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Neue Chancen in Neuseelands Offshore-Energiesektor

Ein geplantes Gesetz bietet ausländischen Unternehmen, die in Neuseelands Erneuerbare-Energien-Sektor investieren wollen, interessante Möglichkeiten.

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Der Gesetzesentwurf über erneuerbare Offshore-Energie ("Offshore Renewable Energy Bill", kurz "ORE") wurde Ende Dezember 2024 dem neuseeländischen Parlament vorgelegt. Das neue Gesetz, wenn verabschiedet, soll einen Rechtsrahmen schaffen für Offshore-Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, einschließlich Wind-, Solar-, Wellen- und Gezeitenenergie.

Das sind die Chancen für Projektentwickler

Der ORE-Gesetzentwurf sieht unter anderem eine gesetzliche Regelung für die Entwicklung von Offshore-Windenergie in Neuseeland vor. Die Regierung möchte Projektentwicklern damit sichere Bedingungen bieten und Investitionen in Neuseelands Energieinfrastruktur fördern.

Das neuseeländische Elektrizitätsnetz wird derzeit noch nicht mit Strom aus Offshore-Windparks versorgt. Während Neuseeland über eine Reihe von Onshore-Windparks verfügt, befinden sich Offshore-Windprojekte bisher nur in der Planungs- und Entwicklungsphase. 

An der Westküste der Nordinsel sind nach Angaben des Marktforschungsunternehmens TGS und seiner Plattform "4C Offshore" derzeit sieben Projekte in Planung. Stand heute wird voraussichtlich keiner dieser Offshore-Windparks vor 2030 ans Netz gehen.

Planungssicherheit während Zeit der Machbarkeitsstudie gegeben

Ausländische Unternehmen können unter anderem Genehmigungen für Machbarkeitsstudien beantragen. Mit diesen "feasibility permits" räumt Neuseeland den Unternehmen für sieben Jahre Exklusivrechte ein, um zu prüfen, ob ein Energieprojekt in dem Offshore-Gebiet realisierbar ist. Anschließend haben die Firmen automatisch die Option, gewerbliche Genehmigungen für den Betrieb der Anlagen zu beantragen.

Sollte das ORE-Gesetz wie im Entwurf in Kraft treten, wäre es die Aufgabe der Unternehmen, die Offshore-Standorte für die Entwicklung der Projekte selbst vorzuschlagen. Damit könnten deutsche Projektentwickler ihr Fachwissen bei der Ermittlung geeigneter Standorte für ORE-Infrastruktur einbringen.

Nach erfolgreicher Machbarkeitsprüfung können Unternehmen kommerzielle Genehmigungen für den Bau und Betrieb von Offshore-Infrastrukturen für erneuerbare Energien beantragen. So sind langfristige Investitionen und Beteiligungen am neuseeländischen Energiemarkt möglich.

Technologie- und Produktzulieferer sollten Markt im Auge halten

Abgesehen von Direktinvestitionen oder der Entwicklung von Offshore-Projekten gäbe es mit dem Gesetz zudem indirekte Chancen für den Markteinstieg. Dies betrifft vor allem Unternehmen, die Produkte, Technologien und Dienstleistungen für erneuerbare Offshore-Energie bereitstellen.

Hersteller von Offshore-Windturbinen und Komponenten, schwimmenden Turbinenplattformen für Tiefwasserinstallationen oder korrosionsbeständigen Materialien für Windparkkomponenten in schwierigen Umgebungsbedingungen sollten den Markt im Auge behalten. Ebenso werden in Zukunft voraussichtlich Energiespeichersysteme, Unterseekabel und Überwachungssysteme von Unterwassergroßstrukturen benötigt.

Lokale Anforderungen müssen beachtet werden

Die Genehmigungen für Machbarkeitsstudien unterliegen dem Grundsatz "use it or lose it". Das bedeutet Unternehmen müssen nach Ausstellung der Genehmigung innerhalb von zwölf Monaten mit den Untersuchungen beginnen. Die Lizenz kann ihnen sonst entzogen werden. 

Ebenso gehen mit den Genehmigungen Pflichten einher. Unternehmen müssen bestimmte Ergebnisse und Daten aus ihren Machbarkeitsstudien dem neuseeländischen Energieministerium offenlegen.

Der vollständige Gesetzestext und die Bestimmungen zu den Rahmenbedingungen sind im Originaldokument auf der Seite der neuseeländischen Regierung veröffentlicht.

Neuseeland verzichtet auf Preis-Anreiz-System

Das ORE-Gesetz sieht keinen Mechanismus zur Preissubvention vor. Entgegen den vor allem in Europa üblichen Stützen für Windenergieprojekte in Form von Differenzverträgen wird Neuseeland analog zu seiner Onshore-Gesetzgebung auch für seine Offshore-Projekte keine Preis-Anreiz-Systeme installieren. 

Diese Politik steht im Einklang mit Neuseelands großenteils dereguliertem Strommarkt. Die Stromerzeuger stehen im Wettbewerb und Preise bilden sich im Großhandel über einen Kassapreis, der alle 30 Minuten über Auktionen bestimmt wird. 

Neuseelands Strommix basiert zu fast 90 Prozent auf Erneuerbaren Energien. Die wichtigsten Energieträger sind Wasserkraft (60 Prozent), Geothermie (19 Prozent) und Wind (7 Prozent). 

Der Bedarf an Primärenergie wird allerdings noch immer zu 55 Prozent aus fossilen Energien gedeckt. Dabei sind Erdöl und Erdgas die wichtigsten Quellen. Neuseeland hat jedoch konkrete, gesetzlich verankerte Dekarbonisierungsziele festgelegt. Grundlage dafür ist der "Climate Change Response (Zero Carbon) Amendment Act" aus dem Jahr 2019. Dieses Gesetz legt das verbindliche Ziel für Neuseeland fest, bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen.

Aktueller Stand und nächste Schritte

Der ORE-Gesetzesentwurf wurde in erster Fassung vom gesamten Parlament unterstützt und Ende Dezember 2024 dem Ausschuss für Verkehr und Infrastruktur zur Bearbeitung zugewiesen.

Nach anschließenden Prüfungen in den Ausschüssen und zwei weiteren Lesungen im Parlament kann der Entwurf möglicherweise noch im 1. Quartal 2025 Gesetz werden. Das Wirtschaftsministerium Neuseelands bemisst den Zeitraum etwas konservativer und schätzt, dass das Gesetz "Mitte" 2025 in Kraft treten wird.

Leitfäden für die ersten Genehmigungsanträge der Machbarkeitsstudien werden parallel erarbeitet und sollen unmittelbar nach der Gesetzgebung zur Verfügung stehen. Die Ausschreibungsrunden für die Machbarkeitsgenehmigungen sollen noch 2025 beginnen. Anfang 2026 will die Regierung die ersten "feasibility permits" erteilen.

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