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Straßenbaupläne ebnen neue Korridore Richtung Ukraine und Moldau
Dank EU-Finanzierung laufen zahlreiche Projekte für den Infrastrukturausbau an. Vorhaben im Straßenbau für die bessere Anbindung der Ukraine und der Republik Moldau kommen dazu.
06.07.2023
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
In den kommenden fünf Jahren will die rumänische Regierung große Infrastrukturprojekte im Wert von mindestens 16 Milliarden Euro umsetzen. Von der EU stehen im Zeitraum 2021 bis 2027 dafür rund 9 Milliarden Euro bereit. Neben dem Ausbau der Eisenbahn hat auch der Bau neuer Autobahnen Priorität. Für Letzteres will die rumänische Regierung in den kommenden Jahren rund 4,5 Milliarden Euro investieren. Die neuen Strecken zielen unter anderem auf eine bessere Anbindung der Nachbarländer Ukraine und der Republik Moldau an Rumänien ab.
Der Ausbau der Autobahnen in Rumänien schreitet voran
Im kommenden Jahr 2024 wird Rumänien rund 100 Kilometer neue Autobahnstrecken eröffnen, verkündete Transportminister Sorin Grindeanu Mitte Juni 2023. Derzeit ausgebaut werden Abschnitte der Autobahn 7, die Bukarest und Ploiesti mit der ostrumänischen Region Moldau verbindet. In Rumänien gibt es laut Angaben des Transportministeriums Straßen auf einer Strecke von insgesamt rund 86.000 Kilometern. Daran haben Autobahnabschnitte einen Anteil von 5 Prozent.
beträgt der Anteil der Autobahnen an den existierenden Straßen in Rumänien.
Zudem sind erste Teilabschnitte des Autobahnrings um Bukarest im Bau. Die Ausschreibungen für die Ausführung der zwei letzten Abschnitte läuft gerade. Außerdem hat das Transportministerium den Bau der Streckenabschnitte der Autobahnen 8 und der 13 ausgeschrieben. Die A13 (Sibiu - Bacau) soll Siebenbürgen mit der rumänischen Region Moldau verbinden. Die Strecke führt über Bacau nach Pascani.
Anbindung an Ukraine und Republik Moldau bestimmt neue Projekte
Das Transportministerium plant nach eigenen Angaben, eine Schnellstraße (Drumul Expres) Richtung Ukraine zum Grenzort Siret von Pascani auszubauen. "Eine Ausschreibung für diese Schnellstraße wird noch in diesem Jahr veröffentlicht", sagte Transportminister Grindeanu gegenüber dem Nachrichtensender Digi24. Bald fertigstellt sei nach Angaben des Ministers die Schnellstraße von Craivoa nach Pitesti, auch Ford-Straße genannt, weil der gleichnamige Autobauer eine Produktionsstätte in Craivoa besitzt.
Die Autobahn 8 (Targu-Mures- Targu-Neamt- Iasi-Ungheni, A8) führt durch die rumänische Region Moldau und gehört zu den großen Infrastrukturprojekten, die das Transportministerium derzeit vorbereitet. Diese Autobahn wird das Nachbarland, die Republik Moldau, mit Rumänien verbinden. Wenn die A8 fertig ist, dann wird die Republik Moldau besser an das Netz der europäischen Transportkorridore angeschlossen sein. Der Ausbau kräftigt somit auch die Integration der Republik Moldau in den europäischen Binnenmarkt.
Rumänien und die Republik Moldau schlossen Ende Mai 2023 ein Assoziierungsabkommen. Darin einigten sich beide Länder unter anderem über den Bau einer Brücke über den Grenzfluss Pruth zwischen dem rumänischen Grenzpunkt in Ungheni Pruth und der moldawischen Stadt Ungheni. Bisher gibt es dort nur eine Eisenbahnbrücke. Die Brücke soll vierspurig auf einer Länge von 260 Metern errichtet werden. Dafür erhält Rumänien EU-Fördermittel der Connecting Europe Facility in Höhe von rund 16,5 Millionen Euro. Vor Ort soll auch ein neuer Grenzübergang für den Straßenverkehr entstehen.
Ausbau der Solidarity Lanes erfordert knapp 1 Milliarde Euro
Seitdem der Aktionsplan der EU für alternative Routen für den Export von ukrainischem Getreide (auch Solidarity Lanes) in Kraft ist, sind die Straßen- und Eisenbahnkapazitäten entlang der Transportkorridore aus der Ukraine und der Republik Moldau nach Rumänien überlastet. Sie müssen modernisiert und ausgebaut werden. Dafür sind Investitionen von knapp 1 Milliarde Euro nötig. Aktuell hat das rumänische Transportministerium Fördermittel in Höhe von 602 Millionen Euro aus der Fazilität "Connecting Europe Facility". Dieses Geld will das Transportministerium in den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur, Straßen und Zollgrenzen investieren.
Die EU will die Effizienz der modalen Logistik auf den Solidarity Lanes steigern. Damit ist auch der Ausbau von Straßen, Eisenbahn und Häfen gemeint. Die Solidarity Lanes sind die Transportkorridore, die Getreideexporte aus der Ukraine sowie den Waren- und Güterhandel mit Rumänien sowie mit Ungarn, Polen und der Slowakei erleichtern. Zudem binden diese Transportkorridore die Republik Moldau und die Ukraine langfristig enger an den europäischen Binnenmarkt. Die Connecting Europe Facility ist das Finanzierungsinstrument zur Umsetzung der europäischen Verkehrsinfrastrukturpolitik.
Bezeichnung | Veranschlagte Investitionssumme (in Mio. Euro) | Auftraggeber |
---|---|---|
Modernisierung der Eisenbahnlinie Bukarest - Jilava - Giurgiu | 623 | Nationale Eisenbahngesellschaft CNCF |
Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur im Hafen Constanta | 107 | Nationale Eisenbahngesellschaft CNCF |
Aufbau eines neuen Grenzpunktes für den Straßenverkehr an der rumänisch-moldawischen Grenze in Ungheni | 50,3 | Nationale Verwaltungsgesellschaft für Straßeninfrastruktur CNAIR |
Ausbau der Grenzinfrastruktur an der rumänisch-moldawischen Grenze Albita - Leuseni | 9,8 | Nationale Verwaltungsgesellschaft für Straßeninfrastruktur CNAIR |
Ausbau der Grenzinfrastruktur an der rumänisch-ukrainischen Grenze Siret | 9 | Nationale Verwaltungsgesellschaft für Straßeninfrastruktur CNAIR |
Ausbau der rumänisch-moldawischen Grenze in Giurgulesti | 2,5 | Nationale Verwaltungsgesellschaft für Straßeninfrastruktur CNAIR |
Infrastrukturausbau kurbelt Bauwirtschaft an
Die rumänische Baubranche entwickelt sich im Land positiv und wuchs im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um real 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro (rund 33,3 Milliarden Lei). Dies teilte das Nationale Statistikinstitut im Juni 2023 mit. Treiber dieser Entwicklung waren unter anderem von der EU geförderte Projekte, insbesondere für den Ausbau der Infrastruktur und den Bau von Nichtwohngebäuden. In Rumänien hatten Ende 2022 zahlreiche Straßenbauprojekte begonnen, die unter anderem mit EU-Finanzierung umgesetzt werden. Parallel dazu bauen Unternehmen Lager- und Logistikzentren aus.
Die Bauindustrie trägt rund 7 Prozent zur rumänischen Wirtschaftsleistung bei. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Jahr 2022 um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Besonders in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 beobachten wir einen Anstieg der öffentlichen Investitionen aus den europäischen Fonds", erklärt Ionut Dimitru, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank der Zeitung Ziarul Financiar. Das Bauvolumen im Ingenieurbau hat gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 um 25 Prozent zugenommen.