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Baltic Pipe liefert Gas nach Polen
Polen hat die Pipeline Baltic Pipe eröffnet. Sie soll das Land unabhängiger machen von russischem Erdgas. Der polnische Versorger PGNiG hat neue Lieferverträge unterschrieben.
28.09.2022
Von Christopher Fuß | Warschau
Die Baltic Pipe hat am 27. September 2022 den Betrieb aufgenommen. Das mit EU-Geldern kofinanzierte Pipeline-Projekt transportiert Erdgas aus Norwegen über Dänemark nach Polen. Polens staatlicher Gasversorger PGNIG kann Leitungskapazitäten von jährlich 8,3 Milliarden Kubikmetern nutzen. Das entspricht über 40 Prozent des jährlichen Gasbedarfs in Polen.
Laut Tageszeitung Rzeczpospolita ist mittlerweile klarer, wer das Gas liefern wird. Jährlich 2,5 Milliarden Kubikmeter stammen aus Gasfeldern von PGNiG. Der polnische Konzern PKN Orlen steuert 500 Millionen Kubikmeter bei. Beide Unternehmen fördern vor Norwegens Küste. Rund 2,4 Milliarden Kubikmeter stammen von der norwegischen Equinor. PGNiG hat zudem Verträge mit der ebenfalls norwegischen Aker BP und der französischen Total unterschrieben - ohne öffentliche Angaben zum gekauften Volumen. Hinzu kommt 1 Milliarde Kubikmeter von der dänischen Ørsted.
Die Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna berichtet, zunächst werde dänisches Gas nach Polen fließen. Der Anschluss an das norwegische Netz verzögert sich bis Oktober 2022. Ehemalige PGNiG-Manager kritisieren, das Unternehmen habe spät Lieferverträge unterzeichnet. Das mache den Gaseinkauf teuer. Positiv: Der dänische Pipeline-Betreiber Energinet geht davon aus, dass im November 2022 das volle Leitungsvolumen zur Verfügung steht. Polen könne über die Baltic Pipe laut Rzeczpospolita allein 2022 bis zu 1,4 Milliarden Kubikmeter Gas importieren - doppelt so viel, wie zunächst angenommen.