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Mongolei will Treibhausgasemissionen reduzieren

Die Hauptstadt Ulan Bator wird zukünftig für ihre Fernwärme Gas nutzen. Gleichzeitig wird Kohle noch längere Zeit ein wichtiger Bestandteil im Energiemix bleiben.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

Auch die Mongolei bekennt sich zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Dessen Hauptziel ist es, den weltweiten Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Der nationale Beitrag sieht vor, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 23 Prozent abzusenken, und zwar im Vergleich mit den Emissionen eines Business-as-Usual-Szenarios für das Jahr 2010. Der Energiesektor soll hierzu den größten Beitrag liefern. Im Fokus steht das Treibhausgas CO2.

Das Land in Ostasien belastete die Atmosphäre 2021 mit 50 Millionen Tonnen CO2, so Daten des Global Carbon Project (GCP). Die Menge hat sich zuletzt zwar stabilisiert. Im Vergleich zum Jahr 2015 hat sie sich aber mehr als verdoppelt. Damals emittierte das Land noch 23 Millionen Tonnen CO2. Gegenüber 2010, als die Mongolei noch 14 Millionen Tonnen CO2 ausstieß, fielen die Emissionen 2021 mehr als dreieinhalbmal so hoch aus. Im Global Carbon Atlas belegte das Land 2021 im Vergleich der absoluten CO2-Emissionen von 221 Ländern Platz 57.

Pro-Kopf-Emissionen von CO2 weltweit auf Platz 11

Die Emissionslast bezogen auf die Einwohnerzahl spricht eine noch deutlichere Sprache. Die Mongolei gab 2021 etwa 15 Tonnen CO2 pro Kopf der Bevölkerung in die Atmosphäre ab. Damit belegt das Land im globalen Ranking der größten Verursacher Rang 11. Schwergewichte wie China und Deutschland kamen demgegenüber jeweils auf nur etwa 8 Tonnen je Einwohner.

Hauptverantwortlich für die hohen Werte der Mongolei ist der Energiesektor. Sein starker Fokus auf fossile Brennstoffe verursacht rund zwei Drittel der schädlichen Emissionen des Landes.

Energieträger Kohle sorgt für schlechte Luft

Aktuell sind mehrere konventionelle Kraftwerke die wichtigste Säule der lokalen Energieversorgung. Sie nutzen die fossilen Brennstoffe Kohle und Diesel. Die installierte Leistung der Kohleblöcke belief sich Ende 2022 auf 1.264 Megawatt, die von größeren Dieselaggregaten auf 8 Megawatt. Noch steht Kohle für über 80 Prozent der installierten Leistung im Strommix.

Die Anlagen produzieren hauptsächlich im Großraum Ulan Bator Strom und Wärme und sorgen dort für eine extreme Luftverschmutzung. In dem Ballungszentrum leben 1,7 Millionen Menschen, knapp die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Landes.

Insbesondere in den Wintermonaten werden häufig gesundheitsschädliche Werte erreicht. Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge liegen die Jahresdurchschnittswerte für Feinstaub in Ulan Bator um das Sechs- bis Zehnfache höher als es die WHO-Richtlinien zur Luftqualität empfehlen.

Für Fernwärme wird ein Umstieg auf Gas anvisiert

Die mongolische Regierung hat mit der sogenannten New Revival Policy eine neue Wirtschaftsstrategie formuliert. Deren Ziel ist es, das Problem der hohen Luftverschmutzung im gesamten Land und speziell in der Hauptstadt anzugehen. Neben mehr Strom aus erneuerbaren Energien will die Regierung dazu die Fernwärmeversorgung überwiegend auf Gas umstellen. Zunächst sind größere Anlagen an sechs Standorten in Ulan Bator geplant. Sie hätten insgesamt eine Leistung von rund 400 Megawatt.

Noch ist unklar, woher das Gas dafür kommen soll. Derzeit stehen zwei Optionen im Raum: Einheimisches Kohleflözgas und russisches Erdgas. Für die Gewinnung von Kohleflözgas wurden bereits erste Projekte angestoßen. Das russische Erdgas könnte die Mongolei erhalten, wenn die Trasse der zwischen Russland und China geplanten Pipeline entsprechend geführt wird.

Darüber hinaus gibt es in anderen Landesteilen erste kleinere Pilotprojekte. Hier wird die bislang auf fossilen Brennstoffen basierende Wärmeversorgung auf Solarthermie und Erdwärme umgestellt. Hinzu kommen Überlegungen, kleine Atomkraftanlagen des SMR-Typs (Small Modular Reactors) einzusetzen.

Kohleausstieg vorerst nicht in Sicht

Um den steigenden Energiebedarf langfristig aus eigener Kraft decken zu können, dürfte die Kohleverstromung für das Land auch weiterhin bedeutsam bleiben. Folglich spielt sie auch im Investitionsprogramm der New Revival Policy eine große Rolle.

Dort sind mit Baganuur (Leistung: 400 Megawatt), Tavantolgoi (300 und 150 Megawatt) und Bagakhangai (300 Megawatt) drei Großprojekte für neue Kohlekraftwerke vorgesehen. Außerdem soll die Leistung mehrerer mit Kohle befeuerter Bestandsanlagen in den kommenden Jahren um insgesamt 475 Megawatt aufgestockt werden.

Neben der Hauptstadt Ulan Bator betreffen entsprechende Vorhaben auch Landesteile, in denen eine funktionierende Energieinfrastruktur oft nur in Ansätzen existiert. So gibt es etwa im Süden des Landes bisher nur ein größeres Kraftwerk.

Für den dort Kupfer und Gold fördernden Bergwerksriesen Oyu Tolgoi bedeutet das, dass er seinen benötigten Strom im nahen China einkaufen muss. Die Kosten dafür sind beträchtlich. Etwa 120 Millionen US-Dollar (US$) gibt der Minenbetreiber Rio Tinto für den chinesischen Strom jährlich aus.

Der Bau eines großen Kraftwerks in unmittelbarer Nähe zu Oyu Tolgoi ist daher seit längerem ein Thema. Der Baubeginn für das Kraftwerk Tavantolgoi scheint noch 2023 möglich zu sein.

Größere Wasserkraftwerke sind im Bau oder geplant

Daneben ist vor allem der Westen des Landes mangels eigener Kapazitäten stark von Stromimporten abhängig. Lediglich ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 12 Megawatt produziert in den dünn besiedelten Provinzen Strom. Für Abhilfe soll das Wasserkraftwerk Erdeneburen sorgen, das seit Herbst 2021 am Fluss Chowd Gol entsteht. Die 90 Megawatt starke Anlage wird voraussichtlich ab 2027 Strom liefern.

Die Pläne für ein mit 315 Megawatt noch leistungsstärkeres Wasserkraftwerk liegen hingegen seit längerem auf Eis. Der Grund dafür ist vor allem der Einwand Russlands, die Anlage am Fluss Eg im Norden der Mongolei würde dem Ökosystem des nahegelegenen Baikalsees schaden. Aktuell erstellt eine französische Firma ein Umweltgutachten zum Eg-Projekt.

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