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Branchen | Pakistan | Bekleidung & Textilien

Baumwollindustrie steht vor großen Herausforderungen

Pakistans Baumwollproduktion ist seit 2014 rückläufig. Die Industrie fordert mehr Unterstützung durch die Regierung.

Von Heena Nazir | Dubai

Die lokale Baumwollproduktion ist das Fundament des größten Wirtschaftszweigs des Landes, der Bekleidungs- und Textilindustrie. Ohne eine Steigerung der örtlichen Herstellung von Baumwolle sind dem Wachstum dieses Sektors enge Grenzen gesetzt. Ein verstärkter Import von Baumwolle verringert die ohnehin schon angeschlagene internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter. Entsprechend muss vermehrt in den Ausbau der Baumwollproduktion investiert werden.

Sinkende Produktion und steigende Importe

Pakistan hat einen jährlichen Bedarf von geschätzten 14 bis 15 Millionen Ballen an Baumwolle (1 Ballen = 170 Kilogramm). Nach Indien, China, den USA und Brasilien ist die Islamische Republik der fünftgrößte Malvengewächs-Anbauer. Dennoch konnte das Land seit 2014 seine Nachfrage nicht mehr durch das lokale Angebot decken.

Die Produktion stieg im Finanzjahr 2014/2015 (1. Juli bis 30. Juni) auf rund 14 Millionen Ballen, fiel aber 2015/2016 auf unter 10 Millionen und lag bis 2019/2020 bei rund 9 Millionen. Die Erzeugung sank 2020/2021 weiter: Ein Wert von etwa 7 Millionen Ballen wird prognostiziert. Der Rest wird importiert, vor allem aus Indien, Brasilien und den USA.

Als Gründe für das niedrige Fertigungsniveau werden unter anderem Wassermangel, eine schlechte Qualität der Pflanzenschutzmittel und minderwertiges Saatgut genannt. Zudem sei die finanzielle und regulatorische Unterstützung der Regierung unzureichend, sagten Branchenvertreter in Gesprächen mit Germany Trade & Invest (GTAI).

Verheerende Überschwemmungen in der Islamischen Republik im Jahr 2022 verschärften die Situation. Schätzungsweise 40 bis 45 Prozent der Baumwollernte des Landes wurden bei den Unwettern verwüstet, meldete die Nachrichtenplattform Reuters. Branchenkenner sprechen von einem nicht wiedergutzumachenden Verlust für den Sektor. Die derzeitigen Baumwollpreise seien die höchsten in der Geschichte Pakistans.

Steigerung des Flächenertrags im Fokus

 "Pakistan muss die Sache in die Hand nehmen. Dazu gehört auch die Erweiterung des Flächenertrags. Mittlerweile gehört Pakistan im internationalen Vergleich zu den Produzenten mit den niedrigsten Erträgen pro Hektar“, erklärte Ghulam Muhammad Ali, Vorsitzender des Rechercheinstituts Pakistan Agricultural Research Council, in Interviews mit GTAI. Australien, die Türkei, China und Brasilien bilden mit etwa 1.600 bis 1.700 Kilogramm pro Hektar die Spitzengruppe. Dagegen erreicht die Islamische Republik Werte zwischen 600 und 800 Kilogramm.

Die Ursachen für den Rückgang des Flächenertrags liegen im Wesentlichen bei einem hohen potenziellen Schädlingsdruck, unsicheren Wetterbedingungen sowie einer unzureichenden Verfügbarkeit zertifizierten Saatguts. Deshalb steigen zahlreiche Bauern auf andere Feldfrüchte wie Mais, Reis und Zuckerrüben um, führte Ali weiter aus.

Bauwollproduktion in Pakistan

Jahr 1)

Anbaufläche (in Hektar)

Produktion (in Millionen Ballen) 2)

Ertrag pro Hektar (in Kilogramm)

2016/2017

2.489

10,7

729

2017/2018

2.700

11,9

753

2018/2019

2.373

9,9

707

2019/2020

2.517

9,1

618

1 Fiskaljahr: 1. Juli bis 30. Juli; 2 ein Ballen = 170 Kilogramm.Quelle: Pakistan Bureau of Statistics 2023, Pakistan Board of Investment 2023

Regierung hat ambitionierte Ziele, doch die Umsetzung bleibt unklar

 „Die Regierung des Landes ist sich über den dringenden Handlungsbedarf im Klaren und wird wichtige Schritte einleiten, um dem Baumwollsektor des Landes erneut zu neuem Glanz zu verhelfen“, betonte Chaudhary Tariq Bashir Cheem, der pakistanische Minister für Landwirtschaft, in diversen lokalen Zeitungsartikeln und verwies weiterhin auf die neuen Zielsetzungen für den Baumwollsektor des Landes. Als Produktionsziel werden für das Finanzjahr 2024/2025 etwa 15 Millionen Ballen genannt. Bis 2030 soll ein Wert von 20 Millionen erreicht werden.

Konkrete Pläne, wie diese Ziele realisiert werden sollen, wurden nicht bekannt. Für die Umsetzung müsste die Anbaufläche auf etwa 2.800 Hektar ausgeweitet und der Ertrag auf 1.200 Kilogramm pro Hektar erhöht werden. Branchenkenner zeigen sich skeptisch. Sie gehen davon aus, dass die langfristigen Probleme des Sektors bestehen bleiben und für die Entwicklung der Baumwollproduktion in Pakistan ein Risiko darstellen.

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