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Wirtschaftsausblick | Neuseeland

Neuseelands Wirtschaft kommt nicht in Fahrt

Die jahrelange Hochzinspolitik bremst noch immer Investitionen aus, auch wenn der Leitzins nun gesenkt wurde. Deutsche Firmen profitieren vom Handelsabkommen mit der EU.

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Wirtschaftsentwicklung: Die Konjunktur stottert

Neuseelands Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2024 nach Einschätzung der meisten Analysten bestenfalls stagnieren. Im 2. und 3. Quartal 2024 fiel die Wirtschaftsleistung um jeweils 0,2 Prozent und das Land rutschte in eine technische Rezession. Für 2025 erwarten die Geschäftsbanken einen leichten Aufschwung des BIP um 1 bis 1,5 Prozent. Der Internationale Währungsfonds beziffert das Wachstum für 2025 sogar mit sehr optimistischen 1,9 Prozent. Wie sich das Wachstum zusammensetzen soll, ist momentan unklar. Weder die Haushalte noch die Unternehmen schauen aktuell optimistisch in die Zukunft.

Die Binnennachfrage sinkt der Australia and New Zealand Bank zufolge im Jahr 2024 um etwa 1 Prozent. Die Hauptgründe dafür sind geringere Staatsausgaben und stark fallende Investitionen. Hintergrundinformationen zu diesen und weiteren Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt

Bevölkerungswachstum schwächt leicht ab

Nach hohen Wachstumsraten von etwa 2,5 Prozent im Jahr 2023 lässt die Bevölkerungszunahme 2024 mit 1,8 Prozent etwas nach. Auch 2025 werden die Wachstumsraten zurückgehen, vor allem weil die Nettomigration fällt. Das für 2025 erwartete höhere BIP würde bei einer Pro-Kopf-Betrachtung den Wohlstand der Neuseeländer dennoch kaum erhöhen.

Haushalte konsumieren verhalten

Das verfügbare Einkommen der neuseeländischen Haushalte stagniert seit Jahren, was zu einem schwachen privaten Konsum führt. Grund dafür sind die steigenden Lebenshaltungskosten. Diese sind zwischen September 2023 und September 2024 um rund 4 Prozent gestiegen. Dies ist laut dem neuseeländischen Statistikamt vor allem auf höhere Zinszahlungen, gestiegene Versicherungsbeiträge und Mietsteigerungen zurückzuführen.

Die durchschnittlichen Immobilienpreise verharren seit einem Jahr auf einem niedrigen Level. Die Refinanzierungskosten von Hypotheken hingegen stiegen in den letzten Jahren kräftig. Das Eigenkapital für ein Eigenheim macht in Neuseeland 55 Prozent des Nettovermögens der Haushalte aus. Da der Preis der eigenen Immobilie beeinflusst, wieviel Geld die Menschen ausgeben, sinkt auch hier die Konsumbereitschaft der Haushalte.

Unternehmen stellen Ausgaben zurück

Auch Firmen stellen ihre Investitionsabsichten zurück. So werden Unternehmensinvestitionen 2025 voraussichtlich nicht zum Wirtschaftswachstum beitragen. Viele Analysten erwarten für 2025 sogar einen Rückgang um etwa 3 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen Neuseelands dürften nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hingegen etwas steigen.

Laut einer Analyse der Zentralbank sind die schwache Binnennachfrage und hohe Finanzierungskosten die Gründe hierfür. Die Einschätzung spiegelt sich im Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes wider. Bereits 20 Monate in Folge liegt dieser Index für Neuseeland unter der 50-Punkte-Marke. Werte unter dieser Schwelle kennzeichnen eine erwartete wirtschaftliche Kontraktion. 

Die Kombination aus wenigen Aufträgen und steigenden Lagerbeständen ist kein gutes Zeichen für die Zukunft der Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Die seit langem schwache Nachfrage nach Investitionsgütern wird auch in den nächsten Monaten nicht anziehen.

Top-Thema: Zentralbank beginnt mit Zinssenkungen

Nach drei Jahren restriktiver Geldpolitik senkte die Zentralbank Neuseelands (Reserve Bank of New Zealand; RBNZ) 2024 erstmals wieder den Leitzins. Als Reaktion auf die Rezession minderte die RBNZ zuletzt Ende November 2024 den Zins um weitere 0,5 Prozentpunkte auf derzeit 4,25 Prozent. Nächste Zinssenkungen kündigte die RBNZ für Februar 2025 an.

Mit ihrer Politik drängte die RBNZ die Teuerungsrate von rund 7 Prozent im Jahr 2022 zurück. Im Jahr 2024 dürfte der Verbraucherpreisindex um etwa 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen. Der Wert wird auch 2025 zwischen 2 und 3 Prozent liegen und damit innerhalb des Korridors, den die RBNZ anstrebt. Experten sehen in der kräftigen Zinssenkung jedoch ein Eingeständnis, dass die Geldpolitik zur Gewährleistung der Preisniveaustabilität schlussendlich zu restriktiv war.

Neue Regierung reduziert öffentliche Ausgaben

Der 2024 vorgestellte Haushalt der neuen Regierung für das Fiskaljahr 2024/2025 (1. Juli bis 30. Juni) sieht breite Einsparungen bei den Staatsausgaben vor. Unter anderem werden einige Regierungsressorts personell beschnitten und bereits laufende Klimaprogramme werden umstrukturiert oder gekürzt. 

Die Stimulation des Arbeitsmarkts durch Regierungsprogramme endet damit. Erste negative Auswirkungen auf die Beschäftigung folgen bereits. Die Arbeitslosenquote stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 1 Prozentpunkt auf 5 Prozent an. Sie wird nach Prognosen der Geschäftsbanken im Jahr 2025 auf 5,5 Prozent steigen.

Außenhandel soll nach Flaute wieder zulegen 

Neuseelands Exporte erholten sich 2024 nach einem Rückgang im Vorjahr etwas. Sie werden nach Hochrechnungen von Germany Trade and Invest (GTAI) um etwa 1,5 bis 1,7 Prozent steigen. 

Die Importe hingegen werden 2024 deutlich fallen. Sie lagen in den ersten zehn Monaten des Jahres bereits 4,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für das ganze Jahr schätzt GTAI den Rückgang auf 3,5 bis 4,0 Prozent. In den Folgejahren sollen die Einfuhren wieder wachsen.

Deutsche Perspektive: Freihandelsabkommen EU-Neuseeland gut für Deutschland

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland wird 2025 das erste vollständige Jahr in Anwendung sein. Durch das Abkommen wurden die Zölle auf fast alle Waren abgeschafft. Im Jahr 2023 betrug der EU-Anteil an den Importen Neuseelands 15,5 Prozent und an den neuseeländischen Exporten 5,5 Prozent.

Deutsche Exporteure von Industriegütern, insbesondere von Maschinen, Chemikalien, Kfz und Pharmazeutika profitieren mit dem Abkommen vom zollfreien Zugang zum neuseeländischen Markt. In den ersten drei Quartalen 2024 stiegen die deutschen Ausfuhren nach Neuseeland um etwa 2 Prozent. Die Einfuhren legten im gleichen Zeitraum circa 3 Prozent zu.

Der Inselstaat importiert hauptsächlich Investitionsgüter, wie Maschinen und Anlagen. Deutschland ist der drittgrößte Lieferant in diesem Sektor. Zudem ist die Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste europäische Handelspartner für Neuseeland.

Weitere Informationen zu Neuseeland finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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