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Rumäniens Elektroindustrie expandiert
Immer mehr internationaler Hersteller investieren in Rumäniens Elektroindustrie. Die meisten arbeiten als Zulieferer für die Automobilindustrie oder produzieren Haushaltswaren.
27.07.2022
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Elektrische Zahnbürsten, Kaffeemaschinen, Kühlschränke und elektronische Bauteile für Autos: Bereits auf einer Vielzahl von elektronischen Geräten, die in Europa verkauft werden, steht „Made in Romania“. In diesem Jahr planen internationale Unternehmen der Elektroindustrie, rund 150 Millionen Euro in neue Produktionskapazitäten in Rumänien zu investieren. Darunter ist der deutsche Komponentenhersteller emz-Hanauer GmbH, der gerade für 18 Millionen Euro ein neues Werk in Resita baut.
Der chinesische Kühlschränke-Hersteller Haier hat im Februar 2022 eine vollautomatische Kühlschrankproduktion in Ploesti eröffnet. Dafür flossen mehr als 70 Millionen Euro. Das Unternehmen hat weitere Investitionen in Höhe von 35 Millionen Euro angekündigt. Der Hersteller von Haushaltswaren im unteren Preissegment sieht nach eigenen Angaben in Rumänien und in Europa einen wachsenden Markt.
Projekt | Summe (in Mio. Euro) | Produkt/Unternehmen |
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Neue Kapazitäten im Werk in Ulmi | 40 | Waschmaschinen/Arctic |
Neues Werk in Prahova | 35 | Kühlschränke/Haier |
Neues Werk in Satu Mare | 28 | Espressomaschinen/De'Longhi |
Neue Produktionsstätte in Resita | 18 | Elektronische Komponenten/emz-Hanauer |
Erweiterung der Produktion in Brasov | 5 | Kopfhörer/Sennheiser |
Das südosteuropäische Land gehört mittlerweile zu den Top Ten der wichtigsten Produktionsstandorte der Elektroindustrie in Europa. Vergleichsweise günstige Lohnkosten haben Investitionen gefördert, schreibt der europäische Branchenverband APPLia – The Home Appliance Europe. Deutsche Unternehmen gehören dabei neben Unternehmen aus Italien, China und der Türkei und zu den größten ausländischen Investoren in der rumänischen Elektroindustrie.
Die Elektroindustrie produzierte 2021 Waren im Wert von insgesamt 5,3 Milliarden Euro. Davon entfallen rund ein Drittel (1,6 Milliarden Euro) auf die Herstellung von Haushaltsgeräten, berichtet Eurostat. In der Sparte Haushaltsgeräte hat sich das Wachstum der Produktion innerhalb der vergangenen zehn Jahre vervierfacht.
Die meisten der in Rumänien produzierten Haushaltsgeräte, etwa 80 Prozent, verkaufen die Unternehmen ins Ausland. Auf dem rumänischen Markt stockt dagegen die Nachfrage nach Weißer Ware und anderen Haushaltsgeräten, weil Verbraucher mehr Geld für Energie und Lebensmittel ausgeben müssen. Branchenexperten erwarten für 2022 einen Umsatz auf dem Niveau von 2021.
Sparte | 2021 (in Mio. Euro) | Veränderung 2021/2020 (in %) | Marktanteil (in %) |
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Herstellung von Haushaltsgeräten (C275) | 1.658,6 | 5,4 | 31,5 |
Kabeln und elektrischem Installationsmaterial (C273) | 1.209 | -6,4 | 23 |
Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen (C271) | 1.045,1 | 0,3 | 19,9 |
Herstellung von sonstigen elektrischen Ausrüstungen (C279) | 1.036,6 | -6,1 | 19,7 |
Sonstiges | 308,7 | 5,9 |
Automobilindustrie gibt Wachstumsimpulse
Ein Großteil der Erzeugnisse der rumänischen Elektroindustrie besteht aus Komponenten für die Automobilindustrie. Auch hier gehören ausländische Unternehmen zu den größten Investoren. Der deutsche Automobilzulieferer Continental plant etwa in diesem Jahr, rund 150 Millionen Euro in seine Reifen-, Elektronikkomponenten- und ContiTech-Werke zu investieren.
In seinem rumänischen Werk Star Assembly in Sebes hat Daimler im Mai 2022 eine neue Produktionslinie für elektronische Komponenten für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen. In die neue Anlage hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 320 Millionen Euro investiert.
Rumänien will Mikrochip-Cluster entwickeln
Chancen für künftiges Wachstum bietet der Plan von Wirtschaftsminister Florin Spataru, in Rumänien Investitionen im Bereich Mikroelektronik voranzubringen. Konkret geht es darum, gemeinsam mit Autozulieferern wie Continental, Bosch und anderen Unternehmen im Bereich der Halbleiterproduktion ein rumänisches Mikrochip-Cluster zu entwickeln.
Dafür plant das Ministerium, sogenannte IPCEI-Projekte (Important Projects of Common European Interests) umzusetzen. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um Investitionen in Forschung und Entwicklung, den Bau einer Mikrochipfabrik sowie den Ausbau einer Unternehmens-Partnerschaft mit der Dunărea-de-Jos-Universität in Galați.
Das IPCEI ist ein Förderinstrument für strategisch relevante Investitionen, die den Zielen der Europäischen Union entsprechen. Das übergreifende europäische Ziel ist, sich innerhalb der Europäischen Union (EU) unabhängiger von internationalen Lieferketten für Mikroelektronik zu machen. Dafür stehen Rumänien aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU Fördermittel in Höhe von 500 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen überwiegend privatwirtschaftlich finanzierte Projekte angestoßen werden.