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Saudi-Arabien setzt große Hoffnungen auf digitale Transformation

Das Land will zu einem wichtigen Standort für IT-Dienstleistungen und Cloud-Computing aufsteigen. Unternehmen profitieren vom zügigen Ausbau des 5G-Netzes.

Von Hans Peter Pöhlmann | Bonn

Das Königreich ist der größte Markt für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der Region Mittlerer Osten. Die International Data Corporation prognostiziert für 2022 ein Wachstum um 2,3 Prozent auf knapp 33 Milliarden US-Dollar (US$).

Wachstumstreiber sind vor allem Smart City-Projekte wie Neom, E-Governance, Telekommunikation, E-Finance sowie die Digitalisierung im Öl- und Gassektor. Gute Geschäftschancen ergeben sich für Unternehmen in den Bereichen Cybersicherheit, Cloud-Computing, künstliche Intelligenz (KI) und Internet der Dinge (IoT).

Neues Gesetz soll Investoren anlocken

Bis 2030 will die Regierung den IKT-Sektor um weitere 13,3 Milliarden US$ vergrößern. Der Anteil der inländischen Wertschöpfung soll auf 50 Prozent anwachsen. Damit will die Regierung die nationale Strategie Vision 2030 umsetzen und eine innovative Zukunft für das Königreich aufbauen.

Das Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie (MCIT) kündigte Ende Mai 2022 ein neues Gesetz an, mit dem die digitale Infrastruktur überarbeitet und das Wachstum im IKT-Sektor gefördert werden soll. Darüber hinaus will die Regierung technische Innovationen fördern, die globale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie verbessern und Investitionen anlocken. Ausländische Investoren, Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Land sollen von besseren Rahmenbedingungen profitieren.

Saudi-Arabien baut Rolle als 5G-Pionier aus

Das Königreich hat den 5G-Mobilfunkstandard früh eingeführt und zählt zu den Ländern mit der leistungsfähigsten Datenübertragung. Mit 322 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ist die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit laut Netzwerktest-Unternehmen Ookla mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Heute ist die 5G-Abdeckung GSMA Intelligence-Daten zufolge für 78 Prozent der saudischen Bevölkerung verfügbar, verglichen mit 43 Prozent vor zwei Jahren.

Zurzeit wird die Netzabdeckung verbessert, "insbesondere in abgelegenen Wüstengebieten, wo die Wirtschaftlichkeit des Netzausbaus eine große Herausforderung darstellt", erläutert Kenechi Okeleke, Director of Regional, Social and Policy Research bei GSMA Intelligence. Im Jahr 2021 führten die drei größten Mobilfunknetzbetreiber des Landes, STC, Mobily und Zain KSA, einen inländischen Roamingdienst in der Region Asir ein, der bei Versorgungslücken im Netz des eigenen Anbieters eine Verbindung mit jedem verfügbaren Mobilfunknetz ermöglicht.

Logistik und Dienstleistungen profitieren besonders stark

Neben der Gamingbranche profitieren die Unternehmen am meisten von der flächendeckenden 5G-Einführung, allen voran die boomende Logistik- und Dienstleistungsbranche sowie die Öl- und Gasindustrie. Bevorzugte Einsatzfelder sind das Monitoring von Anlagen und Produktionsprozessen, Robotikanwendungen, intelligente Zähler, intelligentes Parken, autonomes Fahren, Fahrzeugtracking und Digital Farming.

Der Ausbau von 5G dürfte auch mehrere Smart-City-Initiativen beflügeln. Das Großprojekt Neom soll im Nordwesten des Landes ein 26.500 Quadratkilometer großes Gebiet am Roten Meer in das Silicon Valley des Königreichs verwandeln. Im Oktober 2021 begannen die Arbeiten am Neom-Schlüsselprojekt The Line, einer 170 Kilometer langen autofreien Bandstadt, die mithilfe von Einwohnerdaten über ein Netzwerk von IoT-Geräten betrieben werden soll. Dazu gehören autonome Hochgeschwindigkeitszüge sowie Smart Housing- und Smart Office-Lösungen.

Im März 2022 gründeten STC und der saudi-arabische Public Investment Fund ein 113 Millionen US$ schweres Joint Venture zur Förderung der IoT-Technologie in Smart Cities sowie in Branchen wie Fertigung, Logistik und Transport.

5G lässt Cloud-Computing wachsen

Das Wachstum von 5G ermöglicht Unternehmen, große Datenmengen schnell und sicher zu übertragen und zu speichern. Damit könnte sich Cloud-Computing schneller verbreiten und dazu beitragen, effizientere und kollaborative Arbeitsplätze zu schaffen.

Saudi-Arabien hat 2019 eine Cloud First Policy eingeführt, um die Nutzung von cloudbasierten Lösungen für staatliche Stellen und Unternehmen zu fördern. Sogenannte Multiclouds ermöglichen die gleichzeitige Nutzung verschiedener Cloud Computing-Dienste in einer heterogenen Systemarchitektur. Der Branchenanalyst GMI Markets rechnet damit, dass der Cloud Computing-Markt des Königreichs bis 2027 mit durchschnittlich 35 Prozent jährlich wachsen wird. Da zahlreiche Unternehmen (darunter auch der Ölkonzern Saudi Aramco) zunehmend Cloud-Dienstleistungen nachfragen, ergeben sich für Anbieter attraktive Geschäftsmöglichkeiten.

Informationsmöglichkeiten über Ausschreibungen im IKT-Sektor

Mithilfe von Edge Computing, der dezentralen Datenverarbeitung am Rande des Netzwerks, wollen die saudi-arabischen Netzbetreiber die Latenzzeiten weiter reduzieren und die verfügbare Bandbreite effizienter nutzen. Das Ministerium für Investitionen gab 2021 an, dass der Markt für Edge Hubs im Königreich noch gänzlich unerschlossen ist und bezifferte den erwarteten Investitionsbedarf im Branchensegment auf 8 Milliarden US$.

Lösungen für Schnittstellen gefragt

Die rasche Verbreitung von 5G-Netzen stellt das Königreich allerdings auch vor Herausforderungen. Im April 2022 veröffentlichte Nutanix, ein führender Multicloud-Anbieter im Land, eine Umfrage zu aktuellen Herausforderungen des Segments. Dabei gaben 54 Prozent der befragten Unternehmen die Verbesserung der Datensicherheit als vordringliche Aufgabe an. Als zweitwichtigste Herausforderung rangiert die Aufrechterhaltung einer konsistenten Leistung, gefolgt von der Datenintegration.

Ein weiteres Problem ist der Mangel an Fachkräften. Insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen und IT-Automatisierung meldeten Unternehmen einen hohen Bedarf. 84 Prozent der Befragten äußerten, dass die Verwaltung von Multicloud-Umgebungen vereinfacht werden müsse. Dies unterstreicht einen wachsenden Bedarf an effizienten Schnittstellenlösungen.

Staatliche Akteure im saudi-arabischen IKT-Sektor

Akteur

Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten

Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie (MCIT)

Oberste Regierungsbehörde. Verantwortlich für die Entwicklung von Strategien für die IKT-Branche.

Kommission für Kommunikations- und Informationstechnologie (CITC)

Zuständig für die Regulierung der IKT-Branche. Ist dem MCIT unterstellt.

Saudi Data and Artificial Intelligence Authority (SDAIA)

Zuständig für die nationale Daten- und KI-Agenda. Ist dem MCIT unterstellt. Nachgeordnete Behörden: Nationales Zentrum für KI (NCAI), Nationales Büro für Datenmanagement (NDMO) und Nationales Informationszentrum (NIC)

Nationale Behörde für Cybersicherheit (NCA)

Übernimmt regulatorische, aber auch operative Aufgaben im Bereich der Cybersicherheit. Schutz der nationalen Sicherheit, kritischer Infrastrukturen, von prioritär eingestuften Sektoren und staatlicher Dienstleistungen.

Saudi Information Technology Company (SITE)

Zu 100 Prozent im Besitz des Public Investment Fund (PIF). Staatlicher Dienstleister im Bereich der Cybersicherheit zum Schutz kritischer staatlicher digitaler Vermögenswerte.

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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