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Wirtschaftsumfeld | Rumänien | Wirtschaftsstruktur

Rumäniens Wirtschaftsstruktur ist zweigeteilt

Auf der einen Seite betreiben internationale Unternehmen in Rumänien hochmoderne Produktionsanlagen. Auf der anderen Seite hat die heimische Industrie Bedarf an Ausrüstung. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumänien ist Teil des europäischen Binnenmarktes, der 450 Millionen Konsumenten zählt. Unternehmen aus dem Ausland finden in dem südosteuropäischen Staat vergleichsweise günstige Lohnkosten. Auch die Unternehmensbesteuerung ist relativ niedrig. Zudem zieht es steigende ausländische Investitionen an. Dies belegt die Wachstumsrate der Kapitalintensität, die 2021 laut Eurostat mit 4,5 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt von 1 Prozent liegt. 

Aus Brüssel fließen Fördergelder für die Anpassung des Lebensstandards an westliche Länder, für den Ausbau der Infrastruktur und für die Transformation der Energieversorgung. Rumänien hat eine Chance, künftig zum Energieversorger anderer EU-Länder zu werden – und zwar nicht nur, wegen des Potenzials für Solar- und Windenergie, sondern auch wegen seiner Erdgasreserven.

Seit dem EU-Beitritt im Jahr 2007 hat Rumänien es geschafft, den Lebensstandard zu heben. Zu diesem Zeitpunkt entsprach der Kaufkraftstandard pro Kopf noch 40 Prozent. Innerhalb der folgenden 15 Jahre wuchs dieser Wert im Jahr 2022 auf 77 Prozent. Der Kaufkraftstandard pro Kopf ist eine fiktive Währungseinheit, um die Preisunterschiede zwischen den Ländern auszugleichen. 

19,2 Mio.

Personen lebten 2022 Rumänien.

Quelle: UN 2022

285,9 Mrd.

Euro betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022.

Quelle: Eurostat 2023

15.010

Euro machte das BIP pro Kopf damit 2022 aus.

Quelle: Eurostat 2023

1,2 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2018.

Quelle: Weltbank 2022

Rang 19

belegte Rumänien 2021 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2022

Rang 63

nimmt Rumänien im Corruption Perceptions Index 2021 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2022

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

Unternehmen sparen beim Energieverbrauch

Die meisten deutschen Unternehmen, die vor Ort aktiv sind, schätzen den rumänischen Markt. Knapp die Hälfte der Teilnehmer bei der Konjunkturumfrage der AHK Rumänien rechnet nicht mit einer Verschlechterung des Geschäfts, trotz der höheren Risiken. Dazu zählen hauptsächlich die gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe sowie der Mangel an Fachkräften. In Rumänien ist der Energiepreis inklusive Steuern für Verbraucher (Privathaushalte ausgeschlossen) seit dem 2. Halbjahr 2022 von 27 Cent pro Kilowattstunde auf 42 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Vergleichsweise dazu: In Deutschland zahlen Nicht-Haushaltsverbraucher seit dem 2. Halbjahr 25 Cent pro Kilowattstunde. Wie aus Unternehmerkreisen zu hören ist, haben einige Unternehmen Maßnahmen ergriffen, um die Energieeffizienz im Unternehmen zu erhöhen, etwa beim Betrieb von Beleuchtungs-, Klima- oder Heizungsanlagen. 

SWOT-Analyse Rumänien

S

Stärken Strengths

  • EU-Mitgliedschaft seit 2007
  • Einkommensteuer vergleichsweise niedrig (10% Einkommensteuer, 16% Körperschaftsteuer)
  • Noch niedrige Lohnkosten im Vergleich mit anderen EU-Ländern
  • Bewerber bringen gute Fremdsprachenkenntnisse mit
  • Schwarzmeerhafen und Donau verbinden Rumänien mit internationalen Handelsrouten
W

Schwächen Weaknesses

  • Verwaltung arbeitet langsam, Abruf von öffentlichen Geldern verzögert sich oft
  • Staatliche Unternehmen und Institutionen haben oft komplizierte und schwer zu reformierende Strukturen
  • Ausbau der Straßen-, Schienen- und Stromnetze verläuft sehr langsam
  • Berufsausbildung weist Mängel auf, insbesondere bei digitaler Bildung
  • Im Osten Rumäniens gibt es eine hohe Arbeitslosenquote unter Jugendlichen
O

Chancen Opportunities

  • Von der EU stehen Fördermittel bereit, die Rumänien zum Teil nicht zurückzahlen muss
  • Rumänien ist der bevölkerungsreichste Markt in Südosteuropa
  • Die Märkte der unmittelbaren Nachbarn Serbien und Bulgarien wachsen
  • IT-Branche expandiert, unter anderem im Bereich Forschung & Entwicklung
  • Rumänien ist ein Standort für Nearshoring
T

Risiken Threats

  • Löhne steigen dynamischer aufgrund des Fachkräftemangels
  • Langfristig ist die demografische Entwicklung im Land ungünstig
  • Im internationalen Zahlungsverkehr kann es zu Wechselkursschwankungen kommen
  • Die Strompreise sind für Nicht-Haushaltsverbraucher stark gestiegen
  • Gesetzgebungsprozess läuft oft per Notverordnungen, mit wenig Beteiligung von Interessensvertretern

Rumänien entwickelt sich zu Hochtechnologie-Standort

Die industrielle Wertschöpfung beruht nicht mehr auf Lohnfertigung und einfachen Prozessen. Rumänien hat sich innerhalb der vergangenen 20 Jahre zu einem Standort mit hochtechnologischer Produktion entwickelt. Das Land gewinnt zunehmend Investitionsprojekte im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E).

Die Industrie hat mit 20 Prozent einen vergleichsweise hohen Anteil an der Wertschöpfung des Landes. Das verarbeitende Gewerbe besteht aus hochproduktiven Unternehmen (oft Töchter ausländischer Firmen) und aus heimischen Unternehmen mit niedrigerer Produktivität. Der Anteil der Dienstleistungen am BIP ist in den vergangenen Jahren jedoch gestiegen und nimmt mit 60 Prozent zunehmend eine größere Bedeutung bei der Wertschöpfung ein.

Das rumänische Handelsregister zählte im Jahr 2021 rund 810.000 Unternehmen. Nur 2.000 davon sind Großunternehmen, mit einem Umsatz von über 50 Millionen Euro und mehr als 250 Mitarbeitern. Diese generierten rund die Hälfte des gesamten Umsatzes des Jahres 2021 und beschäftigen rund ein Drittel aller in Unternehmen angestellten Mitarbeiter. Der Rest sind mittlere (750.000) und kleine Unternehmen (60.000). Mittelständische Unternehmen beschäftigen 2021 rund ein Viertel aller Angestellten. Der Rest der Beschäftigten (58 Prozent) hat 2021 in kleinen Unternehmen gearbeitet. Kleinstunternehmen erwirtschaften weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz.

Die verarbeitende Industrie exportiert rund drei Viertel ihrer Erzeugnisse. Die am stärksten exportorientierten Branchen sind die Automobilindustrie, die Elektroindustrie und die Metallverarbeitung. Hier sind überwiegend ausländische Unternehmen präsent, die hochmoderne Produktionsanlagen einsetzen. Autos, Maschinen und Geräte machen etwa die Hälfte der gesamten Ausfuhren Rumäniens aus.

Weitere wichtige Exportwaren sind Produkte aus Eisen, Gusseisen und Stahl sowie Software, Kraftstoffe, Reifen, Möbel und Tabak. Dazu trägt eine sich dynamisch entwickelnde Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche und der wachsende Markt für Transportdienstleistungen sowie für den Onlinehandel bei.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Rumänien (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil an der/ Bruttowertschöpfung 2021 1)

Anteil an den Beschäftigten 2021 2)

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

5

22

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

0,7

0,7

Verarbeitendes Gewerbe

18,3

17

Energieversorgung 

2,7

1

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

1

1,5

Baugewerbe

7

8,9

Dienstleistungen

44

30

1 Betrug 218 Milliarden Euro; 2 Insgesamt 8,6 Millionen Menschen.Quelle: Eurostat 2023

Entwicklungspotenzial ist regional unterschiedlich

Die Region Nord-West ist ein Hotspot für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und ein aufstrebendes Zentrum für F&E und Innovationen. Die Industrie befindet sich überwiegend im Zentrum der Region. Das Gebiet  Süd-Ost wiederum wird von Investoren gemieden, weil ihm der Ruf von schlechtem öffentlichen Management nachhängt. Im Zentrum Rumäniens sind die Automobilindustrie, Chemieindustrie, die Möbelindustrie und die Landwirtschaft wichtige Arbeitgeber. Zunehmend wächst auch dort der Dienstleistungssektor. Süd-West-Oltenien gehört zu den Regionen, die über eine breite industrielle Basis und großes landwirtschaftliches Potenzial verfügen. Die südlichen Karpaten und die Donau in Süd-Muntenien bieten außerdem Potenzial für Tourismus. Bei letzteren handelt es sich um Regionen, die das größte Potenzial für strukturelle Entwicklung haben. 

Eckdaten der Planungsregionen in Rumänien (2022) *)

Gebiet

Anteil am BIP (in %)

BIP pro Kopf (in Euro)

Bevölkerung (in Mio.)

Nord Est

10,4

9.399

3,2

Sud Est

10

12.257

2,4

Sud

11,3

11.395

2,9

Sud Vest

7,9

11.658

1,9

Vest

9,2

15.105

1,7

Nord Vest

12,3

13.913

2,5

Centru

11,4

14.054

2,3

Bucuresti-Ilfov

27,5

33.153

2,3

* Planungsregion: Zusammenfassung von Verwaltungseinheiten im Zuge der EU-Integration, Planungsregionen haben keine eigene Verwaltungshoheit.Quelle: Eurostat 2022

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