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Mongolischer Bergbau setzt auf den Batterierohstoff Lithium

Die Mongolei könnte bald auf dem Weltmarkt für Lithium mitmischen. Eine kanadische Firma steht dazu in den Startlöchern und exploriert intensiv erste Vorkommen in der Wüste Gobi.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

In der Mongolei wächst das Interesse, Vorkommen für Lithium zur Förderreife zu entwickeln. Als Haupttreiber gilt die enorm wachsende Batteriefertigung für Elektroautos. Sie ließ das Metall gerade in jüngster Zeit zu einem sehr begehrten Produkt werden. Das Marktforschungsunternehmen Benchmark Mineral Intelligence schätzt, dass die weltweite Nachfrage nach Lithium angesichts des hohen Bedarfs in der Batteriefertigung 2023 um etwa 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunehmen wird.

Unter Experten gilt die Mongolei als gut positioniert, um Lithium zukünftig in größeren Mengen bereitzustellen; dies nicht zuletzt auch wegen der Nähe des Landes zu wichtigen Abnehmermärkten für die beiden gängigsten Verbindungen des Metalls, Lithiumhydroxid und Lithiumcarbonat. Große Abnehmer sind China, Japan und Südkorea.

Schwerpunkt liegt bei Lithium-Gewinnung aus Salaren

Bis die Mongolei Lithium exportieren wird, dürfte zwar noch etwas Zeit vergehen. Einige Projekte treibt das Land jedoch aktuell mit Nachdruck voran. Dazu zählen auch Vorhaben des kanadischen Unternehmens ION Energy. Es plant, Lithium vor allem in sogenannten Salaren (Salzseen) sowie als Bestandteil des Minerals Spodumen zu gewinnen.

Am weitesten fortgeschritten ist das Baavhai-Uul-Projekt, für das ION Energy im 2. Halbjahr 2023 eine Vorab-Machbarkeitsstudie vorlegen will. Mit rund 81.000 Hektar ist es der Fläche nach das größte Bergbauvorhaben, für das in der Mongolei bislang eine Abbaulizenz vergeben wurde. Die Lagerstätte befindet sich nur etwa 25 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt und ist von dieser per Straße zu erreichen.

Die im mongolischen Teil der Wüste Gobi laufenden Explorationsaktivitäten lieferten bisher recht vielversprechende Ergebnisse. Der Lithium-Gehalt in Soleauszügen von Baavhai Uul und den dort gewonnenen Spodumen-Proben erreichte durchschnittlich 426 Lithium-Teile auf eine Million Teile (ppm), was gut 0,04 Prozent entsprach. Einer Unternehmenspräsentation vom Januar 2023 zufolge verzeichnete ION Energy als höchste Lithium-Konzentration bis zu 811 ppm bei einem gleichzeitig recht niedrigen Kalium- und Magnesiumgehalt.

Urgakh Naran, das zweite mongolische Lithium-Projekt der Kanadier, erstreckt sich mehrere Dutzend Kilometer nordwestlich von Baavhai Uul über rund 29.000 Hektar. Es umfasst fünf Salare, deren Erkundung noch läuft. Erste Soleproben mit einem Lithium-Gehalt von 918 Milligramm je Liter in der Spitze konnten laut ION Energy genauso überzeugen wie Probebohrungen mit bis zu 911 ppm Lithium.

Weitere mögliche Vorkommen im Gespräch

Mit den beiden Projekten von ION Energy ist das Potenzial der Mongolei bei Lithium noch nicht erschöpft. Dafür sprechen laut Experten vor allem die geologischen Rahmenbedingungen im Südosten des Landes. Sie sind nahezu deckungsgleich mit denen im sogenannten Lithium-Dreieck Südamerikas. Ähnlich wie dort sind auch für die Wüste Gobi eine hohe Verdunstung und geringe Niederschläge typisch. Es fehlt zudem ein Abfluss in externe Gewässer.

Das "Lithium-Dreieck" im grenzüberschreitenden Hochland von Argentinien, Bolivien und Chile zählt als eine der Hauptquellen, um den internationalen Bedarf bei Lithium langfristig zu decken. Die von größeren Salzseen und -wüsten geprägte Region steht laut der US-Behörde United States Geological Survey (USGS) für 53 Prozent der weltweiten Lithium-Ressourcen.

Für den Lithium-Abbau in der Mongolei gelten perspektivisch mindestens zwei weitere Lagerstätten als vielversprechend, so die staatliche Agentur für Bodenschätze und Erdöl (Mineral Resources and Petroleum Authority; MRPA). Ersten Schätzungen zufolge enthält das Vorkommen Khukh Del bis zu 37.700 Tonnen Lithium und das Vorkommen Munkhut 14.575 Tonnen.

Darüber hinaus werden größere Mengen Lithium derzeit an mindestens sieben weiteren Orten im Land vermutet, wie eine Studie der Universität für Wissenschaft und Technologie in Ulan Bator (MUST) nahelegt. Auf der Grundlage erster Explorationsresultate sei dabei mit Lithium-Konzentrationen in einer Spanne von 0,04 bis 2,15 Prozent zu rechnen. Außerdem gibt es laut MUST in der Mongolei noch mehrere Gesteinsanomalien mit Lithium-Spuren.

Weltweite Förderung erfolgte 2022 hauptsächlich in drei Ländern

Die internationale Nachfrage nach Lithium decken gegenwärtig vorrangig Akteure aus Australien, Chile und China. Die USGS beziffert die Lithium-Förderung außerhalb der USA 2022 auf 130.000 Tonnen. Laut einer vorläufigen Auswertung internationaler Produktionsdaten stammten darunter gut 90 Prozent aus den drei genannten Ländern.

Die Lithium-Reserven – also die Menge, die nachgewiesen war und dabei als wirtschaftlich gewinnbar galt – lagen laut USGS Anfang 2023 weltweit bei 26 Millionen Tonnen. Im Zuge der vielerorts intensivierten Erschließungsarbeiten für potenzielle Lithium-Vorkommen registrierte die US-Behörde eine Zunahme der Reserven um nahezu ein Fünftel im Vorjahresvergleich.

Chile und China 2021 mit höchsten Einnahmen aus Lithium-Exporten

China ist seit einigen Jahren der Hauptlieferant von Lithium in Form von Lithiumoxid und -hydroxid (HS-Pos. 2825.20). Das International Trade Centre (ITC) verzeichnete 2021 chinesische Ausfuhren in Höhe von 764 Millionen US-Dollar (US$), was gut zwei Dritteln der weltweiten Exporte entsprach. Die USA und Chile folgten mit 98 Millionen und 95 Millionen US$.

Zu den Hauptabnehmern von Lithiumoxid und -hydroxid zählten 2021 laut ITC Südkorea und Japan. Mit 667 Millionen und 389 Millionen US$ nahmen beide Länder zusammen etwa 84 Prozent der entsprechenden Lieferungen ab.

Bei den Ausfuhren von Lithiumcarbonat (HS-Pos. 2836.91) lag Chile mit 883 Millionen US$ im Jahr 2021 vorne. Das südamerikanische Land bestritt wertmäßig nahezu drei Viertel des entsprechenden Angebots weltweit. Chinas Exporte beliefen sich auf 99 Millionen US$.

Gleichzeitig war China wichtigster Abnehmer von Lithiumcarbonat, und zwar laut ITC für 562 Millionen US$. Die südkoreanischen und japanischen Importe machten 384 Millionen und 207 Millionen US$ aus.

Bergbaulizenzen im mongolischen Bergbau

Ende 2022 umfasste das Portfolio der MRPA für den gesamten Bergbausektor der Mongolei 1.713 Abbaulizenzen. Diese betreffen landesweit Areale mit zusammen mehr als 18.350 Quadratkilometern. Das entspricht 1,2 Prozent der Gesamtfläche der Mongolei. Hinzu kamen 831 Lizenzen zur Erkundung für rund 41.140 Quadratkilometer oder 2,6 Prozent der Fläche.

Die meisten Abbaulizenzen entfielen Ende 2022 auf Gold (554) und Kohle (304). Dahinter folgten Flussspat, Kalkstein, Eisen und Wolfram. Bei der beanspruchten Fläche lag Kohle mit einem Anteil von gut 44 Prozent vor Gold mit knapp 17 Prozent.

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