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Saudi-Arabiens Sportoffensive landet neuen Coup

Das Königreich gibt Milliarden für die Entwicklung der Sportindustrie aus. Jetzt scheint sicher zu sein: Die Fußballweltmeisterschaft der Männer findet 2034 im Wüstenstaat statt.

Von Robert Espey | Dubai

Saudi-Arabien verfolgt eine ambitionierte Sportstrategie. Sie soll attraktive neue Freizeitangebote für die junge Bevölkerung schaffen und das Image des Landes verbessern. Ziel es ist, immer mehr internationale Großveranstaltungen ins Land zu holen. In den letzten Jahren hat Saudi-Arabien bereits viele Erfolge erzielt. Das Spektrum ist groß und reicht von Kampfsport über Autosport, Golf, Tennis, Pferderennen, Fußball bis zum Wintersport. Derzeit ist der Staat der wichtigste Geldgeber.

Fußballweltmeisterschaft zieht Großinvestitionen an

Die Verpflichtung internationaler Spitzenfußballer durch Saudi-Arabien sorgt weltweit für Aufmerksamkeit. Die hohen Spielerhonorare werden vor allem vom staatlichen Public Investment Fund (PIF) finanziert. Seit Juni 2023 gehören dem Fonds 75 Prozent der vier größten lokalen Fußballvereine: Al Ittihad und Al Ahli in Jeddah sowie Al Nassr und Al Hilal in Riad.

Mit dem Rückzug Australiens ist Saudi-Arabien der einzige Bewerber um die FIFA Fußballweltmeisterschaft der Männer 2034. Der Zuschlag bedeutet neue Großinvestitionen. Dabei werden die Ausgaben für den Bau neuer Stadien und die Modernisierung bestehender Sportstätten nur einen kleinen Teil ausmachen, wie das Beispiel Katar zeigt.

Katar hat vor der Fußballweltmeisterschaft 2022 über 200 Milliarden US-Dollar investiert. Davon wurden aber nur 10 Milliarden US-Dollar für den Bau der Stadien verwendet. Der größte Teil der Investitionen floss in den Ausbau der Infrastruktur, wie den Bau einer Metro, sowie in städtebauliche Großprojekte wie Lusail. Außerdem wurden neue touristische Einrichtungen geschaffen.

Königreich will auch Frauenfußball austragen

Saudi-Arabien will sich möglicherweise auch um die FIFA Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2035 bewerben. Die technische Direktorin der saudi-arabischen Frauennationalmannschaft, Monika Staab, signalisierte im Oktober Interesse. Die 64-Jährige ist ehemalige deutsche Nationalspielerin und seit 2021 in Saudi-Arabien tätig.

Das Königreich möchte auch den "Women's Cup" der Asian Football Confederation (AFC) 2026 durchführen. Saudi-Arabien muss sich dafür jedoch gegen die Mitbewerber Australien, Jordanien und Usbekistan durchsetzen.

Bereits im Dezember 2023 wird in der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah der "FIFA Club World Cup" ausgetragen. Neben dem Sieger der Saudi Profession League, dem in Jeddah beheimateten Club "Al Ittihad", nehmen die Gewinner der sechs regionalen FIFA Champions Leagues teil. Dazu gehören Manchester City (England), Al Ahly (Ägypten), León (Mexico), Urawa Red Diamonds (Japan), Auckland City (Neuseeland) und Fluminense (Brasilien).

Saudi-Arabien ist 2027 der Organisator des "Asian Cup" der AFC, der alle vier Jahre stattfindet. Die Veranstaltung von 2023 in Katar mit 24 Nationalteams wird im Januar/Februar 2024 nachgeholt.

Zahlreiche Sportstadienprojekte in Planung

In den kommenden fünf Jahren will das Sportministerium insgesamt 2,7 Milliarden US$ in den Bau und Ausbau von Sportstadien investieren. Ein Großteil der Projekte soll vor dem "AFC Asian Cup 2027" fertiggestellt werden. Allerdings befinden sich die meisten Vorhaben noch in der Planungsphase. Vier bestehende Stadien sollen erweitert werden. In Dammam begannen die ersten Bauarbeiten für ein 480 Millionen US$ teures Fußballstadion mit 40.000 Plätzen.

Für den Bau eines Stadions mit 45.000 Plätzen der Jeddah Central Development Company erbringt das deutsche Architekturbüro Gerkan Marg & Partner Beratungsleistungen.

Saudi-Arabien: Sportstadienprojekte in der Planungsphase (Auswahl)

Projekt

Investitionswert (Mio. US$)

Projektstand *)

Betreiber

Dammam Football Stadium (excl. Early Works Package)

400

PQ

Saudi Arabian Football Federation

Asian Cup 2027 Stadium in Riyadh

400

PQ

Ministry of Sports

Expansion Of Prince Faisal Bin Fahd Stadium in Riyadh

350

PQ

Ministry of Sports

Saud Bin Jalawi Stadium Expansion in Khobar

350

PQ

Ministry of Sports

Jeddah Central Project: Phase 1: Stadium

250

A

Jeddah Central Development Company

NEOM City: The Line: Sports Stadium

200

DE

NEOM

Expansion of Prince Mohammed Bin Fahd Stadium in Dammam

200

PQ

Ministry of Sports

King Fahd International Stadium Expansion in Riyadh

150

PQ

Ministry of Sports

Asian Cup 2027 Qiddiya Stadium

150

PQ

Saudi Arabian Football Federation

* PQ = Präqualifikation, A = Ausschreibung, DE = DesignQuelle: Projektdatenbank MEED; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

Bauarbeiten für Wintersportzentrum haben begonnen

Der Wüstenstaat Saudi-Arabien will auch den Wintersport ins Land holen: Im Jahr 2022 erhielt er den Zuschlag zur Durchführung der asiatischen Winterspiele 2029. Das geplante Wintersportgebiet Trojena soll bereits 2026 fertiggestellt sein. Dieser Zeitplan erscheint den meisten Beobachtern allerdings als wenig realistisch. Trojena ist Teil des Megaprojekts NEOM.

Die Region liegt auf einer Höhe zwischen 1.500 und 2.600 Metern. Schnee gibt es dort nur selten. Dennoch wollen die Planer von Dezember bis Februar Wintersport auf (Kunst-)Schnee garantieren.

Trojena soll mehr als 6 Milliarden US$ kosten. Bislang wurden Aufträge im Wert von 1,8 Milliarden US$ vergeben. Im Ausschreibungsprozess befinden sich Projekte für 3,4 Milliarden US$. Mit der Vergabe ist noch 2023 oder 2024 zu rechnen.

Im Frühjahr 2023 erhielt das lokale Unternehmen Al-Ayuni Investment & Contracting Aufträge im Wert von 124 Millionen US$ für Erdarbeiten und den Bau von Straßen zu den geplanten Trojena-Staudämmen. Für die Staudämme wird mit Gesamtbaukosten von 2 Milliarden US$ kalkuliert.

Im September 2023 ging der Zuschlag für eine 48 Kilometer lange und 200 Millionen US$ teure Wasserpipeline an Al-Rashid Trading & Contracting. Im Oktober erhielt ein Konsortium aus Al-Ayuni Investment & Contracting und der türkischen Limak Holding einen 1,2-Milliarden-US$-Auftrag für Tunnelbauarbeiten und verschiedene weitere Erdarbeiten.

Großes Interesse an internationalem Golfsport

Die größten Veranstalter im Herrengolf, die amerikanische PGA Tour und die europäische DP World Tour, kündigten im Juni 2023 an, dass sie einen Zusammenschluss mit LIV Golf, einer saudischen Golf-Tour, beabsichtigen. In diesen neuen Verbund will LIV Golf rund 3 Milliarden US$ investieren. LIV Golf wurde 2021 gegründet und wird vom PIF finanziert.

Aktuell gibt es in Saudi-Arabien acht Golfrasenplätze. Davon sind vier durch die Golf Environment Organisation (GEO) zertifiziert. Bis 2030 könnten mehr als 20 Golfplätze hinzukommen. Die Diriyah Gate Development Authority und Golf Saudi bauen für 40 Millionen US$ die "Greg Norman Championship"-Golfanlage. Die Fertigstellung soll in Kürze erfolgen.

Staatsfonds gründet Investitionsgesellschaft für den Sportsektor

Der Public Investment Fund gründete Mitte 2023 SRJ Sports Investments. Das Unternehmen soll im In- und Ausland investieren. Hauptziel ist es, international renommierte Sportveranstaltung nach Saudi-Arabien zu bringen. Als erstes Investment hat SRJ im August 2023 eine Minderheitsbeteiligung an der US-amerikanischen Professional Fighters League (PFL) erworben. Die PFL ist Veranstalter von MMA-Wettkämpfen (Mixed Martial Arts). Dieser Vollkontakt-Kampfsport ist durch extreme Brutalität gekennzeichnet. Seit etwa zehn Jahren ist in Saudi-Arabien ein wachsendes Interesse an MMA zu beobachten.

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