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USA; New York; Helicopterflug über New York City; Skyline Helicopter aerial view of New York City skyline, NY, United States | © GettyImages/Alexander Spatari

Special | USA | Wege aus der Coronakrise

Konjunktur erholt sich in den USA langsamer als erwartet

Bei der Überwindung der Wirtschaftskrise weisen die USA beachtliche Erfolge auf. Seit dem Sommer ebbt die Dynamik ab, doch zahlen sich die massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen aus. 

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Zu den bisherigen Hilfspaketen kommt nun das am 5. November 2021 verabschiedete Infrastrukturpaket als Konjunkturstütze hinzu. (Stand 9. November 2021)

    Mit dem Infrastrukturpaket wurden Bundesausgaben in Höhe von 550 Milliarden US-Dollar (US$) bewilligt, ein Betrag, der über eine Laufzeit von fünf Jahren mit regulären Haushaltsausgaben für Infrastruktur auf 1,2 Billionen US$ aufgestockt wird. Aber nicht allein der Finanzierungsumfang beeindruckt, auch die Projektvielfalt.

    Finanzausstattung des Infrastrukturpakets (in Milliarden US$)

    Bereiche (Auswahl)

    Mittelausstattung

    Autobahn-, Brücken- und Straßenbau sowie Sicherheitsverbesserungen auf Autobahnen und für Fußgänger

    121,0

    Trinkwasserprojekte, Beseitigung von Bleirohren sowie Wasser- und Bodensanierung

    76,0

    Personenverkehr auf der Schiene

    66,0

    Ausbau des Stromnetzes

    65,0

    Breitbandausbau

    65,0

    Cybersecurity, Umwelt- und Hochwasserschutz, Bekämpfung von Dürren

    50,0

    Öffentlicher Personennahverkehr, inkl. emissionsarme Busse

    44,0

    Flug- und Seehafenmodernisierung

    42,0

    Ladestationen für E-Fahrzeuge

    7,5

    Emissionsarme Fähren

    2,5

    Quelle: The White House 2020; Zusammenfassung der Posten durch GTAI

    Die Bewilligung stellt für die amerikanische Wirtschaft und den Industriestandort USA eine ausgezeichnete Nachricht dar, zumal das Gesetz in den Wachstumsprognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 bereits eingepreist war. Aber auch die deutsche Wirtschaft kann im Rahmen dieses Paketes an Beschaffungsmaßnahmen und Projektausschreibungen der öffentlichen Hand auf allen drei Verwaltungsstufen partizipieren.

    Deutsche Wirtschaft mit Beteiligungschancen

    Die mehr als 5.000 deutschen Unternehmensniederlassungen in den USA verfügen als amerikanische Rechtsperson bereits über gute bis sehr gute Voraussetzungen, um sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen zu können. Die Niederlassungen deutscher Unternehmen müssen aber prüfen, ob sie die nationalen Lieferklauseln für Ausschreibungen mit einer Bundesfinanzierung ("Buy American") im konkreten Einzelfall erfüllen: Wenn die Projektrealisierung nur durch Einfuhren von Eisen, Stahl und Aluminium sowie von Investitionsgütern funktioniert, würde der jeweils geforderte lokale Wertschöpfungsanteil kritisch.

    Der umfangreiche Bereich Infrastruktur ist seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert, besonders die Felder Wassermanagement, Schienenverkehr, Autobahn- und Brückenbau, der Ausbau von Strom- und Datennetzen, Emissionsschutz sowie die Modernisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Daher stehen jetzt, da die Mittel fließen sollen, in den USA weder genügend Kapazitäten, noch die notwendigen Investitionsgüter in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung, um alle angestoßenen Vorhaben aus eigener Kraft und ausschließlich aus nationalen Quellen zu realisieren.

    Die nationalen Lieferklauseln bei öffentlichen Ausschreibungen sehen daher Ausnahmegenehmigungen zum Import von Dienstleistungen und Gütern vor, die es in den USA entweder überhaupt nicht oder nur zu überhöhten Preisen beziehungsweise zu minderer Qualität gibt.

    Neue Geschäftschancen - ob als Subauftragnehmer oder Investitionsgüterlieferant - eröffnen sich dem mittelständischen deutschen Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektroindustrie und der Chemiebranche. Dasselbe gilt für deutsche Ingenieur- und Architektenbüros mit Schwerpunkt Infrastruktur, erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

    Zur Jahreswende 2021/22 fallen viele Lieferentscheidungen

    Aktuell hat sich ein Zeitfenster von mehreren Monaten geöffnet, in dem geeignete Projekte im Rahmen des Infrastrukturpakets durch die zuständigen Bundesbehörden, Bundesstaaten und Kommunen sowie die Betreiber großer Transportsysteme für Straße, Schiene, Flug- und Seehäfen identifiziert, durchgeplant und zur Genehmigung sowie Finanzierung eingereicht werden.

    Daraus ergeben sich sowohl zeitliche als auch thematische Ansatzpunkte für deutsche Firmen, um sich als Subauftragnehmer und Lieferant bei den Beauftragungs- und Durchführungsbehörden beziehungsweise bei den potenziellen Generalauftragnehmern ins Spiel zu bringen. Mit der erneuerten Einreisefreiheit können Firmenvertreter aus Deutschland zur Akquise und zu Verhandlungen seit dem 7. November 2021 auch wieder in die USA fliegen.

    Zusätzliches Geld fließt in die Infrastruktur

    Aber nicht allein das jüngst verabschiedete Infrastrukturpaket trägt zur Konjunkturaufhellung in den Jahren 2021 und 2022 bei: Seit März 2021 fließen den Bundesstaaten und Kommunen 350 Milliarden US$ aus dem damals verabschiedeten American Rescue Plan of 2021 zu. Dieses Geld verwenden die öffentlichen Projektträger sowie beauftragten Generalauftragnehmer ebenfalls zur Modernisierung der Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Gesundheitsschutz, Bildung, Digitalisierung, Umwelt- und Wassermanagement.

    Impfkampagne der USA

    Der Wirtschaftsaufschwung wurde im 1. Halbjahr 2021 von einem raschen Impffortschritt unterstützt. Dies sorgte zunächst für breites Expertenvertrauen, dass sich das öffentliche Leben in nur wenigen Monaten normalisieren könnte.

    Das ursprüngliche Ziel, zum Nationalfeiertag am 4. Juli 2021 die sogenannte Herdenimmunität zu erzielen, wurde aber weit verfehlt. Trotz breiter und kostenfreier Verfügbarkeit des Impfstoffs erweist sich die Zahl der Impfverweigerer als relativ hoch: Skepsis, der Impfstoff wäre viel zu schnell entwickelt und zugelassen worden, Misstrauen in Teilen der Bevölkerung gegenüber der US-Regierung, Verschwörungstheorien und Vorbehalte aus ultrareligiösen Gründen bremsten den Anfangserfolg aus. Für bestimmte Berufsgruppen ist eine Immunisierung inzwischen zwingend vorgeschrieben, um eine erneute Überlastung des Gesundheitssektors zu verhindern.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Vollständig geimpfte Flugreisende aus dem Schengenraum können in die USA einreisen. Eine Testpflicht besteht nicht mehr. (Stand: 16. Juni 2022)

    Seit dem 12. Juni 2022 müssen zur Einreise über internationale Flughäfen in die USA kein negativer COVID-Test und kein Genesenennachweis mehr vorgelegt werden. Zur Einreise ist allerdings weiterhin ein Nachweis über die vollständige Impfung vorzulegen. Ausführliche Hinweise zu Einreise und Aufenthalt (auch zu Kreuzimpfungen) veröffentlicht das Centers for Disease Control and Prevention– CDC.

    Quarantänebestimmungen des Zielorts in den USA sind einzuhalten

    Einzelne Bundesstaaten und Kommunen verhängen gesonderte Pandemie- und Quarantäneempfehlungen oder auch verpflichtende Bestimmungen. Diese sind selbst bei Reisen innerhalb der USA zu beachten. 

    Aktuelle Informationen zu Einreise- und Bewegungsbeschränkungen


    Waren dürfen passieren

    Laut der Food and Drug Administration (FDA) gibt es keine Hinweise auf die Übertragbarkeit von Covid-19 in Verbindung mit importierten Waren. Insofern wurde der Warenverkehr - im Gegensatz zur Arbeits- und Reisetätigkeit - zu keiner Zeit eingeschränkt.

    Da wegen immer noch geltender Einreiseeinschränkungen weniger Inspektionen im Ausland stattfinden, führen die USA bei der Wareneinfuhr im eigenen Land zusätzliche Untersuchungen durch, darunter Screening-Tests. Ferner werden Produktproben entnommen, auch können Waren – als mögliche Folge von Inspektionen – mit Importwarnungen belegt werden. Solche können dann wegen erforderlicher Zusatzuntersuchungen an der Grenze zurückgehalten werden.

    Die größten Probleme im Handel resultieren aber nicht aus staatlichen Beschränkungen, sondern aus den allgemeinen Folgen für internationale Logistikketten durch die Ausbreitung von Covid-19.

    Biden vermischt verlässlichere Handelspolitik mit Protektionismus

    Die US-Handelspolitik setzt unter Präsident Joe Biden mehr auf Dialog und Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU), insbesondere um Maßnahmen gegen unfaire Handelspraktiken seitens Chinas zu koordinieren. Für deutsche Exporteure brachte die Beilegung des Airbus-Boeing-Streits innerhalb der Welthandelsorganisation zudem erste Erleichterungen. Abmachungen wurden zwischen der USA und der EU außerdem zur Abschaffung der Zusatzzölle auf europäische Lieferungen von Eisen, Stahl und Aluminium getroffen. Künftig soll für diesbezügliche Lieferungen ein Kontingentsystem gelten. Demnach fallen Sonderabgaben erst bei der vollständigen Kontingentausschöpfung an. 

    Dagegen wurde für die öffentliche Beschaffung und Projektfinanzierung auf Bundesebene der Mindestanteil an der inländischen Wertschöpfung erhöht, der durch Monteure und Lieferanten nachgewiesen werden muss. 

    Mehr Informationen rund um Freihandel und neue Handelshemmnisse finden Sie in unserem Themenschwerpunkt Offene Märkte.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

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