Branchen | Polen | Kosmetika
Handelsketten setzen mehr Kosmetika ab
Die Nachfrage nach Kosmetika und Haushaltschemie steigt in Polen. Konsumenten werden indes immer preisbewusster. Davon profitieren Discounter und Drogerieketten.
24.07.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Die Verkäufe von Kosmetika und Pflegeprodukten könnten in Polen 2023 laut der Marktforschungsfirma PMR auf Złoty-Basis nominal um 6,2 Prozent auf rund 6,8 Milliarden Euro steigen. Der Wegfall von Coronabeschränkungen und Maskenpflicht gibt der Inlandsnachfrage seit 2022 Auftrieb, insbesondere bei dekorativer Kosmetik. Die schätzungsweise 0,9 Millionen Frauen und 0,9 Millionen Kinder aus der Ukraine, die sich in Polen als Flüchtlinge aufhalten, vergrößern die Anzahl der Konsumenten. Die Produkte werden immer teurer, deshalb kaufen Verbraucher zunehmend günstigere Produkte und greifen vermehrt zu Eigenmarken von Drogerien und Supermärkten.
Bedeutende Inlandsproduktion von Schönheitsmitteln und Haushaltschemie
Neben einigen großen Unternehmen gibt es in Polens Kosmetikbranche zahlreiche kleine Betriebe. Laut der Sparkassenorganisation PKO Bank Polski (PKO BP) produzieren im Land rund 1.200 Firmen Körperpflegemittel und Kosmetika. Zu den großen ausländischen Herstellern zählt der französische Konzern L’Oréal. Mit L'Oréal ist Polen ein wichtiger Hersteller von Haarpflegeprodukten in Europa. Unilever produziert in Bydgoszcz (Bromberg) Kosmetika, Körperpflegemittel und Haushaltschemie.
Die Produktion von Wasch-, Reinigungs- und Geschirrspülmitteln sowie Seifen ist ebenfalls umfangreich. Ein bedeutender Hersteller in dieser Sparte ist Henkel Polska mit einer Fabrik für Waschmittel in Racibórz (Ratibor). Der geschäftsführende Direktor des Bereichs Henkel Consumer Brands, Kiril Marinov, spürt bei den Konsumenten eine gewisse Neigung zum Sparen. Dies führe dazu, dass verstärkt kleinere Packungen von Wasch- und Reinigungsmitteln gekauft würden. Die Verpackungen von Henkel Polska hätten einen vergleichsweise hohen Anteil an recyceltem Plastik, wie Marinov gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte.
Die Herstellung von Seifen (organische, oberflächenwirksame Produkte und als Seife verwendete Mittel) stieg 2022 nach Angaben des polnischen Statistikamtes GUS um 8,8 Prozent auf 300.501 Tonnen (2021: 276.212 Tonnen). Das Wachstum hielt auch im 1. Quartal 2023 an.
Im Bereich der Kosmetik haben inländische Hersteller vor allem bei weißen Präparaten wie Cremes eine starke Stellung. Deutsches Kapital ist mit Beiersdorf Manufacturing Poznań (Nivea) in Posen vertreten.
Produktgruppe | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 3) |
---|---|---|---|
Haarpflegeprodukte | 174.507 | 152.470 | -12,6 |
Zahnputzmittel | 135.959 | 136.075 | 0,1 |
Parfüms, Eau de Toilette (in 1.000 Litern) | 8.979 | 8.284 | -7,7 |
Wasch- und Putzmittel, auch Seife enthaltend, für Einzelhandel verpackt | 931.642 | 923.120 | -0,9 |
Produktgruppe | 2020 2) | 2021 2) | Veränderung 2021/2020 3) |
---|---|---|---|
Wasch- und Putzmittel, Seifen | 1.445 | 1.408 | 0,1 |
Kosmetika, Körperpflegemittel | 1.696 | 1.707 | 3,4 |
Wasch-, Putz-, Körperpflegemittel, Seifen, Kosmetika insgesamt | 3.140 | 3.115 | 1,9 |
Discounter und Drogerien gewinnen als Absatzkanal an Bedeutung
Die Verkäufe von Körperpflegemitteln und Kosmetika erhöhten sich laut der Marktforschungsfirma Nielsen IQ von Januar bis November 2022 wertmäßig um 14,3 Prozent auf 3 Milliarden Euro. Mengenmäßig (nach Gewicht) stiegen sie im Berichtszeitraum um 7,3 Prozent. Nielsen untersucht vorwiegend große Handelsunternehmen.
Als Absatzkanäle konnten dabei besonders Discounter (wertmäßig +14,2 Prozent, mengenmäßig +10,5 Prozent) und Drogerien (wertmäßig +17,3 Prozent, mengenmäßig +10,3 Prozent) kräftig zulegen. Hyper- und Supermärkte sowie große und kleine Lebensmittelgeschäfte verzeichneten dagegen mengenmäßige Rückgänge ihrer Verkäufe von Körperpflegemitteln und Kosmetika.
Unter den Drogerieketten führend ist Rossmann mit 1.663 Filialen in Polen Ende 2022. Im Jahr 2023 sollen über 100 hinzukommen. Rossmann erwirtschaftete 2022 in Polen einen Nettoumsatz von rund 2,4 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis nominal +18,7 Prozent gegenüber 2021). Der deutsche Konkurrent DM eröffnete 2022 seine ersten neun Märkte in Polen. Weitere folgen im Jahresverlauf 2023. Bedeutend ist auch die zum portugiesischen Konzern Jeronimo Martins gehörende Drogeriekette Hebe mit 315 Filialen Ende 2022.
Jahr *) | Absatz |
---|---|
2020 | 1.179 |
2021 | 1.153 |
2022 | 1.198 |
Da nach dem Wegfall der Coronabeschränkungen dekorative Kosmetik wieder stärker gefragt war, wuchsen 2022 laut PKO BP auch die Verkäufe von Körperpflegemitteln und Kosmetika insgesamt. Die Pro-Kopf-Ausgaben dafür erreichten gut 105 Euro.
Produktgruppe | 2020 | 2021 | 2022 *) |
---|---|---|---|
Persönliche und Körperpflege | 2,0 | 2,0 | 2,0 |
Hautpflege | 0,9 | 1,0 | 1,0 |
Bunte Kosmetik | 0,4 | 0,4 | 0,5 |
Parfüms, Eau de Toilette | 0,5 | 0,5 | 0,5 |
Insgesamt | 3,9 | 3,9 | 4,0 |
Polen ist auch ein bedeutender Exporteur von Körperpflegemitteln und Kosmetika. Dem Land gelang es laut PKO BP schnell, die durch den Krieg in der Ukraine verursachten Einbrüche auf den östlichen Nachbarmärkten auszugleichen und seine Exporte auf entferntere Märkte, etwa in Nahost, Hongkong und Brasilien zu lenken. Auch europäische Länder kaufen mehr polnische Produkte.