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Wirtschaftsausblick | Peru

Wirtschaft in Peru hat 2024 bessere Aussichten

Perus Wirtschaft erholt sich 2024. Impulse kommen aus dem Infrastruktursektor. Bergbauinvestitionen bleiben verhalten.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Top-Thema: 2024 ist entscheidendes Jahr für die Infrastruktur in Peru

Das Jahr 2024 ist ein wichtiges Jahr für Infrastruktur- und Logistikprojekte in Peru auch dank eines deutschen Unternehmens. Das Frankfurter Unternehmen Fraport wird im Dezember den Bau eines neuen Flughafenterminals für 2 Milliarden US-Dollar (US$) in Perus Hauptstadt Lima fertigstellen. Laut Unternehmensaussagen wird der Flughafen dann zu den fünf Flughäfen in der Region mit der größten Passagierkapazität gehören. Die Global Gateway-Initiative der Europäischen Union zählt den Ausbau zu ihren Leuchtturmprojekten.

Riesenhafen ordnet Perus Logistik neu    

Im November 2024 soll der chinesische Megahafen Chancay (3,6 Milliarden US$) in Betrieb gehen. Der Hafen, mehrheitlich im Besitz des Staatsunternehmens Cosco Shipping, wird der erste von China kontrollierte Hafen in Südamerika sein. Das Vorhaben ist Teil der neuen Seidenstraße. Durch das chinesische Projekt kommt Peru zukünftig eine entscheidende Bedeutung für den Handel zwischen Lateinamerika und Ostasien zu. Denn es handelt sich um einen Tiefseehafen, in dem die größten Containerschiffe der Welt anlegen können. Peru kann dann Schiffe abfertigen, die in anderen südamerikanischen Häfen nicht anlegen können. Die Transportzeiten zwischen Südamerika und Ostasien verkürzen sich um über zehn Tage.

Auch andere Megaprojekte kommen voran.r Im Frühjahr 2024 wurde der Bau einer Ringstraße um Lima an ein spanisches Konsortium aus Cintra, Acciona und Sacyr vergeben. Daneben ist die zweite Linie der Metro in Lima im Bau (5,4 Milliarden US$). Zudem hat Peru im Februar mit der Studie für den Bau einer Küsteneisenbahn zwischen Lima und Barranca begonnen. Das Projekt ist eines von drei Eisenbahnprojekten des Transportministeriums rund um Lima und im Süden des Landes mit einem Investitionsvolumen von mehr als 21,5 Milliarden US$.

Wirtschaftsentwicklung: Perus Wirtschaft erholt sich 

Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 real um 0,6 Prozent geschrumpft ist, zieht die Konjunktur in Peru 2024 wieder an. Der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert einen Anstieg des BIP um 2,4 Prozent. Die nachlassende Inflation und sinkende Zinsen stärken die Wirtschaft, politische Unsicherheit belastet jedoch die Investitionen. Ende April 2024 stufte die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit Perus von BBB auf BBB- herab, nur knapp über Ramschniveau. Grund sei die politische Lage. Gegen Staatspräsidentin Dina Boluarte wird wegen Bestechung ermittelt, Regierung sowie Kongress sind in der Bevölkerung unbeliebt und die Legislative ist stark fragmentiert. Der fehlende politische Konsens erschwert es, die Wirtschaft anzukurbeln.

Bergbauinvestitionen bleiben gedämpft

Für das Jahr 2024 erwartet die EIU ein Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen von 1,5 Prozent. Während niedrigere Zinsen die Investitionen begünstigen, belasten politische Skandale und anhaltende Unsicherheit das Geschäftsklima. Allerdings kommen In Perus Gemeinden die öffentlichen Investitionen nach den Regionalwahlen Ende 2022 langsam in Fahrt. Das Bergbauministerium geht für 2024 von Investitionen von knapp 5 Milliarden US$ in den Rohstoffsektor aus. Beobachter zweifeln jedoch an dieser Prognose. Regulatorische Hürden, soziale Konflikte und fehlende Greenfield-Projekte sind Hindernisse. Von den sieben Projekten, die in diesem Jahr beginnen sollen, befindet sich laut EIU nur eines  die Erweiterung der Kupfermine Antamina  offiziell in der Bauphase. 

Verbrauch profitiert von sinkender Inflation und Arbeitsmarkt

Die Kaufkraft des Großteils der peruanischen Bevölkerung ist gering, der private Konsum gilt aber als wichtiger Wachstumsmotor. Nach einer Stagnation im Jahr 2023, wird der private Konsum in Peru laut EIU 2024 um 2,9 Prozent wachsen. Die niedrige Inflation und ein verbesserter Arbeitsmarkt wirken sich positiv auf den Konsum aus. Davon profitiert der Dienstleistungssektor.

Handelsbilanzüberschuss auf hohem Niveau

Im Jahr 2024 wird der Handelsbilanzüberschuss laut dem spanischen Kreditinstitut BBVA einen neuen Rekordwert erreichen. Das Institut geht von 19 Milliarden US$ aus. Steigende Exporte gleichen steigende Importe aus. Die Exporte profitieren vom Bergbau und hohen Weltmarktpreisen für Rohstoffe wie Kupfer sowie einer Normalisierung in der Landwirtschaft und Fischerei, die 2023 vom Wetterphänomen El Niño betroffen waren. Die Importe steigen wegen der höheren inländischen Nachfrage. 

Deutsche Perspektive: Offenheit und Planungssicherheit sind relativ hoch

Mit Lieferungen im Wert von über 1 Milliarde US$ lag Peru 2023 auf Rang 70 der bedeutendsten Absatzmärkte Deutschlands. Einige namhafte deutsche Firmen unterhalten seit Jahrzehnten Produktionsstätten oder haben in Peru investiert. Für deutsche Unternehmen wie B.Braun, Faber-Castell oder Fraport ist das Land ein wichtiger Standort in der Region. Trotz der mitunter turbulenten Politik bleibt der wirtschaftliche Alltag aus deutscher Sicht in der Regel davon unberührt, berichten Insider.

"Die Planungssicherheit in Peru ist vergleichsweise hoch, Wirtschaft und Politik sind relativ gut getrennt. Zudem ist Peru offen für den Außenhandel und die peruanische Kultur der deutschen nicht allzu fern."

Markus Handfest Leiter des Bereichs Globale Produktion und Logistik bei Staedtler

Gleichzeitig schätzen die Mitgliedsunternehmen der AHK Peru die Geschäftslage deutlich schlechter ein als die befragten Firmen im regionalen Durchschnitt, so der AHK World Business Outlook vom Frühjahr 2024. Geschäftsrisiken für deutsche Unternehmen seien vorwiegend die schwache Nachfrage, die Wirtschaftspolitik und Störungen in der Lieferkette.

"Bürokratie und Verwaltungsaufwand sind in Peru für formelle Unternehmen relativ hoch", ergänzt Jan Patrick Häntsche, stellvertretender Geschäftsführer der AHK Peru. Peru verwendet häufig US-amerikanische Zertifizierungsstandards und Normen. Dadurch müssen europäische Unternehmen erst nachweisen, dass sie die gleichen Standards erfüllen. Firmen sollten die konkreten Bedingungen vor Ort genau prüfen, sagt Handfest.

Nähere Informationen zu Peru finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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