Branchen | Sambia | Überblick
Branchenentwicklung in Sambia
Die politische und wirtschaftliche Stabilisierung in Sambia bietet verbesserte Perspektiven für etliche Branchen. Auf dem Programm steht der Ausbau von Wertschöpfungsketten.
20.07.2023
Von Marcus Knupp | Berlin
Der Bergbau und die Landwirtschaft bilden das Rückgrat der sambischen Wirtschaft. Durch lokale Weiterverarbeitung mineralischer und agrarischer Rohstoffe kann Sambia die Wertschöpfung erhöhen, Arbeitsplätze schaffen und Abhängigkeiten von Importen senken.
Bergbau: Kupfer und Kobalt für die Energiewende
Konflikte um Eigentumsstrukturen und Besteuerung haben der Branche in der jüngsten Vergangenheit zugesetzt. Ein mehrjähriger Preisrückgang beim wichtigsten Rohstoff Kupfer erreichte im Coronajahr 2020 seinen Höhepunkt. Die unternehmensfreundlichere Politik der neuen Regierung hat die Lage seit 2021 entspannt. Vor allem aber führt der weltweit zunehmende Wettbewerb um mineralische Rohstoffe, die für Techniken der Energiewende unverzichtbar sind, zu steigender Nachfrage.
Damit kommen auch aufgeschobene Investitionen in sambische Bergwerke wieder in Gang. Ziel der Regierung ist es, die Produktion von Kupfer von derzeit 800.000 Tonnen im Jahr bis 2032 auf 3 Millionen Tonnen zu steigern. Hierzu sind umfangreiche Investitionen notwendig. First Quantum Minerals wird 1,25 Milliarden US-Dollar in sein Bergwerk Kansanshi stecken. Der Konzern Anglo American kehrt nach 20 Jahren mit der Beteiligung an einer Kupfermine nach Sambia zurück.
Zum Jahresbeginn 2023 hat sich zudem eine ganz neue Perspektive eröffnet: Laut eines Memorandum of Understanding (MoU) möchten die USA, die DR Kongo und Sambia die Möglichkeiten einer Aufbereitung von Rohstoffen wie Kobalt für die Batterieproduktion ausloten.
Landwirtschaft: Nachhaltigkeit rückt in den Fokus
Die Landwirtschaft in Sambia steht vor mehreren Herausforderungen: Grundnahrungsmittel für eine wachsende Bevölkerung zu produzieren, Erzeugnissen für den Export und die Nahrungsmittelindustrie verlässlich zu liefern sowie sich an verändernde klimatische Bedingungen anzupassen. Durch Programme zur Förderung vor allem des Maisanbaus konnte zwar die quantitative Unterversorgung in den letzten Jahren verringert werden. Der einseitige Fokus auf Mais führt allerdings zu qualitativen Mängeln in der Ernährung.
Zudem werden Betriebe deutlich anfälliger gegenüber klimatischen Veränderungen. Größere Ernten konnten in den letzten Jahren vor allem über die Ausdehnung der Anbaufläche erzielt werden. Die Flächenerträge der überwiegend im traditionellen Regenfeldbau betriebenen Landwirtschaft Sambias blieben dagegen konstant. Im Rahmen des Comprehensive Agricultural Transformation Support Programme (CATSP) stellt Sambia die Förderung von der fixen Verteilung von Saatgut und Dünger auf die Ausgabe von e-Vouchers um. Damit können die Landwirte flexibel Geräte, Saatgut, Dünger oder andere Vorprodukte beschaffen. Die Einführung beginnt in der Anbauperiode 2023/2024 in 43 Landkreisen.
Nahrungsmittel: Mehr Eigenversorgung angestrebt
Während Sambia Grundnahrungsmittel wie Mais in etliche Länder der Region exportiert, muss es selbst viele verarbeitete Lebensmittel, etwa Milchprodukte, einführen. Auch bei Waren wie Speiseöl, Gemüse oder Geflügel könnte eine größere inländische Produktion die externe Abhängigkeit verringern. Investoren sind oft in- und ausländische Agrarunternehmen, die mehrere Schritte der Wertschöpfungskette abdecken können. Neben der besseren Versorgung des wachsenden Binnenmarktes ist die Diversifizierung der Exporte erklärtes Ziel der sambischen Wirtschaftsentwicklung. Engpässe bestehen oft bei Kühlketten, Logistik und Lagerung, was zu hohen Verlusten führt.
Energie: Solarenergie kann Lücken schließen
Die Energieversorgung basiert in Sambia zu großen Teilen auf zwei Energieträgern: Wasserkraft für die Stromerzeugung und Biomasse in den Haushalten, vor allem in ländlichen Regionen. Beide sind in Bezug auf die Energiesicherheit und Umweltbelastungen nicht unproblematisch. Im Zuge der globalen Klimaveränderungen werden die Niederschläge im südlichen Afrika unregelmäßiger. In Trockenphasen waren die Stauseen in den vergangenen Jahren immer wieder unzureichend gefüllt. Da über 80 Prozent der Erzeugungskapazitäten in Sambia von etwa 3.300 Megawatt auf die Wasserkraft entfallen, kommt es in der Folge immer wieder zu Stromabschaltungen, zuletzt zum Jahresbeginn 2023.
Die Lücke füllen Dieselgeneratoren oder Biomasse, vor allem Holz. Durch Rodungen für die Landwirtschaft und Holzentnahme verliert Sambia circa 300.000 Hektar Wald pro Jahr. Und der Energiehunger wächst. Die Regierung schätzt den Mehrbedarf an Stromerzeugungskapazitäten bis 2050 auf 6.800 Megawatt. Die Hälfte davon soll aus Solar- und Windenergie kommen, weitere 35 Prozent durch Laufwasserkraftwerke generiert werden. Während derzeit noch etwa 78 Prozent der Kapazitäten auf den staatlichen Stromversorger ZESCO entfallen, sollen in Zukunft private Betreiber eine größere Rolle spielen. Viele ländliche Siedlungen sind zudem nicht an das nationale Netz angeschlossen - eine Chance für lokale Netzwerke (Minigrids) und Solarkraftwerke.
Wesentliches Hindernis für eine stärker diversifizierte Stromerzeugung war bisher der nicht kostendeckende Tarif. Im April 2023 hat die Energieregulierungsbehörde einer schrittweisen Erhöhung der Strompreise bis 2027 zugestimmt. Das eröffnet mehr Spielraum für unabhängige Stromproduzenten.
Arzneimittel: Covid-19 hat Wusch nach lokaler Produktion gestärkt
Die Coronapandemie in den Jahren 2020 bis 2022 hat vielen afrikanischen Ländern ihre Abhängigkeit von Importen bei wichtigen Arzneimitteln vor Augen geführt. Versorgungslücken und logistische Einschränkungen haben dabei negativ zusammengewirkt. Die lokale Fertigung grundlegender Präparate könnte mehr Sicherheit bei Mangellagen bieten. Im Oktober 2022 hat die Regierung die Zambia Pharmaceuticals Manufacturing Initiative (ZPMI) ins Leben gerufen. Beim Zambia-EU Pharmaceuticals Manufacturing Forum im März 2023 haben sich rund 50 Unternehmen aus der Branche beteiligt. Unterschrieben wurde ein MoU zum Aufbau eines lokalen "Pharma Hub" um ein sambisches Unternehmen und internationale Kooperationspartner.
Mit den "Beratungsgutscheinen Afrika" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern. Unternehmen können eine individuelle und bedarfsorientierte Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent. |