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Rumäniens Autoindustrie läuft rund

Die Automobilindustrie in Rumänien wächst weiter. Die Transformation zu alternativen Antrieben lockt Investoren. Nur der lokale Absatz von Elektroautos bricht ein.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

41 Milliarden

setzte die Kfz-Industrie in Rumänien 2023 um.

Die Automobilindustrie in Rumänien blickt entspannt in die Zukunft. Obwohl sich die Nachfrage nach Neuwagen in Europa derzeit eintrübt, wächst die Produktion in Rumänien weiter. Dacia und Ford Otosan investieren in Elektromobilität und sehen sich damit auf dem richtigen Weg in die Zukunft.

Insgesamt wird der Automarkt in Rumänien weiter wachsen, weil die Inflation kontinuierlich zurückgeht und Reallöhne damit steigen. Zudem gewinnt der Gebrauchtwagenmarkt neue, aber preisbewusste Kunden. Im 1. Halbjahr 2024 stieg die Nachfrage nach Autos um 13,4 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum, berichtet der europäische Automobilherstellerverband ACEA. 

Rumänen kaufen weniger E-Autos

Allerdings ging die Nachfrage nach Elektroautos im 1. Halbjahr 2024 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 17,9 Prozent zurück, berichtet ACEA. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, da Rumänien die staatliche Kaufprämie für batterieelektrische Autos 2024 von 11.000 Euro auf 5.100 Euro in etwa halbiert hat. Zudem rechnen Autohändler mit höheren Preisen durch die neuen EU-Strafzölle. Auf den Import von E-Autos aus China werden je nach Hersteller zusätzliche Abgaben zwischen 17,4 und 37,6 Prozent erhoben. Davon betroffen ist unter anderem der Verkaufsschlager Dacia Spring, den die rumänische Marke in China produzieren lässt.

Kaufanreize für den Neuwagenkauf

Das Umweltministerium bietet für das Verschrotten von Autos der Schadstoffklassen Euro 2 und 3 eine Abwrackprämie an. Diese beträgt beim Kauf eines neuen:

  • Verbrenners etwa 1.427 Euro,
  • Hybriden etwa 2.600 Euro,
  • Elektroautos etwa 5.100 Euro.

Für die Auszahlung der von Autohändlern zu beantragenden Prämien stehen bis November 2024 noch 32 Millionen Euro zur Verfügung.

Ladeinfrastruktur muss ausgebaut werden

Ein weiteres Hindernis sind die bislang nur 1.350 Ladestationen, die sich hauptsächlich in urbanen Gebieten befinden. Damit ist das Land noch weit von der EU-Vorgabe entfernt, bis 2030 einen maximalen Abstand von 60 Kilometern zwischen den Ladesäulen zu erreichen. Die Regierung plant daher den Bau von 6.500 neuen Ladestationen bis 2026 und über 23.500 weiteren in den Folgejahren bis 2030. Bei der Umsetzung sollen unter anderem EU-Fördermittel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro helfen.

Der Mineralölkonzern OMV Petrom, der in Rumänien Tankstellen betreibt, kündigte im Juli 2024 an, 300 neue Ladestationen zu errichten. Dafür übernahm der Konzern den rumänischen Ladenetzbetreiber Renovatio Asset Management.

Den Ausbau des Ladenetzes müssen zudem Investitionen ins Stromnetz begleiten. Laut Aussage des Energieministers Sebastian Burdja sind die aktuellen Kapazitäten für die Bedarfe der Elektromobilität zu klein.

Autoproduktion wächst trotzdem

230.000 Jobs

sichert die Kfz-Industrie in Rumänien.

Die Autobauer dürften 2024 das bisher hohe Produktionsniveau halten, prognostiziert Adrian Sandu, Generalsekretär beim Verband der rumänischen Automobilhersteller ACAROM. Dafür sprechen die jüngsten Zahlen: Laut diesen haben Ford Otosan und Dacia innerhalb der ersten fünf Monate des Jahres 2024 genau 246.346 Autos und damit 8,3 Prozent mehr als im Zeitraum Januar bis Mai 2023 produziert. Würden sie diese Dynamik bis Ende 2024 beibehalten, könnten im Gesamtjahr über 550.000 Pkw von den Bändern in Rumänien rollen.

Beide Autoschmieden liefern ihre Fahrzeuge in die EU, vor allem nach Deutschland, Frankreich und Italien. Entsprechend folgen sie dem Trend zu mehr Elektro- und Hybridautos. So will Ford Otosan laut eigenen Angaben bis Ende des Jahres mit der Produktion einer vollelektrischen Version des Modells Puma starten. Auch eine neue Produktionslinie für den Hochdachkombi Transit Courier befindet sich im Bau. Insgesamt sollen die Produktionskapazitäten innerhalb der nächsten drei Jahre auf 272.000 Einheiten jährlich ansteigen und 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Dafür investiert Ford Otosan 490 Millionen Euro.

Konkurrent Dacia fertigt bereits im Werk Mioveni das Modell Jogger als Verbrenner und mit Hybridmotor. Ab 2025 soll dort die Produktion des größeren Bigster mit gleichen Antriebsvarianten anlaufen. In Mioveni laufen zudem der Kompaktwagen Sandero Stepway, das Modell der unteren Mittelklassewagen Logan sowie der SUV Duster vom Band. Zwar werden diese bisher nur mit Verbrennungsmotoren angeboten, aber etwa 40 Prozent hat eine Flüssiggasvorrichtung (Liquified Petroleum Gas; LPG). Der französische Mutterkonzern Renault kündigte an, ab 2030 in Rumänien ausschließlich vollelektrische Modelle produzieren zu wollen.

Zulieferindustrie baut neue Lieferketten auf

Die Investitionspläne von Dacia und Ford Otosan ziehen neue Zulieferer an. So eröffnete Anfang 2024 das türkische Unternehmen UKS Stamping in Rumänien ein neues Karosseriewerk in Arges. Ferner sind deutsche Automobilzulieferer stark vertreten, angezogen unter anderem von den im EU-Vergleich günstigen Lohnkosten.

So plant Diehl Controls eine neue Produktionsstätte in Rumänien für nach IATF-Norm standardisierte elektronische Komponenten für die Automobilindustrie. IATF steht für die International Automotive Taskforce, die sich für Standards und Harmonisierung von Produkten der Automobilzulieferer einsetzt.

Rheinmetall wird hingegen Hauptgesellschafter bei Automecanica Medias durch den Erwerb von 72,5 Prozent der Anteile. Der rumänische Hersteller bietet zivile und militärische Spezialfahrzeuge an, produziert Lkw-Aufbauten und Tankwagen, etwa für die städtische Wasserwirtschaft.

13 %

des rumänischen BIP generiert die Kfz-Industrie.

Der rumänische Branchenverband ACAROM unterstreicht die Bedeutung der Automobilindustrie für die Wirtschaftsleistung und den Arbeitsmarkt des Landes. Erstausrüster (Original Equipment Manufacturer; OEM) sowie Lieferanten von Komponenten und Systemmodulen produzieren in Rumänien für die gesamte europäische Automobilindustrie. Etwa 90 Prozent der Erzeugnisse gehen in den Export, darunter Kabelbäume (Eberspächer), Lichtanlagen (Hella), Reifen (Continental), elektronische Steuerungskomponenten (Bosch) und Sensorentechnik (Huf).

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