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Oman will seine Logistikbranche ausbauen
Das Sultanat will sich zu einem wichtigen regionalen Logistikzentrum entwickeln. Dazu müssten allerdings die Investitionen in die Transportinfrastruktur deutlich steigen.
24.05.2024
Von Robert Espey | Dubai
Der omanische Logistiksektor hat sich nach einer längeren Schwächephase in den letzten beiden Jahren wieder positiv entwickelt. Die Regierung weist in ihren Planungen der Branche eine wesentliche Rolle bei der Diversifizierung der noch stark von Öl und Gas abhängigen Wirtschaft zu. Allerdings besteht insbesondere im regionalen Vergleich noch Nachholbedarf bei der Infrastruktur.
Krisenresistente Häfen außerhalb des Persischen Golfs
Bislang spielen die omanischen Häfen für den Transitverkehr eine untergeordnete Rolle. Muscat wirbt für seine Häfen mit der Lage außerhalb des Persischen Golfs. Von möglichen Behinderungen des Schiffstransports in der Straße von Hormuz wären die drei großen Handelshäfen Sohar, Salalah und Duqm nicht betroffen.
Dieser Vorteil dürfte die internationalen Logistiker jedoch allenfalls langfristig dazu bewegen, den in der Region führenden Warenumschlagshafen Jebel Ali in Dubai weniger zu nutzen. Allein der Vergleich des Containerumschlags in Omans wichtigstem Hafen Sohar mit Jebel Ali zeigt die aktuellen Marktverhältnisse. In Sohar wurden 2023 nur 0,8 Millionen Twenty-foot Equivalent Units (TEU) umgeschlagen, in Jebel Ali 14,5 Millionen.
Trotz wiederholter Drohungen aus Teheran ist eine längere Blockade der Straße von Hormuz eher unwahrscheinlich, weil die wirtschaftlichen Folgen auch für Iran verheerend wären. Dennoch könnten ein Ausbau der omanischen Häfen und eine bessere Anbindung an das Schienen- und Straßennetz dem omanischen Logistiksektor deutliche Wachstumsimpulse geben.
Die Datenbank MEED Projects listet aktuell nur ein im Bau befindliches Hafenprojekt (ohne Fischereihäfen und touristische Anlagen). Es handelt sich um eine 52 Millionen US-Dollar (US$) teure Investition zur Erweiterung der Containerkapazitäten im südlichen Hafen Salalah. Mit den Baumaßnahmen wurde Anfang 2024 begonnen. Das Investitionsvolumen geplanter Hafenprojekte summiert sich auf etwa 1 Milliarde US$.
Allerdings ist bei einigen Vorhaben die weitere Entwicklung ungewiss. Dies gilt beispielsweise für einen 150 Kilometer südlich von Salalah in Dhalkout geplanten Hafen für 100 Millionen US$. Auch bei der beabsichtigten Erweiterung des Hafen Suwaiq in der Provinz Nord Batinah für 200 Millionen US$ ist der Projektfortschritt unklar. Betreiber ist die staatliche Asyad Group, Omans größtes Logistikunternehmen.
Projekt | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand 2) | Betreiber |
---|---|---|---|
Seaport Development in Musunah | 230 | ST | Ministry of Transport, Communications and Information Technology |
Suwaiq Port Expansion | 200 | AP | |
Sohar Port Expansion | 150 | ST | |
Deep Mining Port in Dhofar | 100 | DE | |
Dhalkout Satellite Port | 100 | AP | Ministry of Transport, Communications and Information Technology |
Sohar LNG Jetty | 100 | PQ | |
Khasab Port Development | 100 | ST | Ministry of Transport, Communications and Information Technology |
Container Freight Station and Logistic Complex in Sohar | 20 | ST |
Schienenverbindung in die VAE geplant
Das derzeit wichtigste Investitionsvorhaben im Logistiksektor ist die geplante Schienenverbindung zwischen Sohar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Zur Realisierung des Projekts haben Oman Rail und Etihad Rail (VAE) 2022 die Oman-Etihad Rail Company gegründet. Das Joint Venture unterzeichnete 2023 einen Kooperationsvertrag mit Mubadala, dem finanzkräftigen staatlichen Investitionsfonds des Emirats Abu Dhabi.
Die etwa 300 Kilometer lange Schienenstrecke soll von Sohar über die Grenze bei Al Ain (VAE) bis Al Wathba im Emirat Abu Dhabi verlaufen. Das Projekt wird mit 3 Milliarden US$ veranschlagt. Geplant sind sowohl Fracht- als auch Personenverkehr. Für Personenzüge ist eine Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern vorgesehen, für Frachtzüge bis zu 120 Stundenkilometern.
Das Gesamtprojekt wurde in sechs Paketen ausgeschrieben. Den Zuschlag für die Schienenstrecke (drei Pakete) erhielt ein Konsortium der omanischen Galfar Engineering & Contracting Company und der drei emiratischen Unternehmen Trojan Construction, National Infrastructure Construction und Tristar Engineering & Construction. Der Auftrag für die Systemintegration ging an Siemens gemeinsam mit Hassan Allam Construction aus Ägypten. Zwei Pakete für den Bau von Bahnstationen, Depots und anderen Infrastruktureinrichtungen sind noch nicht vergeben. Die Angebote liegen seit Februar 2024 vor.
Neue Logistikzone an der saudi-arabischen Grenze
An der 2021 eröffneten Straßenverbindung zwischen Oman und Saudi-Arabien soll in der Nähe des Grenzübergangs auf omanischer Seite die neue, 20 Quadratkilometer große Wirtschaftssonderzone Economic Zone at Dhahirah (EZAD) entstehen. Die 725 Kilometer lange zweispurige Straße beginnt in Ibri, der Hauptstadt der Provinz Ad Dhahirah, und endet in Al Kwifriah unweit von der Grenze zwischen Saudi-Arabien und den VAE.
Sie führt durch das große Wüstengebiet Rub al Khali. Auf omanischer Seite verlaufen 161 Kilometer, in Saudi-Arabien 564 Kilometer. Eine schrittweise Verbreiterung auf vier Spuren ist geplant. Der Auftrag für ein erstes, sechs Kilometer langes Teilstück von Ibri nach Tan'am könnte noch 2024 vergeben werden.
Im September 2023 hatte die für die Entwicklung von Wirtschaftssonderzonen zuständige Omani Public Authority for Special Economic Zones and Free Zones (OPAZ) einen Beratungsvertrag für die Planung der Phase 1 der EZAD ausgeschrieben. Die Vergabe an ein omanisch-saudi-arabisches Konsortium soll im März 2024 erfolgt sein. Details dazu sind nicht bekannt.
Den Bau der EZAD will der Saudi Fund for Development mit 320 Millionen US$ finanzieren. Schwerpunkt der Phase 1, die eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern einnimmt, ist ein Logistikzentrum. Die Asyad Group soll das Zentrum betreiben. Der Warenverkehr zwischen Oman und Saudi-Arabien dürfte sich deutlich beleben.
Flugverkehr erholt sich nur langsam
Im Jahr vor der Coronakrise wurden an den omanischen Flughäfen rund 17,9 Millionen Passagiere und 0,24 Millionen Tonnen Fracht abgefertigt. Im Jahr 2023 wurden 14,2 Millionen Passagiere gezählt. Schätzungen zufolge dürfte auch beim Frachtumschlag das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht worden sein.
Aktuell gibt es im Bereich der Flughafeninfrastruktur keine größeren Projekte. Planungen gibt es für kleinere Regionalflughäfen in Musandam, Jabal Akhdar, Masirah Island und Ras Al Hadd. Ferner soll in die Erweiterung des Flughafens in Sohar investiert werden. Das Gesamtvolumen dieser Projekte wird mit 850 Millionen US$ kalkuliert.