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Photo taken in Miraflores, Peru High Angle View Of Modern Buildings In City Against Sky | © GettyImages/Reese Lassman / EyeEm

Special | Peru | Wege aus der Coronakrise

Über die Hälfte der Bevölkerung ist geimpft

Trotz weiterhin eingeschränkter Bewegungsfreiheit für Personen entwickeln sich die meisten Wirtschaftssektoren in Peru normal. Staatliche Kreditprogramme helfen den Unternehmen. 

Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Dank abnehmender Fallzahlen normalisiert sich in Peru das Wirtschaftsleben allmählich wieder. Für das Jahr 2021 wird ein kräftiges BIP-Wachstum erwartet. (Stand: 9. November 2021)

    Das peruanische Statistikamt INEI (Instituto Nacional de Estadísticas e Informática) veröffentlichte die mit Spannung erwarteten Zahlen für die Wirtschaftsentwicklung 2020: Demzufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 11,1 Prozent gesunken - nachdem 22 Jahre lang nur Wachstum verzeichnet wurde. Der dramatischste Rückgang zeigte sich im 2. Quartal, als die Wirtschaft wegen des strikten Lockdowns um 30 Prozent einbrach. 

    Wirtschaftswachstum seit Dezember 2020 

    Dennoch weist der Report auch Erholungstendenzen auf: Die wirtschaftliche Erholung findet dank einer schrittweisen Lockerung der Quarantänemaßnahmen bereits seit Mitte 2020 statt. Der Dezember 2020 war dann der erste Monat mit Wachstumsraten über dem Vorjahresmonat (+0,5 Prozent gegenüber Dezember 2019). Zum 1. März 2021 wurde die Quarantäne auch in Landesteilen aufgehoben, die zuvor auf oberster Alarmstufe standen - darunter die Metropolregion Lima. Hier gelten lediglich noch nächtliche Ausgangsbeschränkungen. Die meisten Geschäfte und Gewerbe dürfen nur mit limitierter Kapazität öffnen (mehr dazu im Abschnitt "Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr").

    Fallzahlen rückläufig

    Eine Entspannung bei den Fallzahlen von Covid-19 erlaubte der Regierung, die Quarantänemaßnahmen zu lockern. Ein fortschreitender Impfprozess hat die täglichen Neuinfektionen deutlich nach unten gedrückt. Anfang November lag die Zahl der neuen Coronafälle zum Teil bei unter 400 pro Tag. Zu diesem Zeitpunkt waren über 36 Millionen Impfdosen verabreicht. Peru konnte sich bereits Anfang 2021 genügend Impfdosen für die gesamte Bevölkerung vertraglich zusichern, was bislang nur wenigen lateinamerikanischen Ländern gelang. Allerdings war die Sterberate bei Coronainfizierten laut der Johns Hopkins Universität lange Zeit sehr hoch, was bisher zu über 200.000 Coronatoten geführt hat. Gründe dafür sind die schlechte Gesundheitsinfrastruktur und insbesondere der Mangel an medizinischem Sauerstoff.

    Wenn ein erneutes Aufflammen der Covid-19-Fälle vermieden wird, sollte der Wirtschaftsaufschwung 2021 mit einem Plus von 10,5 Prozent laut peruanischem Wirtschaftsministerium kräftig ausfallen. Die peruanische Wirtschaft wird in diesem Jahr sogar um 13,2 Prozent wachsen, wenn die Wachstumsraten von Januar bis August beibehalten werden, so die peruanische Zentralbank. Damit wird für Peru ein deutlich stärkeres Wachstum als im Rest Lateinamerikas erwartet. Im Jahr 2022 soll Perus Wirtschaft dann wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Weitere Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung finden Sie in unserem Wirtschaftsausblick Peru.

    Hotel- und Gastgewerbe am stärksten betroffen

    Der mit Abstand am stärksten von der Pandemie betroffene Sektor ist das Hotel- und Gastgewerbe, mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung von 50,4 Prozent im vergangenen Jahr. Gerade im 2. Quartal erholte sich die Branche allerdings deutlich. Das gilt auch für den Bereich Transport und Logistik, der 2020 um 26,8 Prozent zurückgefallen war. 

    Auch die Bauwirtschaft (-13,9 Prozent) und das verarbeitende Gewerbe (-13,4 Prozent) verzeichneten im vergangenen Jahr starke Produktionseinbußen. Allerdings konnten beide Branchen im 2. Quartal 2021 mit 231,9 Prozent (Bauwirtschaft) beziehungsweise 61 Prozent (verarbeitendes Gewerbe) wieder deutlich expandieren. Weitere Informationen zur Entwicklung in den einzelnen Branchen finden Sie in unserem Branchencheck Peru.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Experten zufolge befinden sich die peruanischen Unternehmen vor allem dank des Kreditprogramms Reactiva Perú finanziell in guter Verfassung. (Stand: 9. November 2021)

    Die peruanische Regierung traf zahlreiche Maßnahmen, um die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie abzumildern. Insgesamt umfassten die Konjunkturmaßnahmen 142 Milliarden peruanische Sol (S/.), umgerechnet rund 38,7 Milliarden US-Dollar (US$), so der Industrieverband SNI (Sociedad Nacional de Industrias). Mit 19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verwendete Peru verhältnismäßig so viel wie kaum ein anderes Land zur Pandemiebewältigung.

    Kreditprogramme helfen den Unternehmen

    Neben direkten Zahlungen an ärmere Haushalte von rund 3,6 Milliarden US$ sowie Sonderzahlungen aus dem Arbeitslosenfonds und dem Rentenfonds an bedürftige Personen wurden Unternehmen hauptsächlich über Kreditprogramme unterstützt. Zu den wichtigsten Programmen zählen:

    • Das Kreditprogramm Reactiva Perú gewährte Kredite in Höhe von 60 Milliarden S/. (rund 16,8 Milliarden US$) an Unternehmen aller Größenklassen, deren Geschäftsbetrieb von der Pandemie beeinträchtigt wurde. Das Programm lief vom 14. April bis 30. Oktober 2020 und erhielt viel Zuspruch, so bekamen über 500.000 Unternehmen einen Kredit. Der Zinssatz lag mit etwa 2 Prozent weit unter den normalerweise üblichen Raten und die Regierung bürgt für jeweils 80 bis 98 Prozent der Kredite.

    • FAE-Mype (Fondo de Apoyo Empresarial a las Mype): staatlicher Fonds, um Kredite von insgesamt bis zu 1,1 Milliarden US$ für kleine und mittlere Unternehmen zu gewährleisten. Dauer: fünf Jahre.

    • FAE-Agro (Programa de Garantía del Gobierno Nacional para el Financiamiento Agrario Empresarial): staatliche Kredite in Höhe von umgerechnet 561 Millionen US$ für kleine Landwirte.

    • FAE-Turismo (Fondo de Apoyo Empresarial a las Mype del Sector Turismo): staatlicher Fonds, um Kredite von insgesamt 421 Millionen US$ für kleine und mittlere Unternehmen im Touristiksektor zu gewährleisten.

    Öffentliche Verschuldung ist vergleichsweise gering

    Die Schuldenquote erhöhte sich von 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2019 auf rund 38 Prozent des BIP im Jahr 2020, was im internationalen Vergleich jedoch gering ist. Laut der ehemaligen Wirtschaftsministerin María Antonieta Alva könnten Kredite in Höhe von 10,2 Milliarden S/. (rund 2,8 Milliarden US$) des Programms Reactiva Perú in den nächsten drei Jahren in Verzug geraten und müssten dann von der Regierung übernommen werden. Die Ministerin sieht allerdings dies nicht als eine Gefahr für den Staatshaushalt an. Als zusätzliche Sicherheit genehmigte der Internationale Währungsfonds (IWF) im Mai 2020 eine flexible Kreditlinie für Peru in Höhe von 11 Milliarden US$, auf die das Land bei Bedarf zurückgreifen kann.

    Dreistufige Impfkampagne

    Peru startete am 9. Februar ein Drei-Phasen-Impfprogramm. Insgesamt sollen 22,2 Millionen Personen geimpft werden - Anfang November lag die Impfquote bei knapp 55 Prozent, etwa 16 Millionen Personen. Die ersten Impfdosen wurden Anfang Februar vom chinesischen Hersteller Sinopharm geliefert, außerdem hat Peru Lieferverträge mit AstraZeneca, Pfizer und dem Covax-Programm der Weltgesundheitsorganisation WHO abgeschlossen. Dennoch dürfte die Impfkampagne wohl erst frühestens Anfang 2022 abgeschlossen sein. Für öffentlichen Aufruhr sorgte der "Vacunagate"-Skandal: 471 Regierungsmitglieder und deren Bekannte, darunter der damalige Staatspräsident Martín Vizcarra und mehrere Minister, erhielten bereits im Oktober 2020 heimlich den Sinopharm-Impfstoff.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Der internationale Flugverkehr findet in reduziertem Umfang wieder statt. Die Bewegung im Land ist jedoch weiterhin eingeschränkt. (Stand: 18. November 2021)

    Die peruanische Regierung teilt das Land in vier Risikostufen auf: extrem, sehr hoch, hoch und gemäßigt. Anfang November waren nur noch sieben der 195 Provinzen mit einem hohen Risiko eingestuft. Im Rest des Landes gilt ein gemäßigtes Risiko, darunter auch in der Hauptstadt Lima. Am 1. März wurde die strikte Quarantäne in den als extrem eingestuften Provinzen aufgehoben. Die peruanische Regierung hat den Ausnahmezustand bis einschließlich 30. November 2021 verlängert. Es gelten derzeit in ganz Peru nächtliche Ausgangssperren und Beschränkungen, die je nach Region variieren können. Bis zunächst 28. November 2021 gilt landesweit ein nächtliches Ausgangsverbot für Provinzen mit hohem Risiko (23 Uhr bis 4 Uhr) und gemäßigtem Risiko (2 Uhr bis 4 Uhr). Der Personentransport innerhalb der Provinzen ist eingeschränkt.

    Die Belegung von beispielsweise Geschäften, Fitnessstudios und Casions liegt bei 50 Prozent in moderat eingestuften Gebieten. Die Belegung liegt bei Restaurants je nach Größe zwischen 60 und 100 Prozent. In Lima müssen Handelsbetriebe zwei Stunden vor den Ausgangsbeschränkungen schließen. Geschäftsveranstaltungen dürfen mit einer Kapazität von 60 Prozent stattfinden, Großveranstaltungen sind verboten. Die Strände sind offen. Details zu den Regelungen veröffentlicht der Industrieverband SNI (Sociedad Nacional de Industrias). 

    Einreise nur auf dem Luftweg möglich 

    Die Land- und Seegrenzen sind seit dem 16. März 2020 geschlossen, die Einreise und Durchreise ist nur auf dem Luftweg möglich. Der internationale Flugverkehr wurde wieder aufgenommen. Die Einreise von Personen aus Südafrika kommend ist zunächst bis zum 28. November 2021 untersagt. Alle anderen Einreisenden müssen ein maximal 72 Stunden altes Covid-19 Testergebnis vorlegen und sich elektronisch registrieren.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen


    Von Janosch Siepen | Bogotá

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