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Kosmetikbranche braucht moderne Ausrüstungen

Polnische Kosmetika und Pflegemittel erfreuen sich weltweit einer wachsenden Beliebtheit. Mit modernen Ausrüstungen wollen die Hersteller ihr Angebot weiter vergrößern.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Automatisierungen von Produktionsprozessen rücken bei der Investitionstätigkeit der polnischen Kosmetikindustrie in den Fokus. Mit weniger Personal können die inländischen Produzenten dem Fachkräftemangel begegnen und sich von Lohnforderungen unabhängiger machen. Sie wollen ihre Exporte erhöhen und streben auf neue Märkte. Einige Hersteller erwägen auch Firmenübernahmen, um ihre Kapazitäten zu vergrößern.

Nachfrage aus dem Ausland wächst

Nach stetigen Zuwächsen in den Vorjahren stiegen die polnischen Exporte von Kosmetika 2022 um 10 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro sprunghaft an. Das Ende pandemiebedingter Kontaktbeschränkungen stimulierte die Nachfrage. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 verlor Polens Landeswährung Złoty deutlich an Wert, was die Exporte zusätzlich begünstigt. Da die Inflationsrate international anzog, ist ein Teil des Anstiegs zudem auf Preissteigerungen zurückzuführen.

Die Hauptabnehmer polnischer Kosmetika kommen laut der Polnischen Agentur für Investitionen und Handel PAIH (Polska Agencja Inwestycji i Handlu) aus Europa. Deutschland liegt an der Spitze. In den Fokus geraten aber auch entferntere Regionen wie arabische Länder im Nahen Osten, Vietnam und Japan in Asien sowie die USA. Diese Märkte kompensieren Einbußen in östlichen Nachbarländern als Folge des Krieges in der Ukraine und der Abkehr polnischer Firmen vom russischen Markt.

Es dominieren einige auf Auslandmärkten bereits gut etablierte Großunternehmen. Daneben gibt es zahlreiche kleine Firmen, einschließlich Neugründungen. Diese nutzen in der Anfangsphase häufig vorhandene und nicht ausgelastete Produktionskapazitäten anderer Hersteller. Erst wenn sich ihre Produkte erfolgreich verkaufen, beschaffen sie eigene Ausrüstungen, darunter auch aus Deutschland. Das beobachtet der Polnische Verband der Kosmetikindustrie PZPK (Polski Związek Przemysłu Kosmetycznego).

Ein in Polen erfolgreiches deutsches Unternehmen ist die Gebrüder Lödige Maschinenbau GmbH. Ihre Mischer verarbeiten pulverförmige Vor- und Endprodukte für die Kosmetikindustrie. "Unsere polnischen Kunden sind nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen, die Mischtechnik einsetzen. Grundsätzlich ist der Markt als wachsend zu betrachten und damit auch die Nachfrage nach unseren Mischern", sagt Vertriebsleiter Tim Renk.

Anzahl der Unternehmen im Markt steigt

Laut PZPK kamen 83 neu gegründete Produzenten sowie 176 Großhändler für Kosmetika 2022 hinzu. Die Herstellerzahl stieg auf annähernd 1.300 überwiegend Mikro-, Klein- und mittlere Betriebe. Am besten behaupten sich auf dem polnischen Absatzmarkt Firmen, die etablierte Marken anbieten mit einem auch in preislicher Hinsicht breit gefächerten Sortiment. Das sagte die Generaldirektorin des PZPK, Blanka Chmurzyńska-Brown, der Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Situation für kleinere Firmen werde schwieriger, einige könnten Investoren suchen. Durch Übernahmen würde sich die recht zersplitterte Branche konsolidieren.

Miya Cosmetics erwägt Übernahmen um zu expandieren, wie Rzeczpospolita berichtet. Die Firma war 2021 von der Investmentgesellschaft TDJ und ihrem derzeitigen Vorsitzenden Leszek Klosiński, einem seit Jahren in der Beauty-Branche engagierten Geschäftsmann, gekauft worden. Übernahmen im In- und Ausland plant Dr Irena Eris, einer der führenden Kosmetikhersteller des gehobenen und Luxussegments mit einem Umsatz 2022 von 72,6 Millionen Euro. Diese sollen das Geschäftsfeld erweitern wie der bereits 2022 übernommene Hersteller von rezeptfreien Medikamenten und heilenden Kosmetikprodukten, Sulphur. 

Auf Wachstumskurs befindet sich auch Global Cosmed, die ihre Präsenz auf Auslandsmärkten weiter stärken und daher Kapazitäten erweitern will. Global Cosmed modernisiert zudem fortlaufend ihre Fabriken, um die Effizienz zu steigern und setzt dabei auf die Automatisierung der Produktionsprozesse. Das sagte die Vorsitzende Magdalena Miele gegenüber Rzeczpospolita. Global Cosmed konzentriert dabei die Produktion von Kosmetika und Körperpflegemitteln am Standort Radom und die von haushaltschemischen Erzeugnissen in Jawor (Jauer) sowie in Stadtilm (Thüringen).

Ebenfalls bedeutende polnische Exporteure von Kosmetika sind Ziaja, Eveline Cosmetics, Bielenda oder Oceanic. Führend bei Nagellack ist die Cosmo Group. Für dekorative Kosmetik ist Inglot im In- und Ausland bekannt, die 2023 in eine Produktionslinie für Lippenstift investiert.

Direktverkauf wird digitaler

Eine wichtige Rolle spielen auch ausländische Investoren mit großen Fabriken in Polen wie L’Oréal, Beiersdorf (Nivea), Avon und Unilever. Letztgenanntes Unternehmen produziert in Bydgoszcz (Bromberg) Körperpflege- und Reinigungsmittel. 

Der inzwischen zur brasilianischen Kosmetikgruppe Natura&Co gehörende ehemalige US-Konzern Avon beliefert aus seiner mit Hochtechnologie ausgestatteten größten Fabrik weltweit in Garwolin, südöstlich von Warschau, ganz Europa. Bei seiner Investitionstätigkeit richtet Avon sein Hauptaugenmerk auf die Anpassung und Digitalisierung der Logistik und des Direktvertriebssystems. Denn an die Stelle der Hausbesuche von Avon-Beraterinnen treten immer häufiger virtuelle Beratungen. Die Kundinnen erwarten anschließend schnelle Lieferungen "on demand". Das sagte die Vorsitzende von Avon, Angela Cretu, der Rzeczpospolita.

Inlandsmarkt spielt wichtige Rolle

Auf dem Inlandsmarkt trumpfen die polnischen Hersteller mit pflegender Kosmetik. Die Umsätze mit Kosmetika sollen laut der Marktforschungsfirma Euromonitor International in Polen 2023 um etwa 14,5 Prozent auf 5,9 Milliarden US-Dollar steigen (2022: 5,2 Milliarden US-Dollar, real +2 Prozent). Reale Lohnzuwächse und eine wieder anziehende Konjunktur heizen den Konsum 2024 an. Die Produktion stieg 2022 nach pandemiebedingten Rückgängen insgesamt wieder an, ein Trend, der dank der regen Nachfrage weiter anhalten soll.

Produktion von Kosmetika, Körperpflege-, Putz-, Waschmitteln in Polen 1, 2
Produktgruppe

2020

2021

2022

Veränderung 2022/2021 3

Haarpflegeprodukte

174.507

152.470

153.433

0,6

Zahnputzmittel

135.959

136.075

105.871

-22,2

Parfüms, Eau de Toilette (in 1.000 Litern)

8.979

8.284

9.512

14,8

Seife und ähnliche oberflächenwirksame Produkte

319.418

293.287

309.129

5,4

Wasch- und Putzmittel, auch Seife enthaltend, für Einzelhandel verpackt

931.642

924.779

930.074

0,6

1 in Tonnen, sofern nicht anders angegeben; 2 berücksichtigt sind Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten; 3 in Prozent.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2023

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