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Holz und Papier unterliegen Ein- und Ausfuhrbeschränkungen
Europa verbietet die Einfuhr von Holzwaren aus Russland. Auch Zellstoff und Papier stehen auf der Sanktionsliste. Russland reagiert mit einem Ausfuhrstopp auf bestimmte Rundhölzer.
25.04.2022
Von Hans-Jürgen Wittmann | Berlin
Russland, Belarus und die Ukraine sind wichtige Holzlieferanten für Europa. Im Jahr 2021 exportierten die drei Länder zusammen rund 34 Millionen Kubikmeter des Rohstoffs. Die Europäische Union (EU) importiert vor allem Nadelschnittholz, Birkensperrholz und Eiche. Im Jahr 2021 nahmen europäische Holzverarbeiter mit 8,5 Millionen Kubikmeter Nadelschnittholz rund ein Viertel der Gesamtexporte der drei Staaten ab.
Der mit Abstand wichtigste Holzlieferant ist Russland. Das größte Flächenland der Erde beheimatet mit rund 815 Millionen Hektar die größten Wälder weltweit. Im Jahr 2021 stiegen die Ausfuhren von Holz und Holzwaren im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf rund 11 Milliarden Euro. Der Großteil der Ausfuhren besteht aus Rund-, Schnitt- und Brennholz mit einer geringen Verarbeitungstiefe. Europa deckt rund 10 Prozent seines Holzbedarfs aus Russland. Deutschland importierte 2021 rund 750.000 Kubikmeter Nadelschnittholz aus dem größten Flächenland.
EU verbietet Handel mit Holz aus Russland und Belarus
In ihrem 5. Sanktionspaket vom 8. April 2022 beschloss die EU ein Einfuhrverbot für Holz, Holzwaren und Holzkohle aus Russland. Für Belarus verhängte die EU-Kommission ebenfalls einen Importstopp. Dem Importverbot aus Russland unterliegen unter anderem Holz aus Nadelbäumen, Buche sowie Pappeln und Aspen, in Längsrichtung gesägtes, geschältes oder gehobeltes Holz, Faserplatten, Sperr- und Lagenholz, sowie Balken und Pfosten. Des weiteren dürfen keine Messer und Schneidklingen für Maschinen und Geräte für die Holzbearbeitung ausgeführt werden. Zudem stufen die Zertifizierungsorganisationen FSC und PEFC Holz aus beiden Ländern als Konfliktholz ein. Beide Organisationen setzen ihre Handelszertifikate für Holz und Forstprodukte aus Russland und Belarus aus.
Der finnische Holzkonzern UPM kündigte an, den Betrieb des Sperrholzwerks in Tschudowo im Gebiet Nowgorod einzustellen. Die finnische Metsä Group lässt den Betrieb im Sägewerk Swir bis auf Weiteres ruhen. Das finnische Unternehmen Koskisen wird die Schnittholzproduktion in Russland einstellen. Der schwedische Möbelhändler IKEA schloss vor Ort seine Filialen. Seine Zulieferer sind damit gezwungen, ebenfalls ihre Tätigkeit einzustellen.
Russland verhängt Ausfuhrstopp auf Rundholz
Als Gegenmaßnahme verhängte die russische Regierung am 10. März 2022 bis Ende 2022 einen Exportstopp für bestimmte Holzarten in Staaten, die Sanktionen gegen das Land verhängt haben. Betroffen sind unter anderem Rund- und Sperrholz, Furnier, Holzbriketts und Pellets. Als Folge der Ein- und Ausfuhrverbote steigen die Preise. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie schließt wegen des Mangels an Bauholz und Paletten sogar einen vorübergehenden Stopp bei Bauvorhaben nicht aus.
EU sanktioniert Ausfuhr von Papierwaren nach Russland
Russland gehört zu den weltweit zehn führenden Herstellern von Zellstoff, Wellpappe und Papier. Ein Großteil der Produktion geht in den Export. Im Jahr 2021 stieg der Wert der Ausfuhren von Zellstoff im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Die Exporte von Zeitungspapier legten um 12,3 Prozent auf rund 340 Millionen Euro zu. Die Hauptabnehmerländer sind Finnland, China und Deutschland. Die Bundesrepublik bezog 2021 Papier im Wert von rund 103 Millionen Euro aus Russland.
Die EU verbietet in ihrem 5. Sanktionspaket die Einfuhr bestimmter Sorten von Kraftpapier und -pappe aus Russland. Dem Einfuhrverbot unterliegen unter anderem Kraftsackpapier und Kraftpappe, Wellpapier, nicht gestrichenes oder überzogenes Papier, Pergament- und Naturpauspapier, sowie Schreib- und Druckpapier. Auch Halbstoffe aus Natron- oder Sulfatzellstoff, sowie Sulfitzellstoff dürfen nicht aus Russland eingeführt werden. Einem EU-Ausfuhrverbot unterliegen Maschinen und Apparate zur Produktion von Papier oder Pappe.
Europäische Unternehmen kehren Russland den Rücken. Der portugiesische Zellstoff- und Papierhersteller Navigator stellt seinen Betrieb in Russland und Belarus ein. Der schwedisch-finnische Konzern Stora Enso, der in Russland drei Wellpappefabriken betreibt, setzt seinen Betrieb bis auf weiteres aus und stoppt alle Importe von dort.