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Klimaschutz-AtlasInvestitionen: Europäische Union fördert grünen Übergang
Rumänien plant Investitionen in erneuerbare Energien, Strominfrastruktur, Energieeffizienz und Abfallmanagement. Dafür stehen EU-Gelder bereit.
04.09.2023
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Die rumänische Regierung plant, 16 Milliarden Euro in den Energiesektor zu investieren. Das Ziel sei es, die Energieunabhängigkeit des Landes zu erhöhen und dabei auf saubere Energiequellen zurückzugreifen, sagte Regierungschef Nicolae Ciucă Mitte Januar 2022 bei einer Beratung der Regierung über den Energiesektor. Bis 2030 will Rumänien unter anderem Folgendes erreichen:
- einen breiteren Energiemix bei der Stromerzeugung
- das Stromnetz ausbauen und Energieverluste im Netz minimieren
- Energieeffizienz fördern: in Gebäuden, den Wärme- und Kältenetzen
- Abfallmanagement und Recycling verbessern
EU stellt Fördermittel bereit
Um diese Ziele zu erreichen, will die Regierung auf Fördermittel zurückgreifen, die die Europäische Kommission im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität bereitstellt. Diese Fördermittel bekommt Rumänien zusätzlich zu den versprochenen Geldern aus dem mehrjährigen Finanzrahmen von 2021 bis 2027. Es handelt sich insgesamt um 29,2 Milliarden Euro. Von diesen fließen 37 Prozent in Investitionen, die Rumäniens Wirtschaft klimaneutraler machen sollen.
Bezeichnung | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Installierte Kapazität |
---|---|---|
Ausbau der Solar- und Windenergie | 460 | 950 Megawatt |
Ausbau der Pipelines für Erdgas, Wasserstoff und andere Kohlenstoffe | 400 | 1.870 Kilometer |
Erzeugung und Speicherung von Strom aus grünem Wasserstoff | 115 | 100 Megawatt |
Bau von Gas- und Dampfkombikraftwerken | 300 | k.A. |
Regenerative Energieerzeugung in der Industrie durch Recycling | 150 | 500 Megawatt |
Energieeffizienz in der Industrie | 64 | k.A. |
Recycling von Solarpaneelen und/oder Batterien | 50 | 200 Megawatt |
Entwicklung einer nationalen Wasserstoffstrategie | 1 | k.A. |
Um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern in der Europäischen Union (EU) beschleunigt zu senken, startete die EU-Kommission im März 2022 das Programm REPower-EU. Dabei ging es zunächst darum, die Energiemärkte der EU unabhängig von russischen Energielieferungen zu machen, neue Gasmärkte zu erschließen und die Dekarbonisierung der Energieerzeugung sowie die Energieeffizienz verstärkt zu fördern. Insgesamt stehen innerhalb der EU bis 2026 Fördergelder in Höhe von 29 Milliarden Euro dafür bereit.
Rumänien kann davon 1,4 Milliarden Euro erhalten, wenn die EU den eingereichten Investitionsplan genehmigt. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf dem Ausbau von erneuerbaren Energiequellen, auf Energieeffizienz und der Erschließung neuer Transportwege für Gas zu den Fernwärmekraftwerken Isalita, Turceni sowie zum stillgelegten Kraftwerk Mintia.
Modernisierungsfonds fördert Stromnetzausbau
Der Modernisierungsfonds der EU bietet eine weitere Finanzquelle. Er speist sich aus den Einnahmen aus dem Handel mit Emissionszertifikaten. Das rumänische Energieministerium hat Projekte im Wert von insgesamt 670 Millionen Euro zur Förderung durch den Modernisierungsfonds eingereicht und beansprucht daraus eine Fördersumme in Höhe von 475 Millionen Euro. Diese Mittel fließen in Projekte, die dazu beitragen, die Energieinfrastruktur auszubauen. Priorität beim Netzausbau hat der Interkonnektor zwischen Rumänien und der Republik Moldau. Die geplante 400-Kilovolt-Trasse zwischen Suceava und Balti fördert die Energiesicherheit der Republik Moldau.
Bezeichnung | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektträger |
---|---|---|
400-Kilovolt-Hochspannungsleitung Gădălin-Suceava | 121 | |
Ausbau der 400-Kilovolt-Hochspannungsleitung Resita-Timişoara; 110-Kilovolt-Umspannwerk in Timişoara | 81,6 | |
Erneuerung der Umspannwerke Arad und Săcălaz und der 400-Kilovolt Stromtrasse Săcălaz-Arad | 68,5 | |
Modernisierung des 220/110/20-Kilovolt-Umspannwerks in Alba Iulia - Digitalisierung | 55,9 | |
Modernisierung des 220/110/20-Kilovolt-Umspannwerks in Sibiu | 62,4 | |
Modernisierung der 400-Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen dem Atomkraftwerk Cernovoda und den Windparks in Dobrogea | 12,5 | |
Mess- und Datenmanagementsystem für Stromgroßhandelsmarkt | 12,6 | |
Umstellung auf 400 Kilovolt bei Stromtrasse Brazi Vest-Teleajen-Stâlpu | 60,9 |
Besonders im Osten des Landes sei die Netzinfrastruktur nicht ausreichend ausgebaut, sagt Mihai Constantin, Researcher beim Think Tank Energy Policy Group im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Wenn künftig mehr Kapazitäten von Offshore-Energie auf dem Schwarzen Meer entstehen, müsse parallel dazu auch das Stromnetz ausgebaut werden. Damit hätte die Regierung schon längst anfangen müssen. "Es dauert erfahrungsgemäß sieben bis zehn Jahre, um große Infrastrukturprojekte in Europa umzusetzen. Rumänien gehört zu den Ländern mit einer langsameren Entwicklung", sagt Constantin. Der Grund liege meist darin, dass die Behörden keine aktuellen Katastereinträge von den zu bebauenden Landflächen hätten und Besitzer, die weggezogen sind, zum Teil schwer auffindbar seien oder Projekte einfach an Finanzierungsengpässen scheitern würden, sagt Constantin.
Bezeichnung | Höhe der EU-Fördermittel (in Mio. Euro) | Anmerkung |
---|---|---|
Installation von Fotovoltaikmodulen und Energiespeicher für Wohngebäude für die Privatwirtschaft | 233,7 | Fördermechanismus für Hausbesitzer zur Installation von drei Kilowatt-Solarpanels (ab 5.000 Euro pro Antrag) |
Modernisierung der Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft | 207 | Energieeffiziente Pumpen mit Solarenergiequelle; Abdichtung der Kanäle |
1.350 Megawatt installierte Leistung aus Windkraft oder Solarenergie | 200 | mindestens 400 Megawatt bis 30. Juni 2024, der Rest bis 31. August 2026 |
Energieautonome Dörfer | 200 | Pilotprojekt mit acht Orten; Ziel: emissionsärmere Holzverfeuerung durch neue Technologie; Erschließen alternativer Bioenergiequellen |
Ausbau der Stromerzeugung durch Wasserkraft | 121 | Staatliche Beihilfe für die Installation von 100 Megawatt aus Wasserkraft |
Neue Kapazitäten für die Kraft-Wärme-Kopplung | 100 | Modernisierung und Umstellung der Fernwärme auf Erdgas und regeneratives Gas |
Bau von Solarstromanlagen auf Stauseen von Wasserkraftwerken | 100 | Durchführung eines Ausschreibungsverfahrens |
Neues Erdgastransportnetz | 100 | Gasversorgung der Fernwärmekraftwerke ausbauen; Umrüstung der Kraftwerksanlagen |
Der Staat schafft Kaufanreize
Einen niedrigschwelligen Ansatz, sich breiter bei der Energieversorgung aufzustellen, bietet das Programm ElectricUp. Es soll kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen, die Energieversorgung im Betrieb klimafreundlicher zu machen. Es richtet sich hauptsächlich an Firmen im Hotel- und Gastgewerbe. Die Fördermittel sollen die Unternehmer ermutigen, in Fotovoltaikanlagen, Ladestationen für Elektroautos oder in Fahrzeuge mit Hybrid- oder Elektroantrieb zu investieren.
In Rumänien laufen bereits folgende Förderprogramme mit dem Ziel, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu verringern und damit Umweltschäden zu minieren: Unternehmen und Privatpersonen nutzen beispielsweise die Förderprogramme für Energieeffizienz von Gebäuden und in der Industrie. Zudem schafft das Abwrackprogramm für Autos und energieintensive Elektrogeräte Kaufanreize für Verbraucher, sich umweltverträglichere Fahrzeuge oder Geräte anzuschaffen.