Wirtschaftsausblick | Peru
Perus Wirtschaft verzeichnet gute Wachstumszahlen
Das Wachstum bleibt auch 2025 kräftig. Die privaten Investitionen ziehen an. Der neue Tiefseehafen Chancay könnte künftig einen Großteil des Handels mit Ostasien auf sich ziehen.
20.12.2024
Von Janosch Siepen | Bogotá
Top-Thema: Neuer Tiefseehafen ordnet Südamerikas Logistik neu
Am 14. November 2024 eröffneten Chinas Staatschef Xi Jinping und Perus Präsidentin Dina Boluarte den von China kontrollierten Hafen von Chancay, 80 Kilometer nördlich von Lima. Cosco Shipping Ports investierte 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) in die erste Ausbauphase. Weitere Investitionen sind geplant, um den Hafen zu einem wichtigen Knotenpunkt zwischen Asien und Südamerika zu machen.
Der hoch automatisierte Tiefseehafen von Chancay wird langfristig große Auswirkungen auf Peru und Südamerika haben. Er kann die größten Containerschiffe der Welt abfertigen, was anderen südamerikanischen Häfen nicht möglich ist. Dadurch können lange Routen durch den Panamakanal vermieden werden, sobald die Verkehrsanbindungen zu östlichen Nachbarn wie Brasilien ausgebaut sind. Südamerika wird unabhängiger von Häfen in Mexiko und den USA, für die Häfen in Chile entsteht neuer Konkurrenzdruck.
Die Transportzeiten zwischen Ostasien und Peru verkürzen sich um über zehn Tage, Transporte aus Brasilien können sogar 17 Tage einsparen, so Experten. Die Logistikkosten sinken. Und Perus Wettbewerbsfähigkeit steigt. "Peru kann das Warenvolumen aus Nachbarländern abgreifen. Deutsche Firmen können von gesteigerter Geschäftstätigkeit im Land profitieren", sagt Harald Kunz, Geschäftsführer bei Voith Turbo in Peru.
Der Hafen von Chancay macht Peru zu einer wichtigen Drehscheibe für den Handel mit Asien. Und er könnte die Wirtschaftsleistung des südamerikanischen Landes jährlich um bis zu 1,8 Prozent steigern, schätzt das Produktionsministerium. Geplante Verkehrswege und eine Sonderwirtschaftszone (ZEE) sollen die Anbindung verbessern und Investitionen anziehen. Kritiker befürchten jedoch, dass Chancay nur ein Durchgangshafen ohne lokale Wertschöpfung wird.
Wirtschaftsentwicklung: Investitionen und Exporte schieben Wirtschaft an
Für das Jahr 2024 prognostiziert der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) ein reales BIP-Wachstum von 3 Prozent, das von einer sinkenden Inflation und einer lockeren Geldpolitik getragen wird. Der Trend dürfte sich 2025 fortsetzen. Die EIU rechnet für das kommende Jahr mit einem BIP-Plus von ebenfalls 3 Prozent. Wachstumstreiber sind der steigende private Konsum und höhere Exporterlöse.
Große Bergbauprojekte schieben Investitionen an
Zwar verlieren die öffentlichen Ausgaben an Dynamik, um sich den Haushaltszielen anzunähern. Aber der sinkende Leitzins und das Anlaufen diverser Infrastrukturprojekte fördern 2025 die Privatinvestitionen.
Bevorstehende Großprojekte wie Chavimochic III im Bewässerungssektor und der Ausbau der Kupfermine Antamina im Bergbau sorgen für wichtige Investitionsschübe. Zudem sollen die Bauarbeiten an den Projekten Zafranal (Kupfer), Corani (Silber) und Coroccohuayco (Kupfer) beginnen. Auch das lange Zeit stillstehende Kupferprojekt Tía María im Wert von 1,8 Milliarden US$ soll 2025 in den Bau gehen. Insgesamt rechnet die peruanische Zentralbank 2025 mit Bergbauinvestitionen von 5,9 Milliarden USS, einem realen Anstieg von 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Konsum profitiert weiter von niedriger Inflation
Die Kaufkraft des Großteils der peruanischen Bevölkerung ist gering, der private Konsum gilt aber als wichtiger Wachstumsmotor. Auch 2025 profitiert der Konsum der Haushalte von der weiterhin niedrigen Inflation. Die spanische Bank BBVA rechnet mit einer Teuerungsrate von 2,5 Prozent bis Ende 2025, nach einer Inflation von 2,2 Prozent Ende 2024. Das Wachstum des Privatkonsums hält daher an, die EIU rechnet mit einem Anstieg von 3,3 Prozent. Das kommt dem Dienstleistungssektor zugute.
Steigende Metallpreise sorgen für hohen Exportüberschuss
Peru ist eines der Länder mit den meisten Freihandelsabkommen in der Region, unter anderem mit der EU. Nach einem starken Exportjahr 2024 werden Perus Ausfuhren auch 2025 aufgrund der hohen Weltmarktpreise für Kupfer und Gold gute Zahlen verzeichnen, so die Experten von EIU. Die Agrarexporte profitieren von der robusten US-Wirtschaft sowie der chinesischen Nachfrage nach Fischereiprodukten. BBVA rechnet mit einem Anstieg der Warenexporte um 1,4 Prozent. Der Handelsbilanzüberschuss bleibt mit rund 23 Milliarden US$ auf einem hohen Niveau.
Deutsche Perspektive: "Die peruanische Mentalität verstehen"
Die Mitgliedsunternehmen der AHK Peru beurteilen die Geschäfts- und Konjunkturerwartungen deutlich besser als die befragten Unternehmen im regionalen Durchschnitt, so der AHK World Business Outlook vom Herbst 2024. Auch die Investitionsabsichten sind stärker. Geschäftsrisiken sehen die deutschen Unternehmen vorwiegend in der Entwicklung der Rohstoffpreise, der Wirtschaftspolitik und Störungen in der Lieferkette.
Laut Kunz sind viele Geschäftsführer deutscher Unternehmen in Peru deutsch-peruanischer Herkunft. "Das ist ein großer Vorteil, um die peruanische Mentalität und die spezifischen Herausforderungen dieses Schwellenlandes besser zu verstehen." Er empfiehlt deutschen Unternehmen, sich mit der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) in Verbindung zu setzen und mit Leuten zu sprechen, die das Geschäft im Land bereits kennen. "Das erleichtert den Markteintritt."
Mit Lieferungen im Wert von über 1 Milliarde US$ lag Peru 2023 auf Rang 70 der bedeutendsten Absatzmärkte Deutschlands. Einige namhafte deutsche Firmen unterhalten seit Jahrzehnten Produktionsstätten oder haben in Peru investiert. Für Unternehmen wie B.Braun, Faber-Castell oder Fraport ist das Land ein wichtiger Standort in der Region. Von der mitunter turbulenten Politik bleibe der wirtschaftliche Alltag der deutschen Unternehmen in der Regel unberührt, berichten Insider.
Nähere Informationen zu Peru finden Sie auf der GTAI-Länderseite.