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Oman will Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen
Das Sultanat will die Netzkapazitäten der Erneuerbaren mittelfristig um etwa 4 Gigawatt erhöhen. Zusätzliche Anlagen sollen die geplanten Projekte für grünen Wasserstoff versorgen.
05.12.2023
Von Robert Espey | Dubai
Die Regierung plant von 2022 bis 2029 einen Anstieg der Stromerzeugung um 22 Prozent von 39,5 auf 48 Terawattstunden. Gleichzeitig soll sich der Energiemix deutlich verändern. Nach Angaben der Nama Power and Water Procurement Company (NPWPC) hatten gasbetriebene Kraftwerke 2022 einen Anteil von 96 Prozent an der Stromproduktion. Die restlichen 4 Prozent entfielen auf Solar- und Windenergie. Bis 2029 soll sich der Beitrag der Erneuerbaren auf 31 Prozent erhöhen.
Ausbau der Erneuerbaren zeigt bislang mäßige Fortschritte
Oman könnte das angestrebte Ausbauziel bei erneuerbaren Energien verfehlen. Erst 2022 ging mit Ibri Solar zum ersten Mal ein großes Solarkraftwerk des Landes ans Netz. Damit stieg der Anteil der Erneuerbaren an den gesamten Kraftwerkskapazitäten auf etwa 6 Prozent beziehungsweise 0,7 Gigawatt.
Kraftwerk 1) | Betreiber | Kapazität (Megawatt) | Technologie 2) |
---|---|---|---|
IPP Sur | Phoenix Power Company | 2.018 | CCGT |
IPP Sohar III | Shinas Generating Company | 1.741 | CCGT |
IPP Ibri | Ad Dhahirah Generating Company | 1.537 | CCGT |
IPP Sohar II | Al Batinah Power Company | 766 | CCGT |
IPP Barka III | Al Suwadi Power Company | 766 | CCGT |
IPP Salalah II | Dhofar Generating Company | 718 | CCGT/OCGT |
IWPP Barka II | SMN Barka Power Company | 688 | CCGT |
IWPP Sohar I | Sohar Power Company | 597 | CCGT |
IPP Ibri II Solar | Shams Ad Dhahirah Generating Company | 500 | PV |
IWPP Salalah I | Sembcorp Salalah Power & Water Company | 445 | CCGT |
Ibri Solar ist eine 400-Millionen-US$-Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 500 Megawatt, die auf BOT-Basis (Build, Operate, Transfer) gebaut wurde. Investoren sind das saudi-arabische Unternehmen ACWA Power, die kuwaitische Alternative Energy Projects Company und die Gulf Investment Corporation.
Der erste große Windpark, die Harweel Windfarm, ging 2019 in Betrieb. Das Windkraftwerk in der südlichen Provinz Dhofar verfügt über eine Leistung von 49 Megawatt. Die Anlage ist ein Gemeinschaftsprojekt der omanischen Rural Areas Electricity Company (Tanweer) und der staatlichen Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar).
Kapazität bei Erneuerbaren soll um 4 Gigawatt steigen
NPWPC plant, bis 2029 die Kapazitäten bei erneuerbaren Energien um rund 4 Gigawatt zu erhöhen. Davon sind 3 Gigawatt für Fotovoltaik vorgesehen, 0,9 Gigawatt für Windkraft und 0,1 Gigawatt für eine WTE-Anlage (Waste to Energy).
Nach mehrjährigen Verzögerungen wurden 2023 die beiden Fotovoltaikprojekte Manah 1 und 2 mit jeweils 500 Megawatt vergeben. Betreiber von Manah 1 sind Électricité de France und die Korea Western Power Company. Investor von Manah 2 ist ein Joint Venture aus Jinko Power aus China (80 Prozent) und der singapurischen Sembcorp (20 Prozent). Die Laufzeit der mit der NPWPC abgeschlossenen Stromabnahmeverträge beträgt 20 Jahre.
Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner ist bei Manah 1 und 2 als Berater tätig. Die Bauaufträge für beide Anlagen gingen an die China Energy Engineering Corporation. Mit der Fertigstellung wird 2025 gerechnet.
Projekt 2) | Kapazität (Megawatt) | Geplante Inbetriebnahme |
---|---|---|
Ibri III Solar (PV) | 500 | 2027 |
Jalan Bani bu Ali Wind | 100 | 2027 |
Duqm Wind | 200 | 2027 |
Ras Madrakah Wind | 200 | 2027 |
MIS Solar 2027 (PV) | 500 | 2027 |
Harweel Dhofar II Wind | 100 | 2027 |
Sadah Dhofar Wind | 100 | 2028 |
Barka Waste to Energy | 140 | 2028 |
MIS Solar 2029 (PV) | 1.000 | 2029 |
MIS Wind 2029 | 200 | 2029 |
Die Solar- und Windkraftprojekte sollen nicht nur den wachsenden Strombedarf decken, sondern auch bestehende Gaskraftwerke teilweise ersetzen. Die Planung geht davon aus, dass zwischen 2022 und 2029 die Stromerzeugung der konventionellen Kraftwerke um 13 Prozent sinkt.
Im Hauptstromnetz, dem "Main Interconnected System" (MIS) und im Stromnetz der Duqm-Region sollen bis 2029 die Kapazitäten der Erneuerbaren von heute 0,5 auf 4,3 Gigawatt steigen. Fünf Projekte mit einer Leistung von insgesamt 1,5 Gigawatt könnten bereits 2024 vergeben werden. Davon entfallen 1 Gigawatt auf Fotovoltaik und 0,5 Gigawatt auf Wind.
Die Region Duqm ist seit November 2023 über eine 400 Kilovolt-Leitung (North South Power Interconnection) mit dem MIS verbunden. Die Stromtrasse wird derzeit nach Süden verlängert und die Provinz Dhofar 2026 an das MIS anschließen. In Dhofar sollen 2028 zwei Windkraftwerke mit jeweils 100 Megawatt in Betrieb gehen.
WTE-Projekt mit langer Geschichte
Für den Bau einer WTE-Anlage wurde bereits 2018 eine Durchführbarkeitsstudie erstellt. Projektbetreiber ist die staatliche Oman Environmental Services Holding Company. Die Anlage soll Hausmüll aus dem Großraum der Hauptstadt sowie aus der Provinz South Batinah energetisch verwerten. Vorgesehen ist eine Kraftwerksleistung von 140 Megawatt.
Die Planungen für das WTE-Projekt wurden 2020 gestoppt und 2022 wieder aufgenommen. Das österreichische Beratungsunternehmen ILF erhielt 2022 einen Projektmanagementvertrag.
Die NPWPC kündigte an, noch bis Ende 2023 Unternehmen zur Abgabe von Interessensbekundungen aufzufordern. Die planungsmäßige Fertigstellung der Anlage soll 2028 erfolgen.
Wasserstoffproduktion erfordert gewaltige Investitionen in Erneuerbare
Die Planung der NPWPC bezieht sich nur auf die nationalen Stromnetze und schließt nicht den Bedarf der geplanten grünen Wasserstoffproduktion ein. Die omanische Wasserstoffstrategie sieht bis 2030 den Aufbau einer grünen Wasserstofferzeugung von jährlich 1 Million bis 1,25 Millionen Tonnen vor. Dazu sind Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 16 bis 20 Gigawatt erforderlich.
Die Wasserstoffproduktion soll 2040 etwa 3,25 Millionen bis 3,75 Millionen Tonnen erreichen und 2050 bei 7,5 Millionen bis 8,5 Millionen liegen. Dieses Szenario erfordert einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 Millionen bis 75 Millionen Gigawatt beziehungsweise 175 Millionen bis 185 Gigawatt.
Die Planungen für Wasserstoffprojekte, die bis 2030 in Produktion gehen sollen, sind schon recht weit fortgeschritten. Bereits 2024 könnten die ersten Ausschreibungen für Solar- und Windkraftprojekte erfolgen. Zuvor müsste jedoch die Wirtschaftlichkeit der geplanten Wasserstoffvorhaben abschließend geklärt werden. Der Abschluss langfristiger Abnahmeverträge ist dabei von zentraler Bedeutung.
Im Juni 2023 vergab Oman an fünf grüne Wasserstoffprojekte Flächen für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak. Die geplanten Wasserstoffkapazitäten dieser Projekte summieren sich auf jährlich 0,75 Millionen Tonnen. Die zugeteilten Flächen liegen in der Provinz Al Wusta, wo sich auch die große Wirtschaftssonderzone Duqm befindet.
Anfang 2024 sollen Flächen für drei Wasserstoffprojekte in der Provinz Dhofar vergeben werden. Eines der Vorhaben dürfte "SalalaH2" sein. An diesem Projekt ist Linde beteiligt.