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BioNTechs Impfstofffabrik in Ruanda soll nur der Anfang sein
Mit der Investition des Impfstoffherstellers BioNTech will sich Ruanda als Produktionsstandort im Gesundheitsbereich positionieren.
09.06.2022
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Gerade die Coronapandemie hat die Wichtigkeit des Gesundheitssektors noch einmal verdeutlicht. Bei der ruandischen Regierung genießt daher der Ausbau der mangelhaften Gesundheitsversorgung hohe Priorität. Es ist davon auszugehen, dass internationale Geberorganisationen, wie schon in der Vergangenheit, Kapital für den Neu- oder Ausbau staatlicher Gesundheitseinrichtungen bereitstellen werden. Hingegen könnten kleinere private Akteure je nach Liquidität zurückhaltender agieren und geplante Investitionen zumindest aufschieben. Detaillierte Informationen zu den Konjunkturaussichten liefert der GTAI-Wirtschaftsausblick.
Die Pläne von BioNTech, in Ruanda eine Impfstofffabrik zu bauen, haben sich Anfang des Jahres 2022 konkretisiert. Der Bau der Fabrik soll Mitte 2022 beginnen und kurz vor Weihnachten 2022 abgeschlossen sein. BioNTech will dort Covid-19-Impfstoff produzieren. Für Ruanda soll diese Investition beispielhaft für weitere Produktionsansiedlungen im Bereich Pharmazeutika oder medizinischem Verbrauchsmaterial sein. Detaillierte Informationen zu den Rahmenbedingungen für Investitionen liefert der GTAI-Bericht zum Investitionsklima sowie den Wirtschaftsstandort.
Ruandischer Markt wird von Nachbarländern bedient
Bislang sind deutsche Unternehmen regelmäßig als Zulieferer von Pharmazeutika und Medizintechnik im Rahmen von Beschaffungen beteiligt. Denn sämtliche medizinische Ausrüstungen und Pharmazeutika müssen nach Ruanda importiert werden. Einige deutsche Zulieferer bedienen das Land von Nairobi in Kenia aus – entweder über eine eigene Niederlassung oder über einen regionalen Vertriebspartner.
Aktuell verteuern sich importierte Produkte aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Frachtkosten. Diverse Liefergeschäfte mit privaten ruandischen Käufern könnten daher erst einmal unterbleiben. Die Lieferungen nach Ruanda kommen vor allem über den tansanischen Hafen Daressalam, mitunter auch über den kenianischen Hafen Mombasa via Uganda. Ruanda gehört zur Zollunion East African Community (EAC). In der Regel werden die Waren bereits in Mombasa und Daressalam in Form eines Single-Customs-Entry verzollt und abgefertigt.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2020; in Millionen) | 13,0 |
Jährliches Bevölkerungswachstum (2020; in Prozent) | 2,5 |
Altersstruktur der Bevölkerung | |
Anteil der unter 14-Jährigen (2020; in Prozent) | 39,0 |
Anteil der über 65-Jährigen (2020; in Prozent) | 3,0 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020) | 69,0 |
Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf (2020; in US-Dollar) | 815,8 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019; in US-Dollar) | 51,4 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019; in Prozent) | 6,4 |
Ärzte/100.000 Einwohner (2019) | 11,8 |
Zahnärzte/100.000 Einwohner (2018) | 1,9 |
Online-Plattform der Regierung veröffentlicht Ausschreibungen
Staatliche Beschaffungen sind vor allem aufgrund ihres Projektumfangs interessant. Diese erfolgen überwiegend über das Gesundheitsministerium, mitunter aber auch über andere Ministerien, wie das Verteidigungsministerium (Ministry of Defense), welches für die Militärkrankenhäuser zuständig ist.
Der Preis spielt bei staatlichen Ausschreibungen eine wichtige Rolle. Hinzu kommt die Frage, welcher Geber das Projekt finanziert. Bei chinesischen Geldgebern ist davon auszugehen, dass auch bei chinesischen Zulieferern beschafft wird. Deutlich besser stehen die Chancen für deutsche Anbieter, wenn die Weltbank, die Europäische Union, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) oder die USA an der Finanzierung beteiligt sind.
Unternehmen, die sich an Ausschreibungen der ruandischen Regierung beteiligen, berichten positiv von vergleichsweise transparenten und korrekten Verfahren. Gleichwohl wird über Probleme bei der Bezahlung berichtet, wenn kein Geber als Finanzierer dahintersteht. Veröffentlicht werden die Ausschreibungen auf der zentralen Ausschreibungsplattform der Regierung.
Private Käufer achten auf Qualität
Insbesondere bei privaten Investitionen wird Wert auf Langlebigkeit und gute Beratung gelegt. Der Bestellumfang ist zwar in der Regel kleiner als bei staatlichen Ausschreibungen. Doch verfügen deutsche Produkte über gute Chancen, obwohl sie mit den deutlich günstigeren chinesischen Waren konkurrieren. Flexible Bedingungen bei der Finanzierung spielen daher eine wichtige Rolle, wenn Firmen ins Geschäft kommen wollen.
Der private Gesundheitssektor ist nach wie vor klein, expandierte aber in den vergangenen Jahren. Die meisten privaten Gesundheitseinrichtungen befinden sich in der Hauptstadt Kigali. Dies sind neben Krankenhäusern auch Dental- und Augenkliniken, Apotheken sowie Laboreinrichtungen. Gerade wurde für 20 Millionen US-Dollar das King Faisal Hospital in Kigali erweitert. Dem Privatsektor werden außerdem zahlreiche kirchlich finanzierte Gesundheitseinrichtungen zugerechnet. Dazu zählt beispielsweise die Adventistenkirche, die kürzlich in den Bau der School of Medicine of the Adventist University of East-Central Africa investierte.
Vorreiter beim Thema E-Health
Ruanda hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Dabei ist das Land auf gutem Weg, eine universelle Abdeckung zu erreichen. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind bereits bei der staatlichen Gesundheitsversicherung Mutuelle de Santé versichert, die Zugang zur medizinischen Grundversorgung gewährt. Innovativ agiert das Land beim Thema E-Health. So behandeln Ärzte vereinzelt Patienten in entlegenen Gebieten über eine Smartphone-App, das Militärkrankenhaus unterrichtet Studenten online und für den Bluttransport werden Drohnen eingesetzt.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Institution der GIZ; Beratung deutscher Unternehmen bei Geberprojekten | |
Portal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) | |
Gesundheitsministerium | |
Regulierungsbehörde, unter anderem für Pharmazeutika und Medizintechnik | |
Normenamt | |
Verband niedergelassener Ärzte | |
Fachpublikation | |
Fachmesse vom 9. bis 11. Juni 2022 in Nairobi (Sarit Expo Centre) |