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Sambia will Wertschöpfungskette für Batterien aufbauen
Der Batteriemarkt boomt. Als Produzenten von Kupfer und Kobalt wollen Sambia und die DR Kongo ein Stück vom Kuchen abbekommen. Dafür wurde ein Abkommen mit den USA unterzeichnet.
16.02.2023
Von Marcus Knupp | Berlin
Die Elektrifizierung des Transportsektors wird die Nachfrage nach Batterien in den kommenden Jahren voraussichtlich stark ansteigen lassen. Dieser potenziell riesige Markt schafft Geschäftschancen und weckt Begehrlichkeiten. Die Automobilindustrie hätte die Batteriefertigung gerne in ihrer Nähe. Batterieproduzenten möchten sich den Zugang zu Rohstoffen sichern. Förderländer zentraler Bestandteile wie Lithium, Kobalt oder Kupfer wiederum wollen einen größeren Teil der Wertschöpfungskette bei sich behalten. Dafür benötigen sie Technologie und Investitionen in die Fertigung. Die sambische Regierung ist ausdrücklich auch an der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen interessiert.
Memorandum of Understanding mit den USA
Im Dezember 2022 haben US-Außenminister Anthony Blinken, sein kongolesischer Amtskollege Christophe Lutundula und der sambische Außenminister Stanley Kakubo eine Übereinkunft (Memorandum of Understanding, MoU) unterzeichnet: Sie möchten beim Aufbau einer Wertschöpfungskette für Batterien für Elektrofahrzeuge zusammenarbeiten. Dabei geht es zunächst um technische Unterstützung, zum Beispiel die Erstellung von Machbarkeitsstudien. Mittelfristig sind aber auch Investitionen in Anlagen zur Aufbereitung der Rohstoffe und die Fertigung von Batteriezellen sowie den Zusammenbau von Batteriepaketen vor Ort angedacht.
Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) verfügt über rund 50 Prozent der bekannten Reserven an Kobalt. Das seltene Metall kommt häufig vergesellschaftet mit anderen Metallerzen vor, etwa mit Nickel, Kupfer oder Eisen. Die lokalen Vorkommen befinden sich vor allem im sogenannten Kupfergürtel (Copperbelt), der sich von der südlichen DR Kongo bis ins zentrale Sambia erstreckt. Auf beiden Seiten der Grenze operieren hier seit Jahrzehnten große Bergbauunternehmen. In der DR Kongo erfolgt der Abbau zum Teil unter prekären Bedingungen in informellen Minen.
Industriezone geplant
Die größte Anlage zur Aufbereitung von Kupfer und Kobalt in Sambia ist Chambishi Metals nördlich von Kitwe. Die Firma gehört zum kasachischen Bergbauunternehmen Eurasian Resources Group (ERG). Seit 2019 steht das Werk allerdings still, nachdem der Import von Erzen aus der DR Kongo aufgrund einer zusätzlichen Besteuerung nicht mehr wirtschaftlich war. Berichte über einen möglichen Verkauf der Anlagen haben sich nicht bestätigt.
In seiner Sable Refinery bei Kabwe hat das Unternehmen Jubilee Metals 2022 damit begonnen, Kupfer und Kobalt aus Abfallerzen zu raffinieren. Jubilee denkt über die weitere Expansion in diesem Bereich nach. Diese Aktivitäten könnten den Kern für eine Industriezone rund um die Batteriefertigung im Copperbelt bilden, in der verschiedene Arbeitsschritte in der Herstellung von Vorprodukten ineinander greifen.
Vom Rohstoff zur Batterie
Ein großer Teil der in Elektrofahrzeugen überwiegend verwendeten Lithium-Ionen-Batterien wird in Asien hergestellt. Um Abhängigkeiten zu verringern, investieren Länder in Europa und Nordamerika massiv in die Batteriezellfertigung. Davor steht jedoch die Aufbereitung von Rohstoffen wie Lithium, Graphit, Nickel oder Kobalt. In diesen Schritt der Wertschöpfungskette hat insbesondere China in den vergangenen Jahren stark investiert. Nach dem Abbau werden die Rohstoffe daher in den meisten Fällen zunächst nach China verschifft und dort aufbereitet, bevor sie in der Batterieproduktion verwendet werden.
Aus Sicht der Förderländer geht damit ein erheblicher Teil der Wertschöpfung verloren. Sie sehen hierin eine Chance zum Aufbau eigener neuer Industriesparten und die stärkere Integration in globale Lieferketten. Der Wettbewerb einer steigenden Zahl von Standorten der Batterieproduktion spielt ihnen dabei in die Hände. Denn diese benötigen die Rohstoffe und Vorprodukte. Vorreiter einer recht rigiden Politik zur Förderung der lokalen Folgeindustrie war Indonesien, das 2020 den Export von Nickelerzen untersagt hat. Zwar hat die Welthandelsorganisation dieses Vorgehen für unrechtmäßig erklärt. Zahlreiche Projekte zum Bau von Weiterverarbeitungsanlagen zeigen jedoch, dass die Strategie bereits aufgeht.
Der regionale Kontext
Das beobachten Regierungen in afrikanischen Rohstoffländern genau. Mit einem Verbot der Ausfuhr von Lithiumerzen ist Simbabwe Ende 2022 dem indonesischen Beispiel gefolgt. Nach ihrem massiven Einstieg in den Lithiumabbau vor Ort haben chinesische Unternehmen bereits angekündigt, Aufbereitungsanlagen in dem südafrikanischen Land errichten zu wollen. Sambia und die DR Kongo gehen mit der Absichtserklärung nun einen anderen Weg. Ziel dürfte neben der Wirtschaftsförderung im eigenen Land auch sein, die Abhängigkeit vom Großkunden China zu verringern.
Mit Blick auf den regionalen Kontext ist anzumerken, dass zwar kein einzelnes Land über alle Rohstoffe in ausreichenden Mengen verfügt, die zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien benötigt werden. Die Länder des südlichen Afrikas zusammengenommen beherbergen jedoch über Vorkommen aller wesentlichen Bestandteile: Kupfer und Kobalt finden sich in Sambia und der DR Kongo. Lithium wird in Simbabwe abgebaut. Mosambik erschließt zunehmend die Graphitvorkommen. Südafrika verfügt über Nickel und ist verantwortlich für rund ein Drittel der weltweiten Förderung von Mangan. Zudem plant der australische Bergbaukonzern First Quantum Minerals, 2023 den kommerziellen Abbau von Nickel im Nordwesten Sambias aufzunehmen.
Die Zusammenarbeit Sambias und der DR Kongo - neben dem trilateralen MoU mit den USA gibt es seit April 2022 bereits eine bilaterale Übereinkunft - kann dabei als beispielgebend gelten. Die Entwicklungsgemeinschaft der Staaten des Südlichen Afrika (Southern African Development Community, SADC) wäre ein potenzielles Forum für ein abgestimmtes Vorgehen zum Aufbau komplementärer Industrien. In Anbetracht der Konkurrenz der Standorte untereinander und der Vielzahl externer Player bleibt das Ergebnis einstweilen offen.