Haupthandelspartner sorgen.

Chinesische Firmen dürften bei Ausschreibungen im Baubereich zwar die Nase vorn haben. Für deutsche Unternehmen bestehen aber grundsätzlich gute Chancen als Technologie- und Know-how-Partner.

Wachstum: Rohstoffexporte befeuern die Konjunktur

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Mongolei wird 2024 voraussichtlich real um 5,9 Prozent wachsen, so die Prognose der Economist Intelligence Unit (EIU). Dafür sorgen vor allem die hohen Exporte von Kohle und Kupfer in das rohstoffhungrige China. Zahlreiche Ausbauprojekte und Investitionen im Bergbau sprechen dafür, dass das BIP mit 6,2 Prozent auch 2025 wieder stark steigen wird. Andere internationale Beobachter wie die Asian Development Bank (ADB) stimmen dem zu.

Das Wachstum wäre noch stärker ausgefallen, hätte ein extremer Winter 2023/2024 den Viehbestand im Land nicht so stark dezimiert. Die Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Tierproduktion stand im am dünnsten besiedelten Land der Welt 2023 laut Statistikamt für knapp 10 Prozent des BIP. Noch viel größer ist der Anteil bei der Beschäftigung: Etwa jeder vierte Mongole arbeitet im Agrarsektor. Das verarbeitende Gewerbe ist sehr schwach ausgeprägt. Eine Branche mit Perspektive ist das Verkehrsgewerbe, das nicht zuletzt vom florierenden Rohstoffhandel profitiert.

Größte Risiken sind Produktionsschwankungen im Bergbau, vor allem aber die Abhängigkeit vom chinesischen Markt, dessen Akteure nahezu alle mongolischen Rohstoffe aufkaufen. Zudem ist der zwischen Russland und China eingeklemmte Binnenstaat anfällig für geopolitische Verwerfungen.

Investitionen: Weiterer Anstieg steht 2025 bevor

Die Bruttoanlageinvestitionen sorgen für wichtige Wachstumsimpulse. Der Rückblick auf 2024 verspricht ein reales Investitionsplus von 4 Prozent. Ab 2025 rücken verstärkt auch die Bereiche Energie sowie Verkehr als Anlageobjekte in den Fokus, sodass die EIU einen Anstieg um 7,2 Prozent für möglich hält. Das meiste Geld fließt aber weiterhin in den Bergbau - 2023 waren es etwa 55 Prozent aller Investitionen.

Entsprechend hoch fällt der Anteil von Maschinen und Ausrüstung an den Bruttoanlageinvestitionen aus. Er stieg zwischen 2020 und 2023 von 33 auf 50 Prozent. Firmen aus den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Singapur investierten 2023 am stärksten.

Konsum: Staatsausgaben kurbeln Verbrauch weiter an

Den privaten Konsum treiben vor allem Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst an, wo jeder vierte Erwerbstätige beschäftigt ist. Zudem werden die Verbraucher durch die moderate Inflation entlastet, die sich zuletzt mit 7 Prozent im Zielkorridor der Zentralbank (4 bis 8 Prozent) bewegte. Nach einer Zunahme des privaten Konsums um 7,7 Prozent im Jahr 2024, dürften sich höhere Energietarife 2025 laut ADB leicht dämpfend auf die Verbraucherstimmung auswirken.

Die Mongolei bleibt zudem abhängig von Lebensmittel- und Kraftstoffimporten, deren Preise sich volatil entwickeln. Gerade das Viertel der Bevölkerung, das unterhalb der Armutsgrenze lebt, ist davon stark betroffen.

Außenhandel: Exporte und Importe zeigen nach oben

Der Außenhandel der Mongolei wächst kräftig. Auf der Exportseite steigen die Erlöse vor allem dank der hohen Rohstoffnachfrage aus China. Auch die Importe nehmen zu, da die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern steigt. Im Jahr 2025 dürften die Exporte um 6,8 Prozent zulegen, die Importe um 6,4 Prozent.

Insbesondere bei den Ausfuhren offenbart sich, wie abhängig die Mongolei von China ist: Auf fast 92 Prozent schwellte der Anteil an den mongolischen Exporten an, die 2023 in das südliche Nachbarland gingen. Bei den Warenimporten stammten 2023 zwei Drittel aller Lieferungen aus China und Russland – vor allem Kraftstoffe, Fahrzeuge, Bergbautechnik und Lebensmittel.

Deutsche Perspektive: Mongolei rückt wieder stärker in den Blick

Anfang Februar 2024 reiste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Mongolei, um 50 Jahre bilaterale Beziehungen zu begehen. Zu den Höhepunkten des Besuchs zählte die Unterzeichnung des Abkommens über eine strategische Partnerschaft. Es soll die Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich stärken, um vor allem der Klimakrise besser begegnen zu können.

Durch die politische Rückendeckung könnten die bislang überschaubaren deutschen Exporte in Zukunft steigen. Noch bestimmen Pkw, Medikamente und Genussmittel die Lieferstruktur. Aber die Aussicht auf Erneuerbare-Energie-Projekte sorgt in dem von Sonne und Wind gesegneten Land auch für Potenzial bei Ausrüstungslieferungen.

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