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Saudi-Arabien setzt auf Smart-City-Technologien

Saudi-Arabien möchte seine Städte zu Smart Cities entwickeln. Als Teil des Megaprojekts NEOM soll eine futuristische Stadt mit innovativsten Technologien gebaut werden.

Von Robert Gehrke, Robert Espey | Riad, Dubai

Saudi-Arabien strebt bei der Nutzung von Smart-City-Technologien eine internationale Spitzenposition an. Beobachter bestätigen zwar die erkennbaren Fortschritte, sind aber hinsichtlich der sehr hohen Ambitionen skeptisch.

Inländische Wertschöpfung soll gesteigert werden

Das für die Stadtentwicklung zuständige Ministry of Municipal, Rural Affairs and Housing (MOMRA) hat im Februar 2022 eine Smart-City-Strategie verabschiedet. Gemäß Minister Majid bin Abdullah Al-Hogail sieht die Strategie bis 2030 vor, bis zu 50 Smart-City-Initiativen in neun Sektoren zu starten. Durch Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und IoT-Anwendungen (Internet of Things) soll der Kommunal- und Wohnungssektor digitaler werden.

Auf dem im September 2022 in Riad organisierten Global AI-Summit formulierte MOMRA das Ziel, langfristig bis zu 200 Städte zu Smart Cities zu entwickeln. Einen Zeitplan für die Umsetzung gibt es aber noch nicht. Das Ministerium kooperiert unter anderem mit der Saudi Data and Artificial Intelligence Authority (SDAIA) und der Royal Commission for Riyadh City.

Die Umsetzung von Smart-City-Technologien setzt eine entsprechende Entwicklung des IKT-Sektors (Informations- und Kommunikationstechnologien) voraus. Nach den Vorstellungen der Regierung soll die IKT-Branche stark expandieren. Dabei wird angestrebt, den Anteil der inländischen Wertschöpfung auf 50 Prozent zu steigern.

Im Dezember 2022 tritt ein neues Gesetz (Royal Decree No. M/106 v. 02/11/1443H, entspricht 1. Juni 2022) in Kraft, das zur Modernisierung der digitalen Infrastruktur und zur Förderung des IKT-Sektor beitragen soll. Darüber hinaus will die Regierung technische Innovationen unterstützen, die globale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie verbessern und Investitionen anlocken.

Kronprinz will mit "The Line" die Stadt der Zukunft bauen

In der dünn besiedelten Wüstenprovinz Tabuk am Roten Meer im Nordwesten des Königreichs ist das Mega-Entwicklungsprojekt New Future (NEOM) im Aufbau, das neue Maßstäbe für urbanes Leben und Smart Cities setzen will. Das mit 1 Billion US-Dollar (US$) veranschlagte Projekt hat Kronprinz Mohammed bin Salman 2017 präsentiert und wird von ihm mit Nachdruck vorangetrieben.

Im Sommer 2022 wurden geänderte modifizierte Projektdetails vorgestellt. Ursprünglich war eine 170 Kilometer lange Siedlungszone vorgesehen. Aktueller Planungsstand ist der Bau einer 9-Millionen-Einwohner-Stadt ("The Line"), die aus einem einzigen 170 Kilometer langen, 500 Meter hohen und 200 Meter breiten, zusammenhängenden Gebäudekomplex bestehen soll. Zwischen zwei parallel verlaufenden, außen verspiegelten Gebäudeteilen ist ein Innenraum geplant. The Line soll eine autofreie Stadt sein, die nur erneuerbare Energien nutzen soll.

Für den Bau von The Line wird mit Kosten in Höhe von 2 Milliarden US$ kalkuliert. MEED Projects zufolge hat die chinesische Baufirma Powerchina im August 2022 mit den Pfahlarbeiten für das Fundament des Gebäudekomplexes begonnen. Mit dem britischen Bauunternehmen Keller wurde im Juni 2022 ein Rahmenvertrag für weitere Erdarbeiten geschlossen.

Die Nutzung von KI und Gesichtserkennung sollen integraler Bestandteil von The Line werden. Nach Angaben von Joseph Bradley, CEO der NEOM Tech & Digital Company, soll KI ein Herzstück von The Line werden. Für den laufenden Betrieb sollen Daten zur Steuerung der Bereiche Strom, Wasser, Abfall, Verkehr, Gesundheit und Sicherheit verwendet werden.

Daten der Smartphones der Bewohner und ihrer privaten Wohnungen sowie Informationen von Gesichtserkennungskameras und einer Vielzahl anderer Sensoren sollen gesammelt werden, um die Bedürfnisse der Bewohner prognostizieren zu können. Es wird auch diskutiert, den Bewohnern von The Line für die Bereitstellung ihrer persönlichen Daten eine Vergütung zu zahlen.

Diese Konzepte sind unter Datenschutzaspekten kritisch zu bewerten. Eine öffentliche Diskussion darüber findet aber bislang in Saudi-Arabien kaum statt.

Smart-City-Lösungen in Kooperation mit Indiens Tata

Anfang 2022 gab das saudi-arabische Telekommunikationsunternehmen Zain eine strategische Partnerschaft mit dem indischen Unternehmen Tata Communications bekannt. Kombinierte Ökosysteme der Unternehmen sollen Lösungen und Plattformen für die Umgestaltung von Städten mit intelligenter Straßenbeleuchtung und Abfallentsorgung, vernetzten Arbeitsplätzen und Fahrzeugen sowie digital integriertem Gesundheitswesen weiterentwickeln und bereitstellen.

Das IoT-Ökosystem von Tata Communications soll die Hardware, Plattformen und Anwendungen stellen. Zain will seine B2B-Angebote (Business to Business) durch ein gemeinsames SD-WAN (Software Defined Wide Area Network) sowie durch Anwendung intelligenter Transport- und IoT-Lösungen für die Abfallentsorgung, Verbrauchsmessungen und andere Smart-City-Technologien erweitern.

Huawei stellt digitale Infrastruktur der ersten Smart-City des Landes

Die Industriestadt Yanbu an der Westküste bezeichnet sich als erste Smart City des Königreichs. Chinas Technologiefirma Huawei ist hier ein wichtiger Kooperationspartner. Bereits 2016 war in Yanbu mit der zweiten Phase des Smart City-Programms begonnen worden. Die erste Phase umfasste unter anderem die Installation eines Breitbandnetzes und den Aufbau von Cloud-Kapazitäten.

Zu den Projekten der zweiten Phase gehörten Systeme (1) zur Überwachung des Schwerlastverkehrs, (2) zur Abfallentsorgung, (3) zur intelligenten Steuerung der Straßenbeleuchtung, (4) zum Parkplatzmanagement, (5) zur Senkung des Stromverbrauchs in Bürogebäuden, (6) zur Kontrolle von Kanaldeckeln und (7) zur Überwachung von Menschenansammlungen.

Die letzte der insgesamt drei Phasen des Smart-City-Programms umfasst eine Stadtverwaltungsplattform und ein Smart Community Portal. Im Zuge der dritten Phase wurde zudem 2019 das e-Police System ausgebaut. An 16 Straßenkreuzungen sind insgesamt 256 HD-Kameras im Einsatz. Das durch KI gesteuerte ITM-System (Intelligent Traffic Management) erkennt Verkehrsverstöße und regelt die Ampelanlagen je nach Verkehrsaufkommen.

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