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Weltweite Energiewende spielt Rohstoffriesen Peru in die Karten
Perus riesige Kupfervorkommen gewinnen durch den globalen Trend zu erneuerbaren Energien und Elektromobilität an Bedeutung. Deutsche Produkte sind bei Großprojekten gefragt.
08.02.2024
Von Janosch Siepen | Bogotá
Im Ranking des britischen Informationsdienstleisters Economist Intelligence Unit (EIU) über das Geschäftsklima in 82 Ländern weltweit belegt Peru den vierten Platz von zwölf untersuchten Märkten in Lateinamerika und Rang 50 weltweit. Zu den Stärken des Landes gehöre die Offenheit im Handel, zu den Schwächen die instabile politische Lage, so die EIU.
Langfristig kommt die Energiewende Peru entgegen. Denn der Andenstaat verfügt über große Vorkommen an Kupfer. Auch bei erneuerbaren Energien kann Peru in Zukunft in der Region an Bedeutung gewinnen. Immer mehr internationale Unternehmen interessieren sich für Peru und starten Projekte. Das Land verfügt über ein großes Wind- und Solarpotenzial sowie ein gutes Investitionsklima im Vergleich zu regulatorischen Herausforderungen und Konflikten mit lokalen Gemeinden im Nachbarland Kolumbien.
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Deutsche Qualität als Kaufargument
Laut der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) sind knapp 100 deutsche Unternehmen mit Niederlassungen im Land vertreten. Mit Lieferungen im Wert von über 1 Milliarde US-Dollar (US$) lag Peru 2022 auf Platz 69 der wichtigsten Absatzmärkte Deutschlands. Für deutsche Firmen wie B.Braun, Faber-Castell oder Fraport ist das Land ein wichtiger Standort in der Region. "Made in Germany ist in Peru definitiv ein Kaufargument", sagt Jan Patrick Häntsche, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru). Vor allem Perus großer Bergbausektor erfordert enorme Investitionssummen und greift daher gerne auf zuverlässige Lösungen aus Deutschland zurück. Denn bei Produktionsausfällen drohen hohe Verluste.
Gleichzeitig sehen die Mitgliedsunternehmen der AHK Peru eine deutlich schlechtere Geschäftslage als die befragten Firmen im regionalen Durchschnitt. Auch in Bezug auf Neuanstellungen von Beschäftigten ist die Einschätzung zurückhaltender, so der AHK World Business Outlook vom Herbst 2023. Geschäftsrisiken für deutsche Unternehmen seien vorwiegend eine schwache Nachfrage, die Wirtschaftspolitik und Störungen in der Lieferkette. Viele Mitgliedsunternehmen der AHK Peru klagten in der Vergangenheit über Sicherheitsbedenken und Logistikprobleme aufgrund von Protesten.
Einige deutsche Unternehmen bemängeln das Fehlen eines Doppelbesteuerungsabkommens. Zudem nutzt Peru oftmals US-amerikanische Zertifizierungsstandards und Normen. Dadurch müssen europäische Unternehmen erst nachweisen, dass sie die gleichen Standards erfüllen.
"Die Planungssicherheit in Peru ist sehr hoch"
Das Nürnberger Schreibwarenunternehmen Staedtler investierte 2018 in zwei Produktionsstätten in Peru, heute weltweit die einzigen Produktionsstandorte des Unternehmens außerhalb Deutschlands. Von dort aus fertigt Staedtler unter anderem Kugelschreiber, Radiergummis und Lineale für den inländischen sowie internationalen Markt.
"Die Planungssicherheit in Peru ist vergleichsweise hoch, Wirtschaft und Politik sind relativ gut getrennt", sagt Markus Handfest, Leiter der globalen Produktion und Logistik bei Staedtler. Zudem sei Peru offen für den Außenhandel und die peruanische Kultur der deutschen nicht allzu fern, so Handfest. Allerdings sollten deutsche Unternehmen die konkreten Bedingungen vor Ort genau prüfen, empfiehlt er. So seien beispielsweise die Zufahrtsstraßen zu den meisten Industrieparks in einem verbesserungswürdigen Zustand.
Perus Wirtschaft profitiert von globaler Energiewende
Die Wirtschaftsstruktur Perus verändert sich. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt ist seit 2012 kontinuierlich gesunken. Hingegen hat der Dienstleistungssektor an Bedeutung gewonnen. In Zukunft könnte der Bergbau in Peru noch wichtiger werden. Das Land verfügt über riesige unerschlossene Vorkommen, das Projektportfolio umfasst rund 53 Milliarden US$. Durch die Energiewende hat der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt die Möglichkeit, bei der weltweiten Rohstoffsicherung an Bedeutung zu gewinnen. Allerdings gehen die Investitionen im peruanischen Bergbau zurück, vor allem aufgrund fehlender Greenfield-Projekte.
Sektoren | Anteil am BIP 2022 |
---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 6,1 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 11,0 |
Verarbeitendes Gewerbe | 13,0 |
Energieversorgung (inklusive Wasserversorgung) | 1,9 |
Baugewerbe | 6,7 |
Dienstleistungen | 52,0 |
Die Landwirtschaft könnte in den kommenden Jahren durch das 2021 ratifizierte Freihandelsabkommen CPTPP einen Schub erhalten. Langfristig bestehen auch Geschäftschancen bei erneuerbaren Energien, denn das Potenzial für Solar- und Windenergie ist groß. Es gibt erste Initiativen für grünen Wasserstoff. Zudem haben einige große Bergbaufirmen bereits angekündigt, demnächst Energie nur noch aus Erneuerbaren beziehen zu wollen.
Süden beherbergt große Kupfervorkommen
Die mit Abstand wichtigste Wirtschaftsregion des Landes ist die Hauptstadt Lima. Hier dominieren der Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Etwa ein Drittel der Bevölkerung Perus lebt in der Metropolregion. Im Süden des Landes, insbesondere in den Bundesstaaten Arequipa, Apurímac und Moquegua gibt es große Kupfervorkommen, das wichtigste Exportprodukt des Landes. Arequipa gilt als Zentrum des Bergbaus. Hier findet alle zwei Jahre eine der wichtigsten Bergbaumessen in der Region, die Perumin, statt. Neben dem Süden ist auch der Bundesstaat Áncash ein bedeutender Kupferproduzent. Die Bundesstaaten La Libertad, Piura und Lambayeque im Norden sind wichtig für die Landwirtschaft Perus.