Special | Rumänien | Beschaffung
Deutsche Firmen beschaffen und produzieren elektrische Ausrüstung
Deutsche Unternehmen gehören zu den größten Abnehmern elektronischer Erzeugnisse aus Rumänien. Besonders die Produktion von Haushaltselektronik wächst.
26.06.2023
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Rumänien beliefert deutsche Unternehmen hauptsächlich mit elektrischen Schaltungen, Kabeln, Drähten, Transformatoren, Stromrichtern sowie Batterien und Akkumulatoren. In einzelnen Produktgruppen, wie beispielsweise bei elektronischen Schaltsystemen und Transformatoren, ist Deutschland der größte Abnehmer. Weitere große Handelspartner der rumänischen Elektroindustrie waren 2021 Ungarn, Frankreich, Griechenland und Italien. Das geht aus der Exportstatistik von UN Comtrade hervor.
Die rumänische Elektroindustrie expandiert und liefert Ausrüstung und Komponenten an die Automobilindustrie, die Energie- und Baubranche sowie den Maschinen- und Anlagenbau. In Rumänien wächst außerdem die Produktion von Haushaltselektronik. In diesem Segment sind unter anderem deutsche Unternehmen wie emz-Hanauer (Komponenten), Kärcher (Staubsauger) oder Sennheiser (Kopfhörer) aktiv. Die genannten Unternehmen besitzen in Rumänien eigene Produktionsstätten.
Bezeichnung | 2022 | Veränderung 2022/2021 1) | Deutscher Marktanteil 2) |
---|---|---|---|
Elektrische Maschinen und Apparate (ohne Halbleiter; SITC 77-776) | 4.843 | 16 | 35 |
Elektrische Schaltungen (SITC 772) | 2.347 | 0,1 | 46 |
Kabel, Drähte, elektrische Leiter (SITC 773) | 1.338 | -15 | 33 |
Batterien und Akkumulatoren (SITC 778) | 595 | 6 | 32 |
Bild- und Tonaufzeichnungs- und -wiedergabegeräte (SITC 76) | 399 | 10 | 24 |
Transformatoren und Stromrichter (SITC 771) | 310 | 70 | 49 |
Haushaltselektronik (SITC 775) | 249 | 8 | 13 |
Exportstarke Unternehmen operieren mit ausländischem Kapital
Unternehmen der rumänischen Elektroindustrie sind eng eingebunden in europäische Wertschöpfungsketten. Bei den exportstarken Unternehmen der Elektroindustrie handelt es sich zum Teil um Firmen mit ausländischem Kapital. Zu den umsatzstärksten Unternehmen der Branche zählen laut rumänischem Handelsregister der rumänische Kabelhersteller Romcab (378 Millionen Euro im Jahr 2021), der irische Hersteller für elektrische Schaltungen Eaton Electro (277 Millionen Euro im Jahr 2021) und der italienische Kalbeproduzent Prysmian Group (276 Millionen Euro im Jahr 2021). Neben der Serienfertigung bieten diese Unternehmen auch Konfektionierungen von Kabeln sowie die Montage von Schaltsystemen als Dienstleistung an.
Größter Arbeitgeber der Branche sind die Hersteller von Haushaltselektronik. In diesem Teilsegment zählt Eurostat 66 Unternehmen und 15.990 Beschäftigte in Rumänien. Zweitgrößter Arbeitgeber ist die Kabelproduktion mit 89 Unternehmen und 9.056 Beschäftigten, gefolgt von der Batterieproduktion mit 7 Unternehmen und 859 Mitarbeitern. In Rumänien produzieren insgesamt 763 Firmen elektronische Ausrüstungen und beschäftigen 34.860 Menschen.
Weitere Informationen finden Sie in der GTAI-Publikation Verhandlungspraxis kompakt Rumänien. |
Haushaltselektronik gehört zu den umsatzstärksten Teilsegmenten
Das umsatzstärkste Segment der rumänischen Elektroindustrie ist die Produktion von Haushaltselektronik (2,2 Milliarden Euro im Jahr 2021), gefolgt von der Kabelproduktion (1,6 Milliarden Euro 2021) und der Herstellung elektronischer Komponenten und Halbleiter (1,3 Milliarden Euro 2021).
In den genannten Branchen hat Rumänien einen Standortvorteil, weil der Markt für lohnintensive Fertigungsschritte im Vergleich günstiger ist als andere europäische Märkte. Gleichzeitig steigt der Druck, das Personal weiterzubilden und der Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte verschärft sich. Rumäniens Betriebe haben noch Optimierungsbedarf bei der dualen Bildung.
Ein weiterer zukunftsträchtiger Geschäftszweig im Wettbewerb um ausländische Kunden ist die gezielte Vermittlung von fachspezifischen Dienstleistungen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, etwa im Bereich Industrie 4.0, Robotik oder autonomes Fahren.
Rumänien entwickelt sich zu einem Logistikhub in Südosteuropa und hat das Potenzial, zu einem Drehkreuz im Warenverkehr zu werden. Dafür muss das Land jedoch seine Straßen und Schienen massiv ausbauen. Handels- und Transportunternehmen sehen diese Chancen und bauen derzeit Logistikzentren im Land. Weitere Informationen zu zollrechtlichen Regeln bietet unser Überblick zur Wareneinfuhr in die EU. |
Schengen-Beitritt würde Geschäftsumfeld attraktiver machen
Perspektivisch wird der rumänische Beschaffungsmarkt einfacher erreichbar für Unternehmen aus West- und Zentraleuropa, denn Rumänien wird voraussichtlich Ende 2023 Teil des Schengen-Raums. Bei seinem Besuch in Bukarest Anfang April 2023 versprach der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, bei den EU-Partnern für den Schengen-Beitritt Rumäniens zu werben.
Wenn Rumänien keine Kontrollen an den EU-Binnengrenzen mehr durchführen müsste, würden sich Transportzeiten in die EU-Nachbarländer um bis zu zwei Stunden verkürzen. Zugleich würde somit eine wichtige Hürde für kleine und mittlere Unternehmen fallen, sich enger in europäische Wertschöpfungsketten einzuflechten. Grenzüberfahrten für Exporte in die EU-Nachbarländer würden nicht durch langwierige Kontrollen verzögert.
Zudem investiert der rumänische Staat in den Ausbau der Autobahnen und Schienenwege. Dafür stehen bis 2027 weitere EU-Mittel bereit.
Bezeichnung | Anmerkung |
---|---|
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Branchenverband der Elektro- und Softwareindustrie | |
Assoziation zur Förderung von Elektrotechnologie | |
Messe für Industrieausrüstung, Elektrotechnik und Automatisierung; jährlich im November | |
Lieferantenportal, B2B-Plattform |