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Branchen | Polen | Künstliche Intelligenz

Neue Subventionen für künstliche Intelligenz ab 2025

Digitale Lösungen finden in Polen großen Zuspruch. Künstliche Intelligenz ist da keine Ausnahme. Für den Durchbruch der Technologie braucht es aber mehr Investitionen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Die Gesundheitsversorgung Polens gehört zu jenen Bereichen, die besonders stark von künstlicher Intelligenz (KI) profitieren können. Das geht aus einem Bericht der Expertengruppe PL/AI hervor. Polens Digitalisierungsminister Krzysztof Gawkowski hatte das Beratungsgremium Anfang 2024 ins Leben gerufen. Es besteht aus Start-up-Gründern und Unternehmern.

PL/AI begleitet verschiedene Pilotprojekte, darunter auch ein Vorhaben im Kopernikus-Krankenhaus in der zentralpolnischen Stadt Łódz. Hier wertete eine KI-Software historische Mammographie-Scans aus. Das Ergebnis: Der Algorithmus arbeitete laut dem Bericht der Expertengruppe so zuverlässig wie ein zertifizierter Radiologe. Der Mensch verschwindet aber nicht aus dem Prozess. In einem nächsten Schritt würde das KI-Tool die Scans nach Auffälligkeiten sortieren und an einen Arzt zur Prüfung weiterleiten. PL/AI kündigt an, die Praxistests an weiteren Krankenhäusern fortzusetzen.

Fülle an Anwendungsmöglichkeiten

Doch nicht nur der Medizinsektor Polens bietet Potenzial für künstliche Intelligenz. Eine weitere Arbeitsgruppe im Digitalisierungsministerium mit dem Namen GRAI (Grupa Robocza ds. Sztucznej Inteligencji) legte bereits im Herbst 2023 eine Studie vor, wie Algorithmen das Justizwesen entlasten könnten. Geht es nach den Fachleuten, dann wird Software in Zukunft eine Klage auf formale Anforderungen überprüfen oder verschiedene Entwürfe im Gericht erstellen. 

Die KI-Strategie der polnischen Regierung aus dem Jahr 2020 identifizierte insgesamt neun Sektoren mit einem besonders großen Produktivitätsgewinn dank KI. Ob es bei dieser Anzahl bleibt, ist offen. Das Digitalisierungsministerium kündigte im Februar 2024 eine überarbeitete Version an, nannte aber kein Veröffentlichungsdatum.

Sektoren mit besonders viel Potenzial laut Polens KI-Strategie:

  • öffentliche Verwaltung
  • Bauwesen 
  • Cybersicherheit
  • Energie
  • Handel und Marketing
  • Medizin
  • Industrie
  • Landwirtschaft
  • Transport und Logistik

Staatssekretär Dariusz Standerski erklärte, künstliche Intelligenz bilde ein wichtiges Thema der EU-Ratspräsidentschaft Polens im 1. Halbjahr 2025. Außerdem arbeitet das Digitalisierungsministerium an einem Gesetz, das die Anforderungen aus der europäischen KI-Verordnung in nationales Recht überführt.

Neue Förderprogramme ab 2025

Unternehmen treibt derweil die Frage um, wie sie den Kauf von entsprechender KI-Software finanzieren können. Das Digitalisierungsministerium und die staatliche Wirtschaftsbank BGK (Bank Gospodarstwa Krajowego) versprechen ein Kreditprogramm mit niedrigen Zinsen. Es hat einen Umfang von rund 650 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus dem europäischen Wiederaufbaufonds. Voraussichtlich ab 2025 können Unternehmen die Kredite beantragen. Das Finanzierungsinstrument steht allen Branchen offen. Neben künstlicher Intelligenz fördern das Digitalisierungsministerium und BGK auch Projekte aus den Bereichen Cloud Computing, Internet of Things und Big Data.

Ein neuer KI-Fonds soll außerdem kleinen und mittelständischen Unternehmen dabei helfen, Algorithmen in den Geschäftsalltag zu integrieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Lösungen für die Buchhaltung, die Logistik oder die Produktion handelt. Viele Details rund um das neue Förderinstrument stehen noch nicht fest. Staatssekretär Dariusz Standerski kündigte einen Start frühestens ab der 2. Jahreshälfte 2025 an. Das Budget werde bei bis zu 71 Millionen Euro liegen. 

Polen will KI-Lösungen nicht nur einsetzen, sondern auch selbst entwickeln. Prominentes Beispiel: Das Large Language Model (LLM) mit dem Namen Bielik. Die Software funktioniert ähnlich wie der Chatbot ChatGPT. Ziel der Entwickler ist eine Software, die mit Abfragen auf Polnisch besonders gut umgehen kann. Hinter dem Open-Source Projekt Bielik steckt eine Gruppe von ambitionierten Programmierern. Mehrere Forschungsinstitute und Universitäten Polens arbeiten außerdem an dem Large Language Model PLLuM. Er erscheint voraussichtlich im Dezember 2024 und steht öffentlichen wie privaten Nutzern kostenlos zur Verfügung.

Infrastruktur im Aufbau

Es könnte noch mehr KI-Innovationen von polnischen Entwicklern geben, doch dafür fehlen die nötigen Finanzmittel. Investmentfonds in Polen würden in erster Linie jene Firmen unterstützen, die künstliche Intelligenz in ihrem Produkt nutzen. Das erklärt der Leiter des staatlichen Wagniskapitalfonds PFR Ventures Maciej Ćwikiewicz gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Puls Biznesu. Wenn ein Unternehmen ein eigenes KI-Tool entwickelt, dann würden sich Geldgeber hingegen zurückhalten. Eine Folge ist, dass sich polnische Gründer mit ihren Ideen für ein KI-Start-up im Ausland niederlassen. Zu den bekanntesten Beispielen gehören Cosmose AI in Singapur oder ElevenLabs in den USA. Bemerkenswert: Der Gründer und Geschäftsführer von Cosmose AI, Miron Mironiuk, sitzt auch in der Expertengruppe PL/AI des polnischen Digitalisierungsministeriums.

Vor diesem Hintergrund kämpft die Branche in Polen um mehr Sichtbarkeit. Im April 2024 schlossen sich einige Dutzend polnische KI-Firmen in einer neuen Kammer AIChamber zusammen. Die Stiftung Plattform Zukunftsindustrie (Platforma Przemysłu Przyszłości) hat außerdem eine Internetseite mit Fallbeispielen von künstlicher Intelligenz in unterschiedlichen Unternehmen eingerichtet. Auf dem Portal findet sich auch ein Projekt der Drogeriemarktkette Rossmann. Sie hat gemeinsam mit einem polnischen IT-Büro individualisierte Rabattprogramme entwickelt.

Eine grundsätzliche Herausforderung ist, dass KI-Entwicklungen viel Rechenleistung benötigen. Polen verfügt über fünf Standorte mit besonders leistungsfähigen Super-Computern, darunter Cyfronet in Krakau und PCSS in Poznań. Der Standort Poznań erhält bis Mitte 2025 sogar einen Quantencomputer.

Weitere Großinvestitionen warten auf den Startschuss. Polens Digitalisierungsministerium kündigte an, drei Datenverarbeitungszentren unter dem Kürzel KCPD (Krajowe Centrum Przetwarzania Danych) zu bauen. Bis Anfang 2025 soll der Vertrag mit einem Bauunternehmen stehen. Die Kosten des Vorhabens liegen bei insgesamt rund 250 Millionen Euro.

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