Branchen | Pakistan | Textilmaschinen & Lederverarbeitung
Bedarf an höherwertigen Textilmaschinen steigt
Die mittel- bis langfristigen Aussichten der pakistanischen Textilindustrie hängen von der Verlängerung des GSP-Plus-Status und dem Modernisierungsprozess des Sektors ab.
04.05.2023
Von Heena Nazir | Dubai
Die Exporte von Textilien und Bekleidung aus Pakistan beliefen sich im Geschäftsjahr 2021/2022 (1. Juli bis 30. Juni) auf 21 Milliarden US-Dollar (US$), berichtet der Fachverband All Pakistan Textile Mills Association (APTMA). Der Anteil an den Gesamtausfuhren lag bei 60 Prozent und entspricht somit dem langjährigen Durchschnitt. Zu den führenden ausländischen Abnehmern gehören neben den USA auch die Europäische Union (EU). Die Ausfuhren nach Deutschland stiegen Statista zufolge im Jahr 2021 (letzte verfügbare Zahlen) im Vergleich zum Vorjahr um 14,5 Prozent auf etwa 1,3 Milliarden Euro.
Kurzfristige Aussichten sind ernüchternd
Die aktuelle wirtschaftliche Situation sowie die Flutkatastrophe 2022 dämpfen die kurzfristigen Aussichten. Branchenkenner rechnen mit einer geringen Produktion (mehr als 40 Prozent der Baumwollernte wurden zerstört). Für das laufende Finanzjahr 2022/2023 befürchten Experten einen Rückgang der Ausfuhren um bis zu 30 bis 35 Prozent.
Die APTMA hält trotz der großen Herausforderungen einen Anstieg der Textilexporte auf über 20 Milliarden US$ bis zum Finanzjahr 2024/2025 für möglich. Das würde dem Niveau vor der Flutkatastrophe entsprechen. Voraussetzungen für die Zielerreichung sind allerdings die Weiterführung des Generalised-System-of-Preferences-Plus-Status (kurz: GSP Plus) sowie eine konsequente staatliche Unterstützung durch eine langfristig orientierte Exportförderungspolitik, sagten Vertreter des Fachverbandes in Gesprächen mit Germany Trade & Invest (GTAI).
Verlängerung des GSP-Plus-Status der Europäischen Union ungewiss
Der GSP-Plus-Status erlaubt Pakistan, Waren zu einem niedrigeren Zollsatz oder sogar gänzlich zollbefreit in die Europäische Union (EU) zu liefern. Das südasiatische Land hat den Status 2014 erhalten und nach mehreren Untersuchungen eine Verlängerung bis Ende 2023 erworben.
Das Ziel von GSP-Plus ist es, eine nachhaltige Entwicklung und verantwortungsvolle Regierungsführung zu unterstützen. Deshalb ist die Gewährung an Mindeststandards bei Menschenrechten sowie Arbeits- und Umweltbedingungen geknüpft. Die Bestimmungen für diesen Präferenzstatus wurden vor kurzem verschärft, sodass eine weitere Verlängerung über 2023 hinaus ungewiss ist. Ein Verlust hätte für Pakistan verheerende Auswirkungen, da rund 70 bis 80 Prozent aller Produkte, die in die EU exportiert werden, unter den Status fallen.
HS | Bezeichnung | 2019 | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|---|---|---|
50 bis 63 | Summe | 1.116 | 1.114 | 1.278 | 14,7 |
62 | Kleidung und Zubehör ausgenommen aus Gewirken und Gestricken | 369 | 365 | 390 | 6,9 |
63 | Andere konfektionierte Spinnstoffwaren etc. | 287 | 314 | 357 | 13,9 |
61 | Kleidung und Zubehör, aus Gewirken und Gestricken | 336 | 327 | 409 | 24,8 |
52 | Garne, Gewebe etc. aus Baumwolle | 91 | 79 | 88 | 10,9 |
55 | Synthetische oder künstliche Spinnfasern | 23 | 19 | 24 | 23,1 |
Hochwertige Textilmaschinen sind gefragt
"Der internationale Wettbewerb hat zugenommen. Die Unternehmen müssen ihre Technik modernisieren und ihre Verarbeitungstiefe steigern, um mit der steigenden Konkurrenz mithalten zu können. Dafür muss die pakistanische Textil- und Bekleidungsindustrie dringend investieren“, erklärt Ehsan Malik, Leiter des Wirtschaftsverbands Pakistan Business Council. "Im Land selbst werden nur relativ einfache Maschinen hergestellt. High-End-Technik wird zu über 95 Prozent importiert. Über die letzten zehn Jahre konnte man hier einen starken Anstieg beobachten“, führt Malik fort.
Die Einfuhr von Textilmaschinen (SITC 724: Maschinen, Apparate und Geräte für die Textil- und Lederindustrie und die dazugehörigen Teile) ist Daten von UN Comtrade zufolge im Jahr 2021 auf 867,7 Millionen US-Dollar (US$) gestiegen. Das entspricht einem Plus von 78 Prozent gegenüber dem Jahr 2011 (487,6 Millionen US$). Langfristig erwarten Marktbeobachter steigende Investitionen in Maschinen. Besonders dynamisch dürfte sich die Nachfrage nach Maschinen für Textildruck und Färberei sowie Spannrahmen und anderer Veredelungstechnik entwickeln.
Hauptlieferland ist China
Die deutschen Textilmaschinenexporte (SITC 724) nach Pakistan gingen 2021 leicht zurück und erreichten 69 Millionen US$ (2020: 70 Millionen US$). China lag mit 356 Millionen US$ unangefochten auf dem ersten Rang, gefolgt von Japan (136 Millionen US$) und Italien (76 Millionen US$).
Mit 119 Millionen US$ belegte Deutschland im Jahr 2011 noch Platz 1 der Lieferländer. Vor allem China konnte in den letzten zehn Jahren seine Anteile stark ausbauen: Von 118 Millionen US$ im Jahr 2011 auf 356 Millionen US$ im Jahr 2021. Zugleich sank der Anteil deutscher Textilmaschinen bei den Gesamtimporten der Warengruppe.
"Mittel- bis langfristig dürften deutsche Unternehmen von der anziehenden Nachfrage profitieren, bei den Marktanteilen jedoch gegenüber Unternehmen aus China und anderen Ländern wie Indien den Kürzeren ziehen“, berichten Branchenkenner in Interviews mit GTAI.
Insgesamt (weltweit) | 867,7 |
---|---|
China | 355,9 |
Japan | 136,2 |
Italien | 74,6 |
Deutschland | 68,6 |
Belgien | 52,0 |
Schweiz | 30,1 |
Türkei | 23,7 |
Südkorea | 7,2 |