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Wirtschaftsumfeld | Rumänien | Investitionsklima

Rumänien bietet ein gewinnendes Investitionsklima

Unternehmen schätzen Rumänien als Wachstumsmarkt. Das Land hat eine strategisch bedeutende Position für internationale Lieferketten und verfügt über reiche Erdgasvorkommen.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Der Standort Rumänien gehört innerhalb der EU zu den Volkswirtschaften mit einem stabilen Wachstum. Mit dem Schwarzmeer-Hafen in Constanta und der Donau ist das Land ein Bindeglied der Lieferketten von Europa in die Türkei in Richtung Südkaukasus. Diese Route gewinnt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine an Bedeutung. Denn seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 haben Unternehmen ihre Lieferwege von Russland auf die Südroute verlagert. 

EU fördert Infrastrukturausbau

Gleichzeitig schreitet der Infrastrukturausbau in Rumänien voran. Derzeit sind zahlreiche Autobahnprojekte in der Umsetzung. Auch den intermodalen Verkehr will die Regierung weiter ausbauen. Dies fördert eine bessere Integration der rumänischen Wirtschaft in europäische Wertschöpfungsketten. Für die Projekte stehen reichlich EU-Fördermittel innerhalb des Förderzeitraums 2021 bis 2027 zur Verfügung.

Noch existiert keine durchgehende Verbindung mit Autobahnen, sodass Transporte länger dauern. Der angekündigte Beitritt Rumäniens in den Schengenraum kann hier Transportzeiten leicht verkürzen, weil an den Binnengrenzen innerhalb der EU dann keine Kontrollen mehr durchgeführt werden. Der Beitritt soll voraussichtlich 2024 erfolgen, wenn alle EU-Mitgliedstaaten damit einverstanden sind.

Strukturelle Probleme verlangsamen Umsetzung von Großprojekten

Die größten Risiken, die Unternehmen beklagen, sind struktureller Natur. So ist etwa der Ausbau der Strom- und Straßennetze im Land nicht überall auf gleichem Niveau. Bei der Standortauswahl sollten Unternehmer berücksichtigen, dass es neben den sich gut entwickelten Wirtschaftszentren Bukarest, Cluj, Brasov, Sibiu, Timisioara und Iasi auch Regionen gibt, die vergleichsweise schlechter an Hauptverkehrsadern angebunden sind und weniger Stromtrassen besitzen. Dass der Ausbau der Infrastruktur langwierig ist, liegt auch an administrativen Prozessen und fehlenden Katastereinträgen von privatem Landbesitz. 

Erdgas sichert mittelfristig die Energieversorgung

Rumänien verfügt über reiche Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer. Dies macht das Land interessant, denn während der Transformation hin zur klimaneutralen Strom- und Wärmeerzeugung drohen keine Engpässe mit der Versorgung. Im Schwarzen Meer liegt das Erdgasfeld "Neptun Deep", eines der größten Erdgasvorkommen in Europa. Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV investiert gemeinsam mit dem rumänischen Gasproduzenten Romgaz in dessen Erschließung.

Die Energiebranche gehört darüber hinaus zu den Branchen, in die zunehmend Investitionen fließen. Rumänien will wie alle anderen EU-Mitgliedstaaten auch bis 2050 klimaneutral werden. Die größte Herausforderung dabei ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Ausstieg aus der Energieversorgung aus fossilen Quellen.

Trend zu mehr Wertschöpfung

Rumänien hat als Standort für Hochtechnologie an Bedeutung gewonnen. Stärker als seine Nachbarn Serbien und Bulgarien entwickelt sich das Land zum Anbieter von hochwertigen IT- und Software-Dienstleistungen jenseits von Outsourcing. In der Automobilindustrie erweitern deutsche Zulieferer wie Bosch, Continental oder Huf ihre Produktion und investieren in Forschungs- und Entwicklungszentren. Sie profitieren von großzügigen steuerlichen Anreizen. Auch in anderen Branchen zeichnet sich eine neue Entwicklungsstufe zu mehr Wertschöpfung ab. Das zeigt sich unter anderem in einer steigenden Nachfrage des verarbeitenden Gewerbes an Maschinen und Ausrüstung, die Unternehmen größtenteils aus Deutschland, Italien und Frankreich importieren.

Die meisten ausländischen Direktinvestitionen, die Rumänien anzieht, fließen in die verarbeitende Industrie, das Baugewerbe, in Immobilientransaktionen, in den Handel sowie in die Finanz- und Versicherungswirtschaft. Dabei zieht die Region Bukarest das meiste Kapital an. Den Anteil von 60,7 Prozent der Zuflüsse, die auf Bukarest entfallen, bewertet die Zentralbank als unverhältnismäßig hoch. In den vergangenen drei Jahren bauten Unternehmen ihre Logistikzentren aus, diese Entwicklung wird sich weiter verstärken, wenn mehr Autobahnen fertig ausgebaut sind.

Deutsche Firmen sind zwar in Rumänien die größten Investoren, jedoch haben sie es zunehmend schwer, gut ausgebildete Fachkräfte in Rumänien zu finden, heißt es im aktuellen Konjunkturbericht der AHK. Angesichts stark steigender Arbeitskosten konkurriert der Standort Rumänien zunehmend mit anderen europäischen Ländern. Dabei ist der größte Nachteil der Zustand der Infrastruktur. Laut Global Competitiveness Report von 2019 hat die Qualität der Infrastruktur, in Serbien, Kroatien und Ungarn eine vergleichsweise besser Qualität.

Größte deutsche Investoren in Rumänien (Stand: 2022)

Unternehmen

Branche

Volumen (in Mio. Euro)

Bosch

Automotive, Elektroindustrie

700

Heidelberg Cement 

Baustoffindustrie

550

Kaufland

Einzelhandel

400

E.ON

Energie

375

Linde Gas

Industriegase

315

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023, Pressemeldungen 2022/2023

Investitionsförderung: Befreiung der Einkommenssteuer in ausgewählten Branchen

Rumänien verspricht bei Investitionen in IT- und Baubranche Steuerbefreiungen für Beschäftigte. Der Einkommensteuersatz liegt generell bei 10 Prozent, zählt dabei im EU-Vergleich bereits zu den niedrigsten. Der Staat garantiert eine Steuerbefreiung, wenn der Arbeitgeber pro Mitarbeiter Einnahmen von mindestens 10.000 Lei (2.027,90 Euro) im Jahr erzielt hat.

Für Unternehmen bietet der Staat mit IMM Invest ein Garantieprogramm, um den Zugang zu Finanzierung zu erleichtern. Damit erhalten Unternehmen bei ihren Geschäftsbanken Kredite zu günstigeren Konditionen. Für das Jahr 2023 stehen dafür aus dem Haushalt insgesamt 4,3 Milliarden Euro bereit. 

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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