Interview | Neuseeland | Investitionen
"Neuseeland nutzt eifrig deutsche Technologie"
Im Interview erzählt Handelsminister Todd McClay, was die neue Investitionsbehörde "Invest New Zealand" leisten soll und wo Chancen für deutsche Unternehmen liegen.
10.03.2025
Von Daniel Lenkeit | Sydney

Todd McClay ist seit November 2023 Neuseelands Minister für Handel und Investitionen, Land- und Forstwirtschaft. Seit 2008 sitzt er im neuseeländischen Parlament und übte als Politiker der "National Party" mehrere Ministerämter aus.
Ende Januar 2025 gab die Regierung bekannt, das "Invest New Zealand" (INZ) zukünftig als neue Behörde für die Förderung von ausländischen Direktinvestitionen zuständig ist. INZ wird vorerst innerhalb von New Zealand Trade and Enterprise (NZTE) angesiedelt und nach Abschluss des Budgetprozesses in eine autonome staatliche Einrichtung überführt.
Minister McClay, warum etabliert Neuseeland jetzt die neue Investitionsbehörde Invest New Zealand?
Ein wichtiger Grund ist, dass wir bei den ausländischen Direktinvestitionen nicht so gut abschneiden, wie wir sollten. Denn im Vergleich zu anderen kleinen, fortgeschrittenen Volkswirtschaften, mit denen wir uns messen, liegen wir beim Verhältnis der Direktinvestitionen zum Bruttoinlandsprodukt unter dem OECD-Durchschnitt. In den meisten anderen OECD-Kategorien liegen wir darüber.
Das wollen wir ändern und die Direktinvestitionen stärker fördern. Außerdem wollen wir die rechtlichen Rahmenbedingungen für ausländische Direktinvestitionen in Neuseeland verbessern und Bürokratie für Investoren abbauen.
Wird Invest New Zealand die Kundenakquise gezielt verfolgen, um so ausländische Direktinvestitionen in bestimmten Branchen anzuziehen?
INZ wird ein gut kuratiertes Netzwerk internationaler Investoren ansprechen und entwickeln, um Investitionen, Menschen und Unternehmen in Schlüsselindustrien und -technologien nach Neuseeland zu holen.
"We are not going to pick winners."
Wir verfolgen einen pragmatischen, marktwirtschaftlichen Ansatz. Wenn die Investition gut für Neuseeland ist, dann sind wir hier, um sie zu unterstützen.
Wird INZ Marktsegmente priorisieren, und sehen Sie Chancen für deutsche KMU in diesen Sektoren?
Alle Branchen sind willkommen. Der Schwerpunkt von INZ ist die Ansiedlungsunterstützung und Hilfe bei der Zusammenführung von Unternehmen, ob Fusionen und Übernahmen, Joint Ventures oder Greenfield Investitionen. Wir wollen keine "Gewinner" aussuchen. Gleichwohl: Infrastrukturprojekte und nachhaltige Energie werden gefragt sein und einen Schwerpunkt bilden.
"Wir sehen derzeit echte Chancen für deutsche Investoren."
Es besteht zudem ein besonderes Interesse daran, Investitionen in Sektoren zu fördern, die die inländische Produktivität und Innovation erhöhen. Deutschland ist dabei ein wichtiger Partner für uns. Wir sehen derzeit echte Chancen für deutsche Investoren in Sektoren wie Aquakultur, erneuerbare Energien, modernes Transportwesen und saubere Technologien.
Würden Sie sagen, dass kleine und mittelständische Unternehmen die Hauptzielgruppe der von INZ angebotenen Dienstleistungen sind?
Es gibt keinen speziellen Fokus auf KMU. Invest New Zealand wird die Freiheit haben, potenzielle Geschäfte und Investitionen jeder Größe zu identifizieren, die der Markt sonst nicht von sich aus vorantreiben würde. Die von uns betreuten Projekte sollen eine gewisse Größe haben. Wir wollen unsere INZ-Ressourcen effizient einsetzen und Direktinvestitionen maximieren. Aber manchmal können auch kleine Investitionen einen Unterschied machen.
Welche Möglichkeiten sehen Sie für deutsche Unternehmen, mit dem neuseeländischen Technologie-Ökosystem zusammenzuarbeiten – vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und grüne Energie?
Wir sehen ein immenses Potenzial für eine weitere Zusammenarbeit, insbesondere in der nachhaltigen Entwicklung der Luft- und Raumfahrt, der Digitalisierung und der Automatisierung – Bereiche, in denen die deutsche Expertise weltweit anerkannt ist. Während wir bestehende Partnerschaften weiter ausbauen, engagieren wir uns ebenso für die Förderung von neuen Investitionen und technologischem Austausch.
Grüne Energie: Neuseeland arbeitet bereits sehr eng mit deutschen Energieunternehmen zusammen. Denn Deutschland verfügt über langjährige Erfahrung in Sektoren wie der Offshore-Windkraft, die Neuseeland gerade näher erkundet. Wir tauschen Erkenntnisse in den Bereichen Regulierung, Technologie, Ökologie und anderen Forschungs- und Praxisbereichen aus.
Ich erwarte, dass diese Arbeit fortgesetzt wird. Deutschland gibt bereitwillig Informationen weiter und ist daran interessiert, in neuseeländische Energieprojekte zu investieren. Im Rahmen von Horizon Europe beginnt Neuseeland, die Zusammenarbeit bei neuen Technologien zu vertiefen. Neuseeland ist auch ein eifriger Nutzer deutscher Technologie.
Wo sehen sie die Rolle der Raumfahrt in den deutsch-neuseeländischen Beziehungen?
Gerade in der Raumfahrt verbindet Neuseeland und Deutschland eine starke und wachsende Partnerschaft. Sie ist durch eine formelle Zusammenarbeit zwischen der New Zealand Space Agency (NZSA) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) untermauert.
Seit 2018 arbeiten wir eng zusammen, um Spitzentechnologien voranzutreiben. Ein wichtiger Meilenstein dieser Zusammenarbeit war der Start von acht gemeinsamen Forschungsprojekten mit den Schwerpunkten Erdbeobachtung, Antriebssysteme, Quantenkommunikation, Radartechnologie und fortschrittliche Materialien für die Raumfahrt.
Land | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|
Australien | 17.550 | 18.173 | 22.080 | 22.043 |
Singapur | 18.500 | 16.210 | 19.119 | 20.061 |
Thailand | 5.059 | 4.234 | 5.141 | 5.190 |
Vietnam | 1.264 | 1.257 | 1.621 | 1.904 |
Neuseeland | 1.024 | 899 | 1.466 | 1.292 |
Diese Projekte bringen führende Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen aus beiden Ländern zusammen und unterstreichen unser gemeinsames Engagement für wissenschaftliche Spitzenleistungen und technologischen Fortschritt. Die strategische geografische Lage Neuseelands bietet eine einzigartige Position für den Zugang zu großen Höhen und zur Erdumlaufbahn, während unser schlankes regulatorisches Umfeld schnelle Innovationen und Tests fördert.
Interessierte deutsche Unternehmen, die einen direkten Kontakt zu Invest New Zealand suchen, um über Investitionsmöglichkeiten zu sprechen, wenden sich mit einer E-Mail (in englischer Sprache) an: investment@nzte.govt.nz.
Land | Einwohner in Millionen | Bruttoinlandsprodukt in Milliarden Euro* |
---|---|---|
Australien | 26,6 | 1.562.653 |
Thailand | 71,7 | 503.604 |
Singapur | 5,8 | 482.955 |
Vietnam | 100,7 | 435.398 |
Neuseeland | 5,2 | 229.471 |