Wirtschaftsumfeld | Polen | Gasversorgung
Gazprom dreht Polen den Gashahn zu
Russland stellt Erdgaslieferungen nach Polen ein. Die polnische Regierung beruhigt. Die Energieversorgung sei nicht gefährdet. Experten warnen aber vor den Folgen für Unternehmen.
27.04.2022
Von Christopher Fuß | Warschau
Wie der polnische Gasversorger PGNiG mitteilt, will Russlands Staatskonzern Gazprom ab dem 27. April 2022 kein Erdgas mehr im Rahmen des Jamal-Liefervertrages nach Polen exportieren. Gazprom hatte PGNiG kurzfristig benachrichtigt. Zur Begründung verweist Gazprom auf Polens Weigerung, für Gas ab sofort in Rubel zu bezahlen.
Polen deckt bislang 44 Prozent seines Gasbedarfs über russische Importe. Die Folgen des Lieferstopps sind laut polnischem Energieministerium aber überschaubar. Die zuständige Ministerin Anna Moskwa erklärte, die Gasspeicher seien zu 76 Prozent gefüllt. Staatssekretär Piotr Naimski ergänzte, die ausfallenden Lieferungen gleiche man mithilfe des Flüssiggasterminals in Świnoujście aus, sowie mit Lieferungen aus Richtung Litauen, Tschechien oder Deutschland. "Verbraucher werden Gas auf dem gleichen Niveau wie bisher erhalten", erklärte Naimski.
Im Oktober 2022 wird außerdem die Baltic Pipe in Betrieb gehen. Sie transportiert Erdgas aus Norwegen nach Polen. Die Pipeline wird zunächst aber nur einen Teil ihrer Kapazitäten nutzen können.
Privathaushalte in Polen sind gesetzlich vor plötzlichen Preissteigerungen geschützt. Für viele Unternehmen gilt dieser Schutz nicht. Das Nachrichtenportal Business Insider vermutet, Gaslieferungen an Firmen könnten im äußersten Fall eingeschränkt werden. Produktionsrückgänge sind daher nicht ausgeschlossen. Davon betroffen wären höchstwahrscheinlich auch deutsche Investoren und ihre polnischen Lieferanten.