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RF_Getty_640239938_RZ_1340x754 RF_Getty_640239938_RZ_1340x754 | © Geschäftsbezirks dugbe in Ibadan, Hauptstadt von Oyo Staat, südwestlichen Nigeria |© Getty Images/Aderemi Davies

Special Nigeria Coronavirus

Pandemie dämpft das Wirtschaftswachstum

Nigeria hat hat die vierte Pandemiewelle gerade hinter sich gebracht. Das Infektionsgeschehen geht zurück. Die wirtschaftlichen Aussichten sind verhalten.

Von Corinna Päffgen | Accra

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Die Landesgrenzen sind geöffnet und der internationale und nationale Flugverkehr Nigerias finden statt. Geschäftsreisen sind ebenfalls möglich. (Stand: 10.03.2022)

    Ausländische Fluggesellschaften dürfen seit Anfang September 2020 Nigeria wieder anfliegen und kommerzielle Personenflüge durchführen.

    Mittlerweile können wieder sämtliche Personengruppen einreisen. Vor Antritt der Reise (Boarding) muss ein negativer PCR-Test vorhanden sein, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Zudem ist vor der Einreise eine "Health Declaration Form" auszufüllen, die vor Antritt der Reise im Nigeria International Travel Portal hochgeladen und ein entsprechendes Zertifikat generiert werden muss. Das Zertifikat ist bei Einreise vorzulegen.

    Vollständig geimpfte Personen sind verpflichtet, am Tag nach der Einreise einen erneuten PCR-Test zu machen, der vorab online über das Nigeria International Travel Portal zu buchen und zu bezahlen ist. Bei negativem Testergebnis können sich die Personen frei bewegen.

    Nicht geimpfte oder nicht vollständig geimpfte Personen sind verpflichtet, sich nach der Einreise in eine siebentägige Quarantäne zu begeben. Am zweiten und am siebten Tag ist jeweils ein erneuter PCR-Test durchzuführen, vorab online über das Nigeria International Travel Portal zu buchen und zu bezahlen. Bei einem negativen Ergebnis nach dem zweiten Test können sich die Personen frei bewegen.

    Bei der Ausreise aus Nigeria ist zu beachten, dass entweder der Nachweis über eine vollständige Impfung oder ein erneuter negativer PCR-Test vorgelegt werden muss, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Diese Vorschrift gilt unabhängig von den Bestimmungen der jeweiligen Zielländer.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen

    Von Corinna Päffgen | Accra

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Nigerias Wirtschaft wächst wieder. Für einen spürbaren Rückgang der Armut reicht das Wachstum jedoch nicht aus. (Stand: 10.03.2022)

    Die konjunkturellen Aussichten für 2022 sind zwar wieder etwas besser als in den Vorjahren, insgesamt aber eher mäßig. 

    Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Laufe des Jahres 2021 seine Wachstumsprognose von zunächst 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach oben korrigiert und geht nun von einem realen Zuwachs von 2,7 Prozent aus. Etwas optimistischer ist die EIU (Economist Intelligence Unit), die für 2022 von einem realen Wachstum von 3,3 Prozent ausgeht und für das Folgejahr sogar einen Anstieg von 3,8 Prozent erwartet. Um eine spürbare Verbesserung der Lebensbedingungen für die über der Hälfte in Armut lebende Bevölkerung zu erreichen, ist das Wachstum allerdings zu gering.

    Impffortschritt kommt langsam voran

    Noch am Anfang befindet sich die Immunisierung der Bevölkerung. Vollständig geimpft sind erst 4 Prozent der Bevölkerung (8,5 Millionen Menschen), eine Erstimpfung haben bislang 9 Prozent erhalten (18,5 Millionen Menschen). Dies ist auf den schwierigen Zugang zu Impfstoffen zurückzuführen. Nigeria ist wie viele afrikanische Länder auf Impfstoff der Covid-19 Vaccines Global Access Initiative (COVAX) angewiesen. Darüber hinaus begünstigen Defizite in der Infrastruktur eine niedrige Impfquote. So wurde im Dezember 2021 bekannt, dass bis zu 1 Million Impfdosen wegen Überschreitung des Ablaufdatums vernichtet wurden.

    Bessere Aussichten für viele Branchen 

    Die einzelnen Branchen wurden von den Auswirkungen der Pandemie unterschiedlich getroffen. Relativ unbeschadet durch die Krise kam der seit Jahren kontinuierlich wachsende Agrar- und Nahrungsmittelsektor. Dort konnte sogar im Krisenjahr 2020 Wachstum erzielt werden. Um die steigende Nachfrage bedienen zu können, sind jedoch Investitionen dringend erforderlich.

    Staatliche Investitionen in die Transportinfrastruktur und den Wohnungsbau dürften für positive Impulse in der Bauwirtschaft und Zementindustrie sorgen. Der für Nigeria nach wie vor wichtige Öl- und Gassektor kann derzeit von hohen Ölpreisen von über 100 US-Dollar (US$) pro Barrel profitieren. Zudem erhofft sich die nigerianische Regierung durch Verabschiedung des lang ersehnten Petroleum Industry Act im August 2021 mit stabilen Rahmenbedingungen einen Investitionsschub.

    Konsum leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und Inflation 

    Die Haushalte und der Privatkonsum leiden unter hoher Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Nach Angaben des National Bureau of Statistics beträgt die Arbeitslosenquote mittlerweile 33 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mit 42 Prozent sogar noch höher. Hinzu kommt eine hohe Inflation von 15,6 Prozent. Zudem wird im Vergleich zu den Vorjahren ein geringerer Lohnzuwachs erwartet. Aufgrund der hohen Inflationsraten ist deshalb für dieses Jahr und die nächsten Jahre mit sinkenden Reallöhnen zu rechnen, was sich ebenfalls auf den Konsum niederschlagen wird.

    Sicherheitsproblem wird chronisch 

    Nigeria bekommt sein Sicherheitsproblem nicht in den Griff. Armut, Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven nehmen vor allem bei der jüngeren Bevölkerung zu. Proteste, Plünderungen und allgemein steigende Kriminalität sind die Folge. Die Sicherheitslage im Norden und Nordwesten wird aufgrund der Zunahme von Aktivitäten krimineller Banden sowie islamistischer Gruppen immer prekärer. Überfälle, Morde und Entführungen nehmen zu. 

    Aktuelle Informationen bietet die AHK Nigeria mit einer eigenen Sonderseite zu Covid-19- Entwicklungen.

    Von Corinna Päffgen | Accra

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Nigeria muss weitere Kredite aufnehmen, um die sozioökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie abzufedern.  (Stand: 14.03.2022)

    Die nigerianische Regierung hat mehrere Programme aufgelegt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Zudem unterstützt der Staat besonders von Armut betroffene Haushalte.

    Nigeria stockt Unterstützung für Haushalte auf

    Notleidende Haushalte werden im Rahmen des bereits im Jahr 2016 ins Leben gerufene National Social-Safety-Nets Program Scale Up (NASSP-SU) finanziell unterstützt. Finanziert wird das Programm über einen Kredit der Weltbank. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat die Armut in Nigeria deutlich gesteigert. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt nun unter der Armutsgrenze. Zur Aufstockung des NASSP-SU und zur Unterstützung weiterer 10 Millionen Haushalte hat die Weltbank einen weiteren Kredit über 800 Millionen US-Dollar (US$) gewährt.

    Zur Ankurbelung der Wirtschaft wurde bereits im Juni 2020 der Nigeria Economic Sustainability Plan verabschiedet, mit dem die nigerianische Regierung Kredite in Höhe von 2,5 Milliarden US$ für das verarbeitende Gewerbe und kritische Sektoren wie die Landwirtschaft und Nahrungsmittelbranche bereitstellen will. Der Plan verfolgt zudem die Stärkung der Infrastruktur inklusive Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur und den Wohnungsbau sowie die Verteilung und Installation von Solar Home Systems.

    Finanziert werden die Maßnahmen unter anderem mit internationalen Hilfen. Der internationale Währungsfonds (IWF) hatte im April 2020 als Rapid Financing Instrument einen Betrag von 3,4 Milliarden US$ bereitgestellt. Von der Weltbank kamen im Rahmen des kürzlich erlassenen COVID-19 Action Recovery and Economic Stimulus Program weitere 750 Millionen US$.

    Zugang zu Fördermitteln für deutsche Unternehmen

    Hilfen können in Nigeria grundsätzlich Unternehmen beantragen, die vor Ort registriert sind, einem Branchenverband angehören sowie gegebenenfalls weitere Voraussetzungen erfüllen, wie zum Beispiel das Nichtüberschreiten einer bestimmten Unternehmensgröße oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche. 

    Für deutsche Unternehmen empfiehlt es sich zudem, sich an Entwicklungsbanken wie die zur Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gehörende Deutsche Investitions- und Entwicklungsbank (DEG) zu wenden. Die DEG bietet mit dem  Programm AfricaConnect COVID-19 Response für in Afrika tätige europäische Unternehmen Unterstützung bei der Finanzierung an, dazu gehören Darlehen und Liquiditätsfinanzierung.

    Verschuldung nimmt weiter zu

    Um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie des Ölpreisverfalls abzufedern, musste Nigeria im Jahr 2020 neue Schulden aufnehmen. Daneben ist das Land auf Hilfen aus dem Ausland angewiesen. Nach Schätzung des IWF wird Nigerias Staatsverschuldung in diesem Jahr auf 36,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Damit liegt Nigeria noch in einem eher unkritischen Bereich. Allerdings stehen schwankende Staatseinnahmen aufgrund volatiler Ölpreise sowie generell eine geringe Steuerquote von gerade einmal rund 6 Prozent einem steigenden Schuldendienst gegenüber. Der IWF geht daher von einer steigenden Staatsverschuldung in den nächsten Jahren aus.

    Von Corinna Päffgen | Accra

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